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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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nach mir gefragt hat! «
    » Jawohl « , gab Jeremy zurück und nickte anerkennend zur Wirtin hinüber, da das Bier dieses Mal zu seiner Zufriedenheit ausgefallen war. » Ein eher unscheinbarer Kerl, nicht allzu groß, aber drahtig. Eine treue Seele. Er nennt sich Jacob Götz und behauptet, schon früher für Sie gearbeitet zu haben. «
    » Mein Gott– Jacob Götz! « , rief sie aus.
    Sie erzählte nun von ihrer Plantage am Kilimandscharo, von den beiden Freunden Jacob Götz und Wilhelm Guckes, ohne die sie den Besitz nach dem Tod ihres Mannes gar nicht hätte halten können. Von den hinterhältigen Feuerteufeln und von Wilhelm Guckes’ unglückseligem Tod. Es kamen so viele schöne und schreckliche Erinnerungen hoch, dass sie den Bericht schließlich abbrach, weil sie fürchtete, zu viel von sich zu offenbaren.
    » Er hat sich also wieder gefangen– wie sehr mich das doch freut! «
    Jeremy hatte aufmerksam zugehört, und sie sah ihm an, dass ihm eine Menge Fragen im Kopf herumspukten. Doch er bezähmte seine Neugier, nahm einen tiefen Schluck Gerstensaft und wischte sich dann den spärlichen Schaum von der Oberlippe.
    » Was die Kapelle betrifft, gestrenge Herrin « , fuhr er schließlich fort, » so habe ich spontan beschlossen, dieses Werk christlicher Gesinnung ein wenig später in die Tat umzusetzen. «
    Charlotte schmunzelte.
    » Was grinsen Sie so? «, knurrte er ärgerlich. » Ich bin nach wie vor fest entschlossen, die Kapelle zu bauen. Und ob Sie mir glauben oder nicht: Wir haben bereits den Grund ausgehoben bis hinunter auf den Fels. Ein paar Steine liegen auch schon dort oben, mit diesen meinen Händen habe ich Hammer und Meißel geführt, um akkurate Quader herzustellen. Genauso, wie es die alten Römer machten. «
    Sie wollte schon nachfragen, ob er diese Steine auch selbst an Ort und Stelle getragen habe, doch dann biss sie sich auf die Zunge, schon deshalb, weil ihr die Szene damals am Bach in peinlicher Erinnerung war. Ob er ihre Gedanken erraten hatte? Er blickte sie mit heiter blitzenden Augen an, und siewar froh, dass der Wirt in diesem Moment das Essen herbeitrug. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass sie errötete.
    » Wenn die Dinge so liegen… « , sagte sie gedehnt und schwieg dann unsicher.
    Der Engländer wartete geduldig, bis der Wirt alles abgestellt und ihnen einen guten Appetit gewünscht hatte, doch er ließ Charlotte dabei nicht aus den Augen. Es schien ihm großen Spaß zu machen, sie in Verlegenheit zu bringen.
    Sie beschloss, ihm nun ebenfalls genauen Bericht über die letzten Tage und Wochen zu erstatten, und fing mit leiser Stimme an zu sprechen. Der Gasthof hatte sich inzwischen mit Gästen gefüllt, die neugierig zu ihnen hinüberstarrten, und Jeremy musste sich vorbeugen, um sie zu verstehen. Er hörte aufmerksam zu, als sie ihm die beängstigenden Details von Georges Verschwinden schilderte, und unterbrach sie dabei kein einziges Mal. » Vertrauen Sie mir? « , fragte er schlicht, als sie geendet hatte.
    » Ja… Schon… « , erwiderte sie zögernd.
    » Geben Sie mir fünfhundert Rupien. Morgen früh steht die Reisegruppe fertig ausgerüstet und abmarschbereit im Hof des Gasthauses. «
    » Ganz gewiss nicht, Jeremy! Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe kein Problem damit, Ihnen dieses Geld anzuvertrauen, aber ich kann Sie unmöglich die ganze Arbeit allein machen lassen! «
    Mit gerunzelter Stirn sah er zu ihr hinüber, begriff dann, dass sie es ernst meinte, und klemmte sich entschlossen eine Haarsträhne hinters Ohr.
    » Dann also Partner. Ist es das, was Sie wollen? «
    » Das wäre mir lieber, Jeremy. «
    » In Ordnung « , seufzte er erleichtert. » Und was machen wir mit dem da? « Er wies mit dem Finger unter den Tisch, wo Simba es sich auf Charlottes Füßen bequem gemacht hatte.
    » Wir werden ihn mitnehmen müssen « , erwiderte sie lächelnd. » Er folgt mir sowieso, wohin ich auch gehe. «
    Simba hob den Kopf von den Pfoten und nieste vernehmlich.
    » Ein großer Spürhund scheint er nicht zu sein « , knurrte Jeremy. » Aber wie ich ihn kenne, wird er in den Eingeborenendörfern Hühner stehlen und uns Ärger machen. «
    Der rotbraune Hund blinzelte zu dem Engländer hinauf und zog leicht die Lefzen zurück, so dass seine kräftigen Eckzähne sichtbar wurden.
    » Ich glaube, er vermisst George « , sagte Charlotte bekümmert und bückte sich, um ihrem treuen Gefährten den breiten Kopf zu tätscheln.
    Sie zog sich an diesem Abend früh zurück.

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