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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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und Lungen und ließ sie husten, als hätten sie die Schwindsucht. Am Morgen war ein wenig Regen niedergegangen und hatte die lodernden Flammen gelöscht, doch auf dem Boden und unter den Ästen schwelte noch die Glut, wenn es bis zum Mittag trocken blieb, würde der Brand neu entfacht.
    » Viel Wald hat sterben müssen in Feuer « , keuchte Johannes Kigobo. » Asche fliegt auf und macht Gesicht schwarz wie Gesichter von Waschamba! «
    Charlotte konnte nicht antworten, weil ein Hustenanfall sie schüttelte, doch sie gab ihrem Maultier die Fersen, um möglichst schnell aus der stetig rauchenden Rodung hinauszugelangen. Es wäre dumm gewesen, die schon gefällten Bäume liegen zu lassen, also hatte sie Leute ausgeschickt, um die Äste abzuschlagen, dann hatten sie Feuer gelegt. Die Reste des verbrannten Holzes würden später mühsam abtransportiert werden müssen, danach konnten sie darangehen, die Wurzeln und Steine zu entfernen und die Rodung langsam in Ackerboden zu verwandeln. Im kommenden Jahr wollte Charlotte die ersten Sisalpflanzen setzen lassen.
    Simba lief ihnen ausnahmsweise voran, auch er hatte es eilig, den Rauchschwaden zu entkommen. Er kannte den Weg, den seine Herrin inzwischen mehrmals in der Woche zurücklegte, und hinterließ seine feuchte Markierung gern an Felsen oder Bäumen, um darzutun, dass dieses Revier ihm gehörte.
    Sie verließen den Fahrweg und folgten einem engen Pfad, der sich durch den Wald bergan schlängelte. Das Rauschen des Baches begleitete sie auf ihrem Ritt, manchmal entfernte es sich, dann wieder nahm es an Intensität zu, und das Bachbett trat glitzernd zwischen Bäumen und Buschwerk hervor. Der Bach hatte viele Gesichter, er strömte glatt über flaches Gestein, schoss in Wirbeln zwischen Felsbrocken und gestürzten Stämmen hindurch, am großartigsten aber war er, wenn sein Wasser von einer Anhöhe herabstürzte, tosend und schäumend, von weißlicher Gischt umnebelt. Oben auf dem Berggrat wand sich der Pfad durch ein kahles Geröllfeld, um auf der anderen Seite in scharfen Kehren talwärts zu führen. Man konnte schon aus der Entfernung das Rufen und Schwatzen der Arbeiter hören, sie schienen tatsächlich fleißig zu sein. Es war auch kein Wunder, denn die Ziegel, die sie dort in der Lehmgrube formten, waren für ihre eigenen Häuser bestimmt. So hatte es Max von Roden damals auf seiner Plantage am Kilimandscharo gehalten, und Charlotte wusste, dass es eine kluge Maßnahme gewesen war. Schwarze Arbeiter, die mit ihren Familien in einem festen Haus wohnen durften und dazu noch Feld und Garten erhielten, hatten wenig Lust, sich einen anderen Ort zu suchen. Sie blieben auf der Plantage. Auf diese Weise gedachte sie sich einen festen Arbeiterstamm zu schaffen, damit sie nicht– wie Karl Manger– auf die unzuverlässigen Burschen angewiesen war, die mal auf einer Plantage, dann wieder bei der Bahn anheuerten und schließlich an die Küste zogen, um dort ihren Verdienst in aller Kürze durchzubringen.
    Zwei verlässliche Angestellte besaß sie bereits– Johannes Kigobo und Jonas Sabuni waren trotz aller Bedenken der Missionare in Hohenfriedeberg mit ihr nach Neu-Kronau gezogen. Jonas Sabuni hatte seine Frau und die drei Kinder mitgebracht, er wäre der Erste, der eines der neu gebauten Häuser beziehen würde. Johannes Kigobo, der bisher noch Junggeselle war, teilte sich einen Raum im Anbau des Wohnhauses mit drei anderen Angestellten.
    Ihre Ankunft bei der Lehmgrube löste Jubel aus, die Schwarzen ließen die Bottiche und hölzernen Ziegelformen stehen und liefen ihr entgegen. Kein Wunder, sie hatte zwei Packpferde dabei, die Reis, Bananen und Gemüse, aber auch Zuckerrohr und Tabak trugen. Die meisten Arbeiter wohnten hier für mehrere Tage, einige hatten Frau und Kinder bei sich, und Charlotte hatte angeordnet, Zelte für sie aufstellen zu lassen. Der einzige festere Bau war ein Unterstand aus Stämmen und Zweigen, er diente als Regenschutz für die geformten Lehmziegel, die der Regen nicht aufweichen durfte, bevor sie in dem Brennofen gestapelt wurden. Den Ofen hatte Karl Manger bauen lassen– er war aus behauenen Steinen gemacht und im Inneren mit Backsteinen ausgemauert.
    » Fleißig gearbeitet « , lobte Charlotte, als sie die aufgestapelten rötlichen Steine begutachtete. Nur bei sehr wenigen davon war zu bemängeln, dass der Lehm nicht sorgfältig genug im Bottich getreten worden war, so dass sie an den Ecken bröckelten.
    Johannes Kigobo, der sich als eine Art

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