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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Türkis in der Nähe des Ufers, weiter draußen tiefblau, und in der Ferne blitzt es silbern. «
    » Nichts sonst? «
    » Schiffe. Kleine Dhaus mit weißen, im Wind gebauschten Segeln. Ein Dampfer, der den Hafen gerade verlassen hat und Kurs nach Süden nimmt. Und ganz in der Ferne scheint ein Segler zu fahren, vielleicht sogar ein Dreimaster… «
    » Unwichtige Dinge, Charlotte. Wissen Sie, was ich sehe, wenn ich hier sitze und hinausschaue? «
    Seine Stimme hatte einen träumerischen Klang angenommen, auch der war neu, früher hatte er niemals in diesem Ton gesprochen. Plötzlich ahnte sie, was er meinte.
    » Indien. «
    Er zeigte keine Überraschung, dass sie seine Gedanken erraten hatte.
    » Es liegt ein ganzer Ozean dazwischen, und doch können meine Augen die Berge und den heiligen Fluss sehen. Wundert Sie das nicht, Charlotte? «
    » Nein. «
    Charlotte trank einen Schluck Tee und wollte dann vorsichtig auf den Zweck ihres Besuchs zu sprechen kommen, doch der Inder kam ihr zuvor.
    » Johanssen… « , sagte er mit veränderter Stimme. » Der Mann, der damals im Regen in Ihren Laden lief, nicht wahr? «
    Wie konnte er das wissen? Hatte er sie damals von seinem eigenen Laden aus beobachtet? Unsinn– bestimmt hatte er Klara ausgefragt.
    » Dr. Johanssen ist mein Ehemann, ganz recht. Er hat vor zwei Jahren in Daressalam in der Klinik für Einheimische gearbeitet. «
    » Und was tut er jetzt? «
    War das freundschaftliches Interesse, oder wollte er sie aushorchen? Eigentlich ging es ihn nichts an– schließlich fragte sie ihn auch nicht nach seiner Familie.
    » Er nimmt an der Expedition des Herzogs von Mecklenburg nach Ruanda teil. «
    Charlotte beschloss, endlich auf den eigentlichen Grund ihres Besuchs zu sprechen zu kommen.
    » Ich bin hier, um die Schulden von Karl Manger zu bezahlen. «
    » Weshalb tun Sie das? «
    Seine Frage klang fast vorwurfsvoll. Ihr fiel ein, dass er damals versucht hatte, sie in seine Geschäfte einzubeziehen. War er immer noch ärgerlich, dass sie sich nicht darauf eingelassen hatte?
    » Ich habe die Plantage von seiner Witwe gekauft, das hat sie Ihnen doch geschrieben. Ich kenne die Höhe der Schuld und habe sie übernommen. «
    Sie kannte auch die Zinsen, die er für die dreitausend Rupien forderte, sie waren horrend, fast ein Drittel, und sie hoffte, ein wenig mit ihm handeln zu können.
    » Wozu brauchen Sie eine Plantage, Charlotte? «
    Er hatte die dunklen Brauen hochgezogen und betrachtete sie mit einer Mischung aus Mitleid und Spott. Charlotte spürte, wie Ärger in ihr aufstieg.
    » Ich brauche sie vor allen Dingen für meine Cousine Klara und ihre Familie « , stellte sie klar. » Aber auch für mich. Sehen Sie, ich sehne mich nach einem Ort, an dem ich zu Hause bin. Ein Stück dieser wundervollen Landschaft gehört jetzt mir, ich werde darauf ein Haus erbauen, Kaffeefrüchte ernten, vielleicht Sisal anpflanzen, Kartoffeln, Mais, Getreide… Ich liebe das Leben auf einer Plantage. «
    Draußen fing Simba ungeduldig an zu bellen, doch Kamal Singh schien den Lärm nicht zu bemerken. Charlotte bat ihn, ihr die Summe zu nennen, und schlug ihm lächelnd vor, den Zinssatz noch einmal zu überdenken. Doch Kamal Singh blieb hart und rechnete ihr den Betrag auf Rupie und Heller aus. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu bezahlen. Sie schrieb ihm einen Scheck auf die Ostafrikanische Bank in Tanga aus, wo George für sie vor seiner Abreise ein Konto eingerichtet hatte. Sie hatte davon auch eine größere Summe an Ida Manger gezahlt– später wollte sie George das Geld zurückgeben, sie würde es von Elisabeths Erbe nehmen.
    » Ich wünsche Ihnen Glück und Frieden « , sagte Kamal Singh mit ernster Miene, dann steckte er ihren Scheck sorgfältig zwischen seine Papiere und zerriss vor ihren Augen denSchuldschein. » Und wenn Sie dennoch einmal in Not geraten sollten, Charlotte, dann denken Sie an Ihren Freund Kamal Singh. Er wird für Sie da sein, solange er auf dieser Erde lebt. «
    » Ich danke Ihnen « , gab sie mit kühler Freundlichkeit zurück. » Auch meine guten Wünsche begleiten Sie. Leben Sie wohl. «
    Schon in der Halle rief sie laut Simbas Namen. Sofort hörte er auf zu bellen. Draußen beschnüffelte er sie begeistert, und sein Schwanz beschrieb wilde Kreise in der Luft. Natürlich hatte er die Leine zerrissen– sie würde eine Kette besorgen müssen.

September 1907
    Der Wind trieb die schwarzen Rauchwolken direkt auf sie zu– beißend drang der Qualm in Augen

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