Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
Vom Netzwerk:
Aber so recht warm konnten wir mit ihm nicht werden, ich glaube, er legte auch keinen Wert auf eine gute Nachbarschaft. «
    Die Krügers hatten ihren Besitz schon vor über zehn Jahren gekauft und verschiedene Krisen durchlebt, nicht zuletzt den Verfall der Kaffeepreise, der sie heftig zurückgeworfen hatte. Jetzt bauten sie außer Kaffee auch Sisal an, hatten Zedern gepflanzt und ernteten kleine Mengen Kautschuk. Auch mit Tee hatten sie Versuche gemacht, die jedoch nicht von Erfolg gekrönt waren, da die aus Indien eingeführten Sorten hier nur schlecht gediehen. Allein die Schweinezucht hatte sich bewährt, die Eheleute besaßen eine Metzgerei und verkauften Schinken und Würste an die Küstenstädte.
    » Meine Liebe, alles wird für Sie leichter werden, wenn Ihr Gemahl wieder heimgekehrt ist. Eine Plantage braucht nun einmal einen Mann. Gott gebe, dass Sie fürs Erste einen fähigen Verwalter finden. Diese Leute sind ja oft so unzuverlässig– wir können ein Lied davon singen… «
    Außer den Nachbarn trafen immer wieder Gäste auf der Plantage ein. Die meisten blieben nur wenige Tage. Da das kleine Wohnhaus kein Gästezimmer bieten konnte, mussten sie in Zelten schlafen. Eine englische Jagdgesellschaft, die Anfang September bei ihnen einfiel, hielt es nur eine einzige Nacht in Neu-Kronau aus. Die Damen und Herren lagerten mit ihren schwarzen Trägern auf den Wiesen um das Wohnhaus, luden die Plantagenbesitzer am Abend großzügig zu Gazellenbraten und allerlei mitgebrachten Leckereien ein und waren verblüfft, dass keiner der Gastgeber mehr als einen der angebotenen Drinks annehmen wollte. Ganz und gar ungewöhnlich fanden sie die Tatsache, dass es in Neu-Kronau weder Whisky noch Brandy gab, nicht einmal deutschen Schnaps, der doch in jeder Lebenslage hilfreich war, ganz gleich ob bei Fieber, Durst oder Schnittwunden.
    Als die Gesellschaft am folgenden Morgen davonzog, war man in Neu-Kronau erleichtert, denn die munteren Herrschaften zählten nicht zu den Besuchern, die man für längere Zeit beherbergen wollte. Erst gegen Mittag brachte der alte Kerefu die Nachricht, dass einer der Engländer den Anschluss verpasst hatte. Es handelte sich um einen jungen Burschen namens Jeremy, der am Abend ziemlich heftig dem Whisky zugesprochen und im Stall seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Er war Charlotte am Abend reichlich lästig geworden, weil er beständig ihre Nähe suchte und eine Jagdgeschichte nach der anderen erzählte. Dass es Menschen gab, die seine Leidenschaft nicht teilten, schien für ihn nicht vorstellbar, und so hatte er ihre zurückhaltende Reaktion auf sich selbst bezogen und im Whisky Trost gesucht. Er war ein hübscher Bursche mit eisblauen Augen und welligem rotblondem Haar, das kleine Bärtchen um Kinn und Wangen stand ihm gut. Soweit Charlotte verstanden hatte, war er in Afrika, um das Abenteuer und sich selbst zu suchen.
    Jetzt sah er ziemlich jämmerlich aus, als er am späten Nachmittag im Wohnhaus erschien. Da er ihr leid tat, spendierte sie ihm eines der kostbaren Kopfschmerzpulver und unterhielt sich ein Weilchen mit ihm. Bald schon verkündete er, die Jagdgesellschaft habe ihm ohnehin nicht gefallen, und fragte, ob er für einige Wochen auf der Plantage bleiben dürfe, er wolle sich gern nützlich machen. Charlotte blieb nicht viel anderes übrig, als einzuwilligen, obgleich sie sich nicht viel davon erhoffte. Doch sie täuschte sich gewaltig. Der jagdbegeisterte junge Mann zimmerte einen vortrefflichen Hühnerstall samt Umzäunung und mauerte sogar einige Wände der Arbeiterwohnungen.
    » Die Schwarzen werden ja doch alles wieder verkommen lassen « , sagte er anschließend grinsend und spuckte einen der Grashalme aus, an denen er gern kaute. » Anstatt den Negern Luxuswohnungen zu bauen, sollten Sie besser Ihr eigenes Wohnhaus vergrößern. Ich hätte da eine gute Idee… «
    Sie gab nicht viel auf seine Einfälle, die für ihre Verhältnisse viel zu ausufernd waren. Sie brauchte ein praktisches, einfaches Wohnhaus und keine Villa im englischen Landhausstil. Aber es war amüsant, sich mit ihm zu unterhalten, er konnte gut zuhören und zudem sehr lebhaft erzählen. Außerdem hatte er keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt, seit er für sie arbeitete.
    Sie hatten den Rauch schon aufsteigen sehen, als sie über das Geröllfeld ritten– nach dem kurzen Morgenregen war es heiß geworden, und der Wind hatte das Feuer in der Rodung wieder entfacht. Als sie die Fahrstraße erreichten, nahmen sie

Weitere Kostenlose Bücher