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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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pflanzen. Zumindest die Eingeborenen tun es. «
    » Ja– Tabak und Zuckerrohr. «
    » Schnaps und Rauch « , stellte er grinsend fest. » Vielleicht finde ich eines Tages ja doch noch Gefallen am Landleben! «
    Charlotte lachte über seinen Scherz und war zugleich froh, dass Peter Siegel an der Spitze der Gruppe ging und ihr Gespräch nicht mit anhören konnte.
    Eine gute Weile folgten sie dem Fahrweg, den man mit hohen Baumreihen gesäumt hatte, dann endete die Straße am Hoftor einer Plantage. Charlotte wäre gern dort eingekehrt, um die Besitzer kennenzulernen und sich ein wenig umzuschauen, doch Peter Siegel schüttelte den Kopf.
    » Wo denkst du hin? Sie werden uns bewirten und überall herumführen, und dann müssen wir den Abend mit ihnen verbringen und uns ihre Geschichten anhören. Wir würden einen ganzen Tag verlieren. «
    Weshalb war er nur immer so gehetzt? Was bedeutete schon ein Tag? Sie waren in Afrika, wo man Zeit im Überfluss hatte. Aber der Missionar schien besessen von dem Gedanken, heute noch Hohenfriedeberg zu erreichen. So blieb nur Zeit für eine kurze Rast, bei der sie die Maultiere tränkten und einen kleinen Imbiss zu sich nahmen, dann brach die Karawane wieder auf. Es war eine schweißtreibende Reise, manchmal zog sich der Weg in spitzen Kehren den Fels hinauf, führte über weite Strecken am Berghang entlang und senkte sich dann wieder ins Tal hinab. Farne wuchsen an den Hängen in nie gekannter Üppigkeit, in den Wiesen blühten weiße Orchideen und wilde Disteln, kleine lila Veilchen bildeten dichte, wunderbar duftende Polster– Usambara-Veilchen.
    Früh am Nachmittag mussten sie unter hohen Bäumen Zuflucht vor einem Regenguss suchen, dann jedoch klarte der Himmel auf, und die Sonne ließ die Feuchtigkeit als zarte Nebel über den Wäldern emporsteigen. Als sie wieder in den Urwald eintauchten, begleitete sie das leise Knistern und Flüstern der Wassertropfen, die von den Blättern herabrollten, an den Stämmen entlangrannen und im feuchten Boden versickerten. Buschaffen balgten sich über ihnen im Blattwerk und ließen kleine Regengüsse auf sie herabfallen, einmal brach eine Herde hellbrauner Antilopen aus einem dichten Gebüsch und floh in weiten Sprüngen vor ihnen davon. Nur selten gestatteten sie sich eine Rast, kämpften sich immer neue Anhöhen hinauf, kletterten über glitschiges Felsgestein, überstiegen umgestürzte Bäume, schlugen sich den Weg mit den Buschmessern frei. Bald fürchtete Charlotte, die Träger könnten unter ihren schweren Lasten zusammenbrechen, doch die Eingeborenen schienen übermenschliche Kräfte zu besitzen. Sie setzten die bloßen Füße sicher auf kahlen Fels und schlammigen Urwaldboden, balancierten die Lasten geschickt aus und hatten dabei noch die Kraft, mit Stöcken oder Buschmessern zu hantieren.
    Auch George zeigte wenig Ermüdungserscheinungen, Peter Siegel dagegen keuchte hörbar, wollte sich jedoch nichts anmerken lassen. Am Nachmittag begann Elisabeth, die sich bisher gut gehalten hatte, zu jammern, ihr schmerze der Po von dem harten Maultierrücken, was Charlotte durchaus nachvollziehen konnte.
    » Pass auf, hinter der nächsten Biegung sehen wir die Mission « , munterte George sie auf.
    » Das sagst du schon die ganze Zeit! Aber hinter der nächsten Biegung kommt immer noch eine Biegung und noch eine und noch eine… «
    » Schau, das Äffchen dort oben lacht dich aus! « , rief Charlotte, um die Kleine abzulenken.
    » Der blöde Affe ist mir egal, ich will nach Hause. Zu meinen Freundinnen und zur Großmutter und zu Tante Ettje und den Jungen… «
    Charlotte wurde ungehalten, doch George nahm die Kleine kurzerhand auf seinen Rücken und trug sie, während er seiner Frau das Halfter des reiterlosen Maultiers in die Hand drückte. Es ging wieder steil bergan, neue Kehren waren zu bewältigen, immer höher wanden sich die Pfade den Berg hinauf, bis sich Zedern und Fichten unter die Laubbäume mischten. Charlotte fürchtete schon, es stünde ihnen eine weitere Nachtwanderung bevor, als sich vor ihnen plötzlich der Blick in ein weites, fruchtbares Tal öffnete– nach all den Strapazen ein erlösender Anblick. Die grünende Talmulde war von hohen Bergen eingeschlossen und ähnelte der Talsenke von Wuga, auch hier erhoben sich kleine Hügel und Bergkegel aus dem Grasland. Dörfer waren zu sehen, an die rechteckige Felder grenzten, an den Ufern des schäumenden Flusses weideten Schafe und braune Rinderherden.
    » Dort « , keuchte Peter

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