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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Siegel und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf einen der Bergkegel. » Dort ist Mlalo! Und da liegt Hohenfriedeberg! «
    Mlalo war eine Ansammlung von etwa siebzig Rundhütten, die sich auf der Kuppe eines steilen Bergkegels zusammendrängten. Ein Ring aus dichtem Buschwerk und Bananenstauden schützte das Dorf vor Eindringlingen, am Fuß des Bergkegels bildete das Flüsschen einen malerisch glitzernden Wasserfall, dessen Rauschen weithin zu hören war.
    Die Missionsstation befand sich jenseits des Flusses und lag ebenfalls auf einer Anhöhe, die jedoch flacher und von hohen Bäumen bestanden war. Hohenfriedeberg schien wesentlich ausgedehnter als Wuga zu sein, zwischen den Bäumen leuchteten mehrere weiße Bauten, man erkannte das strohgedeckte Langhaus und den spitzen Turm einer Kirche.
    » Ein wahrer Garten Eden « , behauptete Peter Siegel. » Ihr werdet schon sehen, wie viel hier gelungen ist. « Jetzt, da sie ihr Ziel schon vor Augen hatten, war alle Erschöpfung vergessen. Elisabeth ließ sich brav wieder auf ihr Maultier setzen, Peter Siegel schritt mit neuen Kräften voran, und die Träger begannen munter miteinander zu schwatzen. Die Pfade, die von nun an bergab führten, waren ihnen wohlbekannt, wahrscheinlich freuten sie sich darauf, bald wieder mit ihren Familien vereint zu sein. Einzig die Maultiere ließen sich nicht von der allgemeinen Aufbruchsstimmung anstecken; sie zeigten sich sogar besonders störrisch und hatten nach dem anstrengenden Tag wenig Lust, rascher zu gehen als unbedingt nötig.
    Tatsächlich glich Hohenfriedeberg mit seinen vielen Gebäuden eher einem Dorf als einer Missionsstation. Dazu war es der Mittelpunkt verschiedener Neusiedlungen, die von bekehrten Eingeborenen auf den umliegenden Hügeln errichtet worden waren. Peter Siegel kannte sie alle und zählte fröhlich die Namen auf. Dort liege Ararati, den Namen habe der Gründer der Siedlung selbst ausgewählt, da man ihm den Taufnamen »Noah « gegeben habe. Auf der anderen Seite liege Betania, und dort drüben befinde sich Kana. Es gebe aber auch Siedlungen, die Namen aus der Waschamba-Sprache trügen, Kialilo oder Tschumbageni zum Beispiel, was auf Deutsch so viel wie » Hoffnungshöhe « und » Freudenhöhe « bedeute.
    » Weshalb haben diese Leute ihre alten Siedlungen verlassen und neue gebaut? « , wollte Charlotte wissen.
    Sie sah, dass George die Augenbrauen hochzog und schmunzelte– er schien die Antwort zu kennen. Peter Siegel war jedoch erfreut, sein Wissen weitergeben zu können.
    » Nun– die bekehrten Eingeborenen leben zwar in Frieden mit ihren heidnischen Verwandten, aber sie gehören nicht mehr zu ihrer alten Dorfgemeinschaft. Das ist auch besser so, ansonsten könnte das Heidentum wieder Besitz von ihnen ergreifen. Daher haben sie sich eigene, christliche Siedlungen gebaut. «
    Die Wiesen waren von unzähligen schmalen und breiteren Bachläufen durchzogen, die von den Bergen herab dem Fluss zuströmten. Immer wieder musste die Reisegruppe einen dieser Zuflüsse überqueren, viele waren nur kleine Rinnen, die man einfach übersteigen konnte, andere schossen breit und reißend über flaches Gestein, so dass man sehr vorsichtig sein musste, um nicht den Halt zu verlieren und ins eisige Wasser zu stürzen. Bald liefen ihnen die ersten Eingeborenen entgegen, vor allem Kinder jeglichen Alters, die kaum einen Fetzen am Leib trugen und sie mit großen, neugierigen Augen betrachteten. Später kamen auch die Frauen der Träger, die ihre Männer mit hellen, trillernden Rufen begrüßten. Diese wechselten ein paar schnelle Worte mit ihnen, und manch einer strich mit der Hand über die geschorenen Köpfe seiner Sprösslinge, doch keiner kam auf die Idee, stehen zu bleiben.
    Als die Sonnenkugel schon die westlichen Gipfel berührte und ihren rosigen Schein über den Himmel schickte, erklommen die Reisenden den Hügel von Hohenfriedeberg. Auch hier eilten ihnen Eingeborene entgegen: junge Frauen, die bunte Stoffe um den Körper gewickelt hatten, Männer in weiten Hemden, unter denen sie dunkle Röcke trugen, doch vor allem Kinder, die hier mit hellen Kitteln bekleidet waren. Zwischen all den schwarzen leuchteten auch blonde Haarschöpfe. Elisabeth wollte es kaum glauben– hier lebten tatsächlich weiße Kinder! Halbwüchsige Knaben in kurzen Hosen, braun gebrannt, das blonde Haar schulterlang, um den empfindlichen Nacken vor der heißen Sonne zu schützen. Drei kleine Mädchen, alle jünger als Elisabeth, in hübsche,

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