Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach

Vom Netzwerk:

behauptete, zu dieser frühen Stunde noch todmüde zu sein.
    » Das tut mir leid, Mr Brooks. Ich wusste nicht, dass Sie Ihre Schlafgewohnheiten geändert haben. Ehedem waren Sie am Morgen recht munter… «
    » Die Zeiten ändern sich eben, Lady. «
    Seite an Seite ritten sie zu einer der Kaffeepflanzungen, wie Charlotte es in letzter Zeit täglich getan hatte, stiegen ab und begutachteten die Bäumchen. Waren die Blätter in Ordnung oder von Schädlingen angefressen? Würde sie Probleme mit dem Bohrwurm bekommen? Viele Bäume hatten im oberen Bereich schon winzige, dunkelgrüne Früchte angesetzt, während an anderen Zweigen noch die Blüten hingen.
    » Ich habe eine Frage an Sie, Mr Brooks « , sagte sie und zog den Hut weiter in die Stirn. Die Sonne hatte schon jetzt solche Kraft, dass sich die letzten Tautropfen wie kleine Kreise in das Blattwerk brannten. » Das heißt– es ist eher eine Bitte… «
    » Nur zu, Lady « , entgegnete er ermutigend, als habe er darauf gewartet.
    Er befand sich nur einen halben Meter von ihr entfernt, auf der anderen Seite des Bäumchens, doch die Sonne spielte gleißend im Blattwerk, so dass sie seine Gesichtszüge nicht erkennen konnte.
    » Sie waren mir während der vergangenen Wochen eine große Hilfe, deshalb wäre es schön, wenn… «
    » Sie wollen zu Ihrem Mann fahren « , unterbrach er sie. » Das ist in Ordnung, Lady. Dort gehören Sie hin. «
    Es klang reichlich unfreundlich, fast ruppig, hätte er ihr gegenüber bei anderer Gelegenheit diesen Ton angeschlagen, wäre sie zornig geworden.
    » Und Sie würden noch ein paar Wochen hierbleiben und Missionar Siegel zur Hand gehen? «
    » Warum nicht? « , meinte er und knipste mit den Fingern ein Blatt ab.
    » Das werde ich Ihnen niemals vergessen, Mr Brooks! «
    Natürlich konnte sie ihm nicht um den Hals fallen, wie sie es am liebsten getan hätte, doch in ihrer Stimme schwang tiefe Dankbarkeit mit, und trotz der Sonnenblitze im Blattwerk meinte sie zu sehen, dass es in seinem Gesicht zuckte.
    » Reiten wir weiter « , sagte er mürrisch. » Es wird heiß werden, da ist es besser, wenn die Arbeiter frühzeitig losziehen. «
    Kopfschüttelnd folgte sie seinem Rat, stieg auf ihr Maultier und ritt hinter ihm her, als habe er jetzt schon zu bestimmen, wohin der Weg führte. Nach einer Weile drehte er sich um und grinste sie dreist an.
    » Was haben Sie mit meinem Geschenk gemacht, Frau Johanssen? «
    » Welches Ihrer Geschenke meinen Sie? «
    Sie hörte ihn lachen.
    » Den Whisky. Falls Sie das Zeug nicht brauchen– ich wüsste da einen Abnehmer. «
    Am Nachmittag beorderte sie ihn auf die Terrasse und versuchte, ihm ins Gewissen zu reden. Er habe jetzt wochenlang keinen Schluck von diesem Zeug getrunken und es ganz offensichtlich auch nicht gebraucht. Weshalb um alles in der Welt wolle er jetzt wieder damit anfangen?
    » Sie sind noch so jung, Mr Brooks « , sagte sie mütterlich, » und es stecken so viele großartige Fähigkeiten in Ihnen. Lassen Sie den Whisky stehen, ich bitte Sie. Tun Sie es mir zuliebe… «
    Er schien sich darüber zu amüsieren, wie sie in ihrem weißen Kleid vor ihm auf dem Stuhl saß, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, den Kopf von einem Strohhut beschattet.
    » An Ihnen ist eine Missionarin verloren gegangen, Frau Johanssen « , sagte er grinsend, als sie mit ihrem Vortrag fertig war.
    Sie wollte ihm soeben eine entrüstete Antwort geben, als er ihr zuvorkam und mit leiser, ungewohnt ernster Stimme zu sprechen begann. » Sie sehen hübsch aus in diesem hellen Kleid, Lady. Sie sind überhaupt verdammt hübsch, und es ist gut, dass Sie abreisen, weil ich sonst vielleicht einen unverzeihlichen Fehler begangen hätte. « Dann stand er auf, ging mit langen Schritten über den Hof und dann den Weg hinunter zum Stall.
    Charlotte starrte ihm verblüfft hinterher. Was für ein verrückter Kerl! Nun, zumindest würde er sein Wort wohl eine Weile halten, das musste reichen, mehr konnte sie nicht verlangen.
    Am nächsten Morgen trug sie den Whisky eigenhändig in aller Frühe zum Teich hinunter und kippte die braune, aromatisch duftende Flüssigkeit in das grünliche Teichwasser, wo es goldene Schlieren zog und bald darauf verschwand.
    » Enten werden hüpfen und tanzen wegen Whisky « , witzelte Johannes Kigobo, der sie beobachtet hatte. » Dann sie werden müde sein und viel schlafen– gute Zeit für Simba Entenjäger! «
    Charlotte schenkte ihm die leeren Glasflaschen, auf die er aus irgendeinem