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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Aus Paul Budde war ein strebsamer Beamter geworden, einer von der Sorte, die offenbar in einer Amtsstube zur Welt gekommen waren und deren Gesichtshaut die Farbe des Schreibpapiers angenommen hatte. Die Begrüßung blieb flüchtig, denn kaum hatten sie ein paar Worte gewechselt, stolperte Elisabeth im Flur und schlug sich den Kopf an der Kommode an. Das Mädchen war von all dem Wirbel vollkommen überdreht und weinte so laut, dass die Großmutter schon nach dem Arzt schicken wollte. Ein nasses Tuch musste her, um die Beule zu kühlen, tröstende Worte prasselten von allen Seiten auf die Kleine ein, Peter, der an dem Unfall beteiligt gewesen war, rang sich eine Entschuldigung ab– dann endlich versiegten die Tränen. Elisabeth blinzelte vor Müdigkeit.
    » Wo steht denn mein Bett, Mama? «
    Charlotte stieg mit ihrer Tochter die Treppe hinauf. Die kleine Kammer, in der sie früher mit Klara, Ettje und Tante Fanny geschlafen hatte, rief tiefe Rührung in ihr hervor. Da stand tatsächlich noch das wackelige Bett ihrer Kindheit! Wie viele Träume hatte sie darin geträumt! Schöne, sehnsüchtige, auch kummervolle…
    » Mama, das ist hier furchtbar rumpelig. Und es riecht so muffig. «
    » Psst! Die Großmutter ist traurig, wenn du so etwas sagst, Elisabeth. «
    » Ach, die hört doch nicht mehr gut… «
    Charlotte half der Kleinen beim Ausziehen, streifte ihr das Nachthemd über und pustete noch einmal auf die böse Beule, damit sie bald wieder verschwand.
    » Aber du kommst auch gleich schlafen, Mama, ja? «
    » In ein paar Minuten. Wir sind unten in der Stube, du kannst uns hören… «
    Die Zeremonie des Schlafengehens kürzte sich ab, da Elisabeth schon während des Nachtgebets die Augen zufielen. Sie sprach es auf Suaheli, denn es war Hamuna, die sie das Gebet gelehrt hatte. Das Lied, das Charlotte anschließend leise für ihre Tochter sang, hörte die Kleine nur noch im Schlaf.
    Es gab immer noch kein elektrisches Licht im Haus der Großmutter, vermutlich hatte die alte Frau sich strikt geweigert, eine Leitung legen zu lassen. So ließ Charlotte vorsichtshalber die Petroleumlampe brennen, strich dem schlafenden Mädchen noch rasch eine verklebte Locke von der Wange und bemühte sich, die knarrende Tür möglichst leise zu schließen. Auf der Stiege war es jetzt dunkel, so dass sie die Stufen mit den Füßen ertasten musste. Sie staunte über sich selbst: Jede einzelne davon war ihr vertraut, sie wusste, wohin sie den Fuß setzen musste, damit sie nicht knackte, wo ein Nagel vorstand, wo das Holz schon ein wenig gesplittert war…
    » Die Lotte wird das Geld bestimmt nicht wiederhaben wollen. Wozu denn auch? Sie hat reich geheiratet und braucht es nicht… «
    Das war Ettjes Stimme, die aus der Küche drang. An wen hatte sie diese Worte wohl gerichtet? An Paul, der Charlotte einen Teil ihres Erbes schuldete? Jenes Geld, das der Großvater damals vom Vermögen ihres Vaters genommen hatte, um Paul studieren zu lassen. Ob die Großmutter das Schriftstück tatsächlich aufbewahrt hatte, das damals aufgesetzt worden war?
    » Das heißt gar nichts. Die Großmutter ist imstande, ihr dieses alberne Blatt Papier auszuhändigen. Vor Gericht würde sie damit nicht weit kommen, aber es könnte mir trotzdem schaden. Ein guter Ruf ist schnell ruiniert, wenn die Leute etwas zum Reden haben… «
    Das war Paul. Charlotte fröstelte plötzlich, es war kühl im Flur. » Sei doch leise « , warnte Ettje.
    » Ach was– sie ist oben bei der Kleinen « , sagte Menna. » Was für ein verwöhntes Balg. Wie sie sich aufgespielt hat, als sie die Geschenke austeilte. Dabei ist doch alles von Georges Geld gekauft, Charlotte besitzt ganz sicher keinen Pfennig. Ich hätte ihr diese albernen Puppen am liebsten vor die Füße geworfen, aber das wollte ich meinen Mädchen nicht antun… «
    » Du bist ungerecht… «
    » Ach, sei still, Ettje. Ich weiß, was ich weiß. Unter Tränen hat mir meine arme Schwester Marie erzählt, wie Charlotte von Anfang an ihre Ehe zerstört hat. Briefe hat sie mit George gewechselt, diese falsche Schlange, jahrelang ging das so. ›Meine liebe kleine Charlotte‹, hat er geschrieben. Marie hat die Briefe alle gelesen, seine und ihre, das versteht sich… «
    » Marie hat seine Post gelesen? «
    » Natürlich, du Schäfchen. Meine Schwester ist doch nicht dumm, sie hat früh gemerkt, dass ihre Cousine Charlotte sich an ihren Mann heranmachte. «
    » Das glaube ich nicht, Menna! «
    » Meine Güte– unsere Cousine

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