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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Erwachsenen schlossen sich ihr an.
    Täuschte sie sich, dachte Charlotte, oder wurde das Schlingern langsam schwächer? Nach wie vor kämpfte das Schiff gegen die Wellen an, doch unten auf Deck waren Kommandos zu vernehmen, Seeleute begannen, die losgerissenen Taue einzufangen und zu befestigen. Also schlugen die Brecher nicht mehr ganz so heftig über das Vordeck.
    » Dann werden deine Freundinnen dir gewiss lange Briefe schreiben… «
    » Thilda Baumfalk bestimmt nicht. Sie macht schrecklich viele Fehler beim Schreiben, leider ist sie sehr dumm. Minna und Pauline schon eher, und Julchen sowieso… «
    Elisabeth redete ohne Pause, hielt dabei die Puppe auf ihrem Schoß und schaffte es sogar, aus Charlottes Glas Limonade zu trinken, ohne dabei zu kleckern. War sie am Ende nur aus Heimweh seekrank geworden? Erholte sie sich jetzt, weil sie mitleidige Zuhörer fand, denen sie ihre Sorgen anvertrauen konnte?
    » Ja, ich bin oft sehr traurig. Nachts muss ich manchmal weinen. Aber jetzt geht es schon besser. Weil ich doch Mama und George habe. Und auch Fräulein Mine… «
    Die Nudelsuppe wurde in kleinen Schüsseln serviert, und Elisabeth beschloss, Fräulein Mine beim Essen behilflich zu sein. Mit Bewunderung verfolgten die fünf Damen– Kind und Puppe eingeschlossen– die akrobatischen Leistungen der Kellner, die die Mahlzeit trotz des schwankenden Schiffsbodens sicher an den Tisch trugen. Der Sturm hatte tatsächlich nachgelassen. Weitere Passagiere fanden sich im Speisesaal ein: zwei junge Herren aus Hamburg, die für ihre Firma nach Ostafrika reisten, ein schnauzbärtiger, pensionierter Oberst aus Berlin und das ältere Ehepaar aus Bremen, das jedoch nur Kamillentee und trockenen Zwieback zu sich nahm. Die Palmen waren inzwischen wieder an Ort und Stelle, die Teppiche sauber gekehrt, nur die Stühle wollten noch nicht an Ort und Stelle bleiben.
    Als der Hauptgang serviert wurde, der umständehalber nur aus Kartoffelbrei, gemischtem Salat und kurz gebratenem Fleisch bestand, ließ sich auch George blicken. Er sah bleich aus, und sein Gang war eher zögerlich, aber er hatte immerhin sein fröhliches Grinsen wiedergefunden.
    » Doktor Johanssen! « , rief Jane Marwin aus. » Wir haben Sie vermisst! Wieder einmal waren es die Damen, die bei Sturm und Wellen die Fahne unserer großen Seefahrernation hochgehalten haben. «
    George betrachtete unsicher die Speisen auf dem Tisch, stellte fest, dass Elisabeth eifrig mit Messer und Gabel an einem Fleischstück herumsäbelte, und setzte sich weitab ans andere Ende der Tafel.
    » Ich bedaure zutiefst, die britische Nation so schlecht vertreten zu haben « , sagte er an die beiden Engländerinnen gewandt. » Es muss daran liegen, dass es in meiner Ahnenreihe auch einige Dänen und sogar einen deutschen Großvater gibt. «
    » Nun, das ist ja keine Schande, lieber Doktor. Ich gestehe es nur ungern, aber in unserer Ahnenreihe befindet sich sogar eine schottische Urgroßmutter. Dennoch erfüllt es mich mit Stolz, dass wir Briten die Weltmeere beherrschen– eine Tatsache, an der der deutsche Kaiser Wilhelm gewiss nichts ändern wird, und wenn er noch so viele Hochseeschiffe bauen lässt… «
    » Nun, er ist ein Enkel der großen Viktoria… «
    Das Gespräch drehte sich um den Aufbau der deutschen Hochseeflotte, in den Augen der beiden Engländerinnen eine Anmaßung des deutschen Kaisers, die nun– Gott sei es gedankt– durch den Stapellauf der Dreadnought in Portsmouth ihr Ende gefunden hatte. Ein Schlachtschiff wie die Dreadnought – eine Meisterleistung britischer Konstrukteure– sei allen bisher gebauten Kriegsschiffen mit Abstand überlegen, Kaiser Wilhelm könne seine Kriegsflotte getrost verschrotten lassen.
    » Seien Sie vorsichtig, meine Damen. Vielleicht baut der Kaiser ja aus all dem Schrott eine deutsche Fürchtenichts zusammen. Eine gewaltige Konservendose mit Batterieantrieb und vielen Löchern für die Geschütze… «
    » Ein Unterseeboot? Aber lieber Doktor Johanssen, solch ein albernes Ding wird niemals seetauglich sein. Die armen jungen Männer, die in diesen Blechbüchsen auf den Meeresgrund sinken, um nie wieder aufzutauchen… «
    » Nun– angesichts der augenblicklichen Wetterlage säßen wir jetzt in einem U-Boot doch wesentlich komfortabler. «
    Charlotte sah ihm an, dass es ihm noch ziemlich schlecht ging, doch selbst in diesem Zustand gelang es ihm, die Damen zu unterhalten. Er bestellte Rotwein und dazu Weißbrot, was die Schwestern Marwin

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