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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Halstücher und Jackenzipfel vor die Gesichter, um sich vor den glühend heißen Rauchschwaden zu schützen. In einigen Tagen würde das meiste Gestrüpp verbrannt sein, vielleicht schaffte sie es ja noch, vor Beginn der Regenzeit die verkohlten Reste fortbringen zu lassen. Wichtiger war jedoch, die Mauern hochzuziehen und darauf die Wellblechdächer zu setzen– sie hatten jetzt Ende September, im November würde die große Regenzeit beginnen.
    Auf der Plantage war Leben eingekehrt. Schwarze Kinder liefen ihnen entgegen und öffneten mit viel Gezerre und Geschiebe das Gatter, die Enten am Teich flogen auf, als sie Simba bemerkten, der jedoch tat, als habe er sie gar nicht gesehen. Über die Terrasse hatte man ein Segeltuch gespannt, um ein wenig Schatten zu haben, dort saß Klara, mit einer Näharbeit beschäftigt, während Sammi mit Martha Mukeas Kindern auf der Wiese herumlief. Peter Siegel und Johannes Kigobo schienen sich wieder einmal als Schreiner zu betätigen, denn immer noch fehlte es an den einfachsten Möbelstücken. Die beiden verstanden sich zwar ausgezeichnet, und ihre guten Absichten konnten nicht hoch genug gewertet werden, die Ergebnisse waren jedoch mehr als fragwürdig. Dennoch war Charlotte sehr froh, dass Peter Siegel sich langsam erholte und sogar praktische Betätigung suchte. Er hatte keinen neuen Anfall erlitten und schien sich auch nicht nach seiner missionarischen Arbeit zu sehnen. Stattdessen verbrachte er die Abende und Nächte an seinem selbst gezimmerten Tisch, um beim Schein der Petroleumlampe Seite um Seite zu füllen. Was er schrieb, bekam niemand außer Klara zu lesen, und die schwieg darüber. Charlotte war der Meinung, dass er ruhig schreiben sollte, vielleicht war das ja eine Methode, um mit sich selbst ins Reine zu kommen.
    Soweit konnte sie eigentlich zufrieden sein. Der einzige Wermutstropfen war, dass Elisabeth während der Woche in Hohenfriedeberg lebte, um dort die Schule zu besuchen. Sie kehrte nur am Wochenende auf die Plantage zurück. Es sollte eine vorläufige Regelung sein, die sowohl ihr als auch ihrer Tochter immer weniger gefiel. Sobald sie einen annehmbaren Verwalter gefunden hatte, würde sie ihre Tochter wieder selbst unterrichten.
    Klara winkte ihr schon von Weitem entgegen, sie schien ganz außer sich zu sein vor Freude, und Charlotte erkannte bald, dass sie einen Briefumschlag in der Hand hielt, einen jener dicken grauen Umschläge, die George benutzte, wenn er seine Manuskripte verschickte. Ihr Herz machte einen Sprung– Gott sei Dank, er hatte geschrieben! Sie hatte zweiMonate lang keine Nachricht von ihm erhalten, und obgleich sie wusste, dass sich die Expedition fernab aller Postwege befand, hatte sie schon begonnen, sich Sorgen zu machen.
    » So viele Ziegelsteine! « , rief Klara ihr fröhlich entgegen. » Man könnte glauben, du willst eine ganze Stadt bauen, Charlotte. Schau, was der Postbote vorhin gebracht hat! «
    » Wo ist eigentlich Jeremy? « , wollte Charlotte wissen. » Ich habe ihn heute früh noch gar nicht zu Gesicht bekommen. «
    » Oh, ich glaube, er wollte auf die Jagd reiten. Er hat drei von den schwarzen Arbeitern mitgenommen, sein Gewehr geschultert, und fort war er. «
    Drüben ertönte ein Schmerzensruf, gefolgt von einem Fluch– tatsächlich, der Missionar Peter Siegel hatte ein » Gottverdammich « ausgesprochen. Klara warf die Post und die angefangene Näherei von sich und humpelte eilig zu den beiden Möchtegern-Schreinern hinüber, um den angeschlagenen Daumen zu begutachten.
    » Finger ist jetzt rot wie Sonne am Abend, bald wird er sein gelb wie Sonne am Mittag und grün wie Blatt von Kaffeebaum. Dann er wird Farbe von blauem Himmel haben… «
    » Sei still, Johannes Kigobo. Das ist nicht zum Lachen. Es kann sein, dass sich der Nagel lösen wird. Martha Mukea! Bring eine Schüssel mit kaltem Wasser und einen Lappen… «
    Kopfschüttelnd ließ sich Charlotte auf einem Stuhl nieder, schaute noch einmal prüfend zur Baustelle hinüber, um festzustellen, ob die Ziegel dort auch ordentlich aufgeschichtet wurden, dann griff sie nach der Post. Rechnungen, Einladungen der Nachbarn, zwei Zeitungen aus Deutschland– natürlich mit wochenlanger Verspätung–, die neueste Ausgabe des Pflanzer, ein Brief von Ettje aus Leer… O weh, darin würde wenig Gutes berichtet werden, die Großmutter lag schon seit Wochen zu Bett.
    Sie hob sich Georges dicken Umschlag, der den Umweg über Hohenfriedeberg gemacht hatte, bis zum Schluss auf und

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