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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Sorge hinter einer bärbeißigen Fassade und erklärte Charlotte kurz angebunden, sie sei mittlerweile überall als » schwierige Person « bekannt, da sie bisher fast jeden Kandidaten für einen Verwalterposten fortgeschickt habe. Er zumindest habe keine Lust, sich noch einmal die Finger zu verbrennen.
    Jeremy hatte während ihrer Abwesenheit hervorragende Arbeit geleistet und konnte wahrhaftig stolz auf sich sein, doch an den Abenden blieb er jetzt in seiner Hütte und widerstand allen freundlichen Aufforderungen, sich zu ihnen zu gesellen.
    » Sie haben mit Ihrer Tochter zu tun, Lady. «
    » Elisabeth hätte gewiss Spaß an den Spielen, die Sie sich immer ausdenken… «
    » Möglich… «
    Er kam ihr seltsam scheu vor, sah sie nur aus den Augenwinkeln an und schien seine prahlerischen Sprüche vollkommen vergessen zu haben. Lag es daran, dass Elisabeth eine ziemlich deutliche Abneigung gegen den jungen Mann an den Tag legte? Oder hatte er vielleicht wieder zu trinken begonnen?
    » Was haben wir ihm getan? « , fragte Charlotte ihre Cousine Klara, als sie am frühen Abend miteinander auf der Terrasse saßen.
    Klara zog ein paar Striche über den Zeichenblock, kniff dann die Augen zusammen und begann, die Schatten zu schraffieren. Seitdem Elisabeth auf der Plantage war, hatte sie wieder häufiger gezeichnet, manchmal saßen Tante und Nichte auch nebeneinander vor dem Wohnhaus, jede mit Stift und Block bewaffnet und bemüht, denselben Baum, einen bunten Krug oder den felsigen Berghang aufs Papier zu bringen.
    » Ich glaube, dass Jeremy deinen Mann sehr schätzt, Lotte « , sagte Klara nach anfänglichem Zögern.
    Auch wenn Klara nun tatsächlich ihrer Mutter Fanny sehr ähnlich sah, blickten ihre blauen Augen noch immer so zärtlich wie früher. Klara, die kleine Cousine mit dem Humpelbein, die Charlotte vor Ettje und Paul hatte beschützen müssen, die mit ihr im selben Bett geschlafen hatte, die ihren Herzschlag kannte und von ihren Träumen wusste.
    » Aber deshalb muss er doch nicht wie ein Einsiedler… «
    » Verstehst du denn nicht, Lotte? « , flüsterte Klara und sah sich vorsichtig um, obgleich außer ihnen nur Martha Mukea auf der Terrasse war. » Jeremy Brooks hat eine… Schwäche für dich. «
    » Ach, Klara! « schimpfte Charlotte. » Das hast du schon einmal behauptet– was für ein Unsinn! «
    » Ich sage nur das, was ich denke, Lotte. Natürlich ist es möglich, dass ich mich irre. Aber du solltest wirklich bald zu deinem Mann zurückkehren. «
    » Ja, du hast recht « , murmelte Charlotte.
    Sie blickte auf Klaras Zeichenblatt, auf dem gerade der Ententeich entstand, dahinter das Akazienwäldchen und in der Ferne, nur mit wenigen Strichen angedeutet, der steil ansteigende Berghang, wo Farnkräuter in dichten Büscheln zwischen den Felsen wucherten.
    In Daressalam ist das Meer, dachte sie und versuchte sich das Rauschen und Schlagen der Wellen im weißen Sand vorzustellen, die türkisfarbene Bucht, die Palmenhaine. Doch der Wind trug jetzt den Duft der blühenden Kaffeebäume herbei, und ihre Erinnerung an das Meer verblasste.
    Am Abend führte sie ein Gespräch mit Peter Siegel und stellte fest, dass sie offene Türen einrannte.
    » Es ist nicht gut, wenn Mann und Frau voneinander getrennt sind « , verkündete er mit Predigermiene. » Geh mit Gott, Charlotte. Ich werde die Plantage so lange führen, bis wir einen Verwalter gefunden haben. «
    Er hatte in der Tat die besten Absichten und hörte geduldig zu, als sie ihm seine Aufgaben erklärte. Vor allem die Buchführung, die Bezahlung der Arbeiter, kleinere Anschaffungen, Verwaltung und Verkauf der Lebensmittel an die Schwarzen, regelmäßige Berichte nach Daressalam…
    » Und alles andere? «
    » Wir werden sehen, Peter. «
    Jeremy hatte Charlotte seit Tagen nicht mehr auf ihren Kontrollritten begleitet, er tauchte nur noch auf, wenn sie die Schwarzen zur Arbeit schickte, um mit ihnen gemeinsam loszuziehen. Dann blieb er meist den ganzen Tag über fort. Was genau er alles unternahm, wusste sie nicht, sicher war nur, dass die Arbeiten seitdem ordentlich und ohne überflüssige Pausen erledigt wurden. Charlotte gab es nicht gern zu, aber ihre schwarzen Arbeiter fügten sich bwana Brooks sehr viel bereitwilliger als bibi Johanssen.
    An diesem Morgen schickte sie Schammi zu Jeremys kleinem Haus hinüber, um ihn zu einem Ausritt einzuladen, doch er ließ sie warten. Als sie schon begann, ärgerlich zu werden, erschien er endlich, gähnte und

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