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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Tälern, das üppige Grün der Hochebenen war in zarte weißliche Schleier gehüllt. Links der Bahnstrecke breitete sich die Savanne aus, eine grünende, blühende Ebene, von Buschwerk und kleinen Bergkuppen unterbrochen, in der Ferne sah man das dunkelgrüne Band des Pangani-Flusses. Rote Lilien und blaue Malven wiegten sich im Wind zwischen tausenden anderer vielfarbiger Blüten, deren Namen Charlotte nicht kannte.
    » Ist es nicht ein Paradies, George? «
    » Ja « , bestätigte dieser lächelnd. » Für ein paar Wochen ist es in der Tat ein Garten Eden. «
    Es war schon fast vier Uhr nachmittags, als sie endlich in Mombo ankamen. Die vorläufige Endstation der Bahnlinie befand sich auf einer viereckigen Rodung inmitten eines dichten Waldes, es gab einen befestigten Bahnsteig und ein geräumiges Lagerhaus aus Stein, das mit einem Wellblechdach versehen war. Vermutlich hätten sie hier auch die Nacht verbringen können, wenig bequem zwar, aber immerhin trocken und einigermaßen sicher. Doch Peter Siegel schien plötzlich zu neuem Leben zu erwachen, und auch seine schwarzen Begleiter hatten es seltsamerweise eilig, die Waren aus dem Güterwaggon zu hieven und unter sich aufzuteilen.
    » Wir gehen nach Wuga « , verkündete Peter. » Sie kennen den Weg, bis zum Einbruch der Dunkelheit sind wir dort. «
    » Wie weit ist es denn bis dorthin? « , erkundigte sich George.
    » Nun, ein paar Kilometer müssen wir schon zurücklegen, aber es ist längst nicht so weit wie nach Wilhelmsthal. «
    Gegen sechs Uhr senkte sich üblicherweise die Dunkelheit nieder, es war also nicht sinnvoll, lange zu diskutieren. Peter war ortskundig, auch wenn Charlotte zu wissen glaubte, dass Wilhelmsthal im Westen gelegen war, also auf dem Weg zur Mission Hohenfriedeberg. Der Missionar aber zeigte nach Osten, als er von Wuga redete.
    George war zu einigen Afrikanern gegangen, die an der Station herumlungerten und ganz offensichtlich darauf warteten, als Träger angeheuert zu werden. Er kehrte mit zweien von ihnen zurück, ein dritter eilte davon, um im nahegelegenen Dorf zwei Maulesel als Reittiere zu besorgen– eine Maßnahme, über die Peter Siegel wieder einmal den Kopf schüttelte, zumal sie die Gruppe kostbare Minuten kostete.
    » Ich schätze, wir werden in einem Eingeborenendorf übernachten müssen « , flüsterte George Charlotte zu, als er ihr in den Sattel half. » Soweit ich die Schwarzen verstanden habe, braucht man gut drei Stunden bis Wuga. «
    Elisabeth saß stolz auf dem Rücken des zweiten Maultiers, sie war von Kind auf geritten und fand sich schnell zurecht. George ging zu Fuß wie die anderen Männer auch. Bald stellte sich heraus, dass George klug daran getan hatte, ihnen Reittiere zu besorgen, denn der schmale Pfad war schlüpfrig vor Nässe und stieg bald recht steil bergan. Die kleine Karawane bewegte sich in raschem Tempo, und Charlotte bewunderte die schlanken, schwarzhäutigen Burschen, die die schweren Lasten ohne Pause über glitschigen Fels und loses Gestein immer höher hinaufschleppten. An manchen Stellen war der Pfad vom rötlichen Wasser eines Bachlaufs überschwemmt, dann wieder versperrte ein umgestürzter Baum den Weg– ein Opfer der reißenden Fluten, die sein Wurzelwerk schon jahrelang unterspült und ihm nun den letzten Halt genommen hatten. Alle waren froh, dass sich momentan kein weiterer Gewitterregen ankündigte, sonst wäre dieser Aufstieg kaum möglich gewesen.
    Zu Anfang schwatzte Elisabeth munter drauflos, beklagte, ihre beiden schwarzen Freundinnen nicht mehr sehen zu können, fragte, ob sie heute noch zu Tante Klara kämen, und wollte dann von George wissen, ob er ihnen ein Impala zum Abendbrot schießen wolle. George, der sein Gewehr aus der Umhüllung genommen und umgehängt hatte, erklärte grinsend, er habe schon darüber nachgedacht, aber bei so vielen Leuten müsse es wohl schon ein Elefant sein, sonst würden sie nicht alle satt.
    » Du darfst keinen Elefanten schießen, das ist verboten! Du darfst das nur, wenn du dafür Geld bezahlst. «
    » Kluges Mädchen. Wenn sich nur alle daran halten würden. «
    Tatsächlich hatte die deutsche Gouverneursverwaltung den Abschuss von Elefanten eingeschränkt. Den Einheimischen war er ganz und gar untersagt, die vielen Großwildjäger allerdings waren finanzkräftig genug, die Gebühr zu bezahlen. Und bei höhergestellten Persönlichkeiten oder guten Freunden nahm man es sowieso nicht so genau.
    » Mama, die Felsen sind alle aus Silber! «
    Es

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