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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Wir werden ganz sicher bald nachkommen. «
    George hatte sich im Stuhl zurückgelehnt und für einen Moment die Augen geschlossen, jetzt richtete er sich abrupt auf und griff zu seiner Kaffeetasse. Er blickte hinüber zu dem jungen Mädchen und fragte dann: » Nun, Elisabeth, möchtest du nicht noch einmal hinüber zum Teich laufen, um nach den jungen Enten zu sehen? « Begeistert schob diese ihren Stuhl zurück und rannte davon.
    Als sie weg war, fragte George mit einem harmlosen Lächeln: » Fürchtest du, ich könnte sie allzu sehr beeinflussen? «
    » Nun– ich gebe zu, dass ich mich geärgert habe. Du hättest mich zuerst fragen können, bevor du ihr den Floh ins Ohr setzt, auf ein Gymnasium zu gehen. «
    Er führte die Tasse an die Lippen, bemerkte, dass sie leer war, und stellte sie zurück auf den Tisch. Schammi beeilte sich, ihm frischen Kaffee nachzugießen.
    » Du hast recht « , murmelte George. » Ich war zu vorschnell. Wärest du bei uns in Daressalam gewesen, hätten wir in Ruhe über Elisabeths Zukunft reden können. «
    Ach, so war das. Nun war sie die Schuldige. Sie war zu lange auf der Plantage geblieben und hatte sich nicht um ihr Kind gekümmert. Der Vorwurf traf sie hart, zumal er nicht ganz unberechtigt war.
    » Ich sagte doch, dass wir bald nachkommen werden « , gab sie unwirsch zurück. » Aber du siehst ja, wie gut es ihr hier gefällt. Elisabeth hat die ersten fünf Jahre ihres Lebens auf einer Plantage verbracht, sie ist ungebunden und frei in der Natur aufgewachsen… «
    Mit einer langsamen Bewegung strich George über Simbas mächtigen Schädel, spürte der kleinen Knochenausbuchtung an seinem Hinterkopf nach, liebkoste die zottigen Hängeohren.
    » Fragen wir sie… «
    Elisabeth überlegte nur einen kurzen Moment, dann erklärte sie, auf der Plantage bleiben zu wollen.
    » Aber nur, wenn du nicht traurig bist, George… « , sagte sie schmeichelnd und schlang die Arme um ihn.
    » Traurig? « , rief er und lachte. » Ich werde mich ein wenig erholen können, bevor du mir neue Löcher in den Bauch fragst, kleines Fräulein. «
    Als er allein davonritt, stand Elisabeth an Charlotte geschmiegt auf der Terrasse. Gut hundert Schritte bevor George das Eingangsgatter erreichte, sah er sich nach ihnen um und winkte. Charlotte hob zögernd die Hand, unsicher, ob sein Abschiedsgruß ihnen beiden oder vielleicht nur Elisabeth galt. Doch er hatte sich schon wieder nach vorn gewendet, um Schammi und Johannes Kigobo, die das Eingangsgatter für ihn öffnen wollten, etwas zuzurufen. Charlotte sah die beiden schwarzen Angestellten verblüfft zurückweichen, während George nun sein Pferd antrieb und das Hindernis im Sprung nahm. Danach verschwanden Pferd und Reiter hinter dem Eukalyptuswäldchen.
    » Er kann viel besser reiten als Jeremy, nicht wahr, Mama? «
    » Natürlich, mein Schatz. «
    » Und er ist auch viel klüger. George weiß alles. Er kann so großartige Witze machen… «
    Charlotte nickte und spürte, wie ihr das Herz schwer wurde. Hätte sie das Mädchen besser mit George nach Daressalam geschickt? Ach, weshalb hatten sie sich nur so voneinander entfremdet? Sein Kuss war flüchtig gewesen, fast kühl, und auch sie hatte sich nicht überwinden können, ihm ihren Abschiedsschmerz zu zeigen.
    » Mama, du musst mir heute Abend lateinische Vokabeln abhören. Kannst du überhaupt Latein? «
    » Nein. Aber es wird schon irgendwie gehen, mein Schatz! «
    Ihre Tochter lernte eine Sprache, die sie selbst nicht beherrschte. Die Sprache der Akademiker, der gebildeten Männer, der Wissenschaftler und Ärzte. Es war großartig, dass es Frauen jetzt möglich sein sollte, in diese Bastion der Männer einzudringen– wieso war sie so selbstsüchtig und wollte ihrem Mädchen diese Chance nehmen? George hatte vollkommen recht– sie würden eine Möglichkeit finden, Elisabeth auf eine gute Schule zu schicken und dennoch in ihrer Nähe zu bleiben. Weshalb nicht Marokko? Was sprach gegen Ägypten? Hatte sie selbst nicht George damals vorgeschlagen, in das Land am Nil auszuwandern?
    Sie beschloss, ihre Nachbarn zu besuchen und dann hinunter nach Wilhelmsthal zu reiten– irgendwo musste sich doch ein vernünftiger Verwalter finden. Drei Tage war sie unterwegs, doch das Ergebnis war nicht das gewünschte. Man versprach ihr, bei passender Gelegenheit jemanden vorbeizuschicken. Bei den Krügers erfuhr sie, dass Erdmute erkrankt und nach Tanga in die Klinik gebracht worden war. Gustav Krüger verbarg seine

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