Sankya
Teufel
in den Höfen, dort stehen alle möglichen Pfeiler herum.«
»In welche Höfe?«
Der Kerl drehte den Kopf in deutlicher, offenbar aber nur von Sascha bemerkter Unsicherheit, und zeigte mit der Hand in jenen Hof, in den die Jungs tatsächlich gelaufen waren.
»Und du sagst – dorthin?«, der Leutnant drehte sich zu Sascha und zeigte mit der Hand in die entgegengesetzte Richtung.
»Bringen Sie nichts durcheinander?«, fragte Sascha den Fahrer des ausländischen Autos, ohne dem Leutnant zu antworten. »Ich bin ja genau aus der Richtung, in die Sie gezeigt haben, gekommen. Und sie sind dorthin gelaufen.«
Es entstand eine unangenehme Pause. Sascha lächelte.
»Diese Arschgeige ist wohl weit weggefahren«, dachte Sascha fröhlich, »er konnte offenbar gar nichts sehen.«
»Vielleicht auch in diese Richtung«, antwortete schließlich der Kerl. »Ich habe mein Auto angeschaut: Die zerschlagene Scheibe, das Standlicht. Während ich schaute, sind sie davongelaufen. Ich habe nicht genau bemerkt, wohin. Ich habe nur Schritte gehört. Der Teufel weiß wohin.«
Der Leutnant zuckte mit den Achseln.
»Werden Sie Anzeige erstatten?«, fragte er.
»Natürlich.«
»Wo die Polizeistation ist, wissen Sie? Fahren Sie dorthin. Wir werden mal in den Höfen arbeiten.«
»Ich fahre Ihnen nach«, antwortete der Kerl.
Der Leutnant zuckte abermals mit den Schultern.
Drei Türen schlugen nacheinander zu und die Autos fuhren davon.
Als er ihnen nachschaute, fiel Saschas Blick zufällig auf die eigene Schulter – dort hing ein Glassplitter, schön verhakt mit dem ausgefransten Rand, ein Stück des Schaufensters, das er zerschlagen hatte.
Er ging nicht in den Hauseingang zurück. Er drehte sich in Richtung des Fensters, an dem die für Sascha unsichtbaren Jungs saßen, winkte mit den Händen und zeigte in die entgegensetzte Richtung des Platzes.
»Geht zum Büro, zum Büro«, wiederholte Sascha im Gehen, obwohl ihn natürlich niemand hörte.
Er überlegte und machte kehrt – packte einen auf der Straße liegenden Stuhl.
Sie waren früher gekommen, waren noch näher gewesen – sie warteten auf Sascha, blickten sich um.
»Kurz – Jungs, wir haben keine Zeit«, sagte Sascha im Heranlaufen und bemerkte erst jetzt, dass Wenja an die Hauswand mit einer Farbdose sprayte: »Dreckschweine wir hassen euch«.
»Woher hast du die Spraydose?«, fragte er.
»Die habe ich immer dabei.«
»Setz ein Komma nach ›Dreckschweine‹. Und ein Rufzeichen.«
»Nach dem Komma?«, fragte Wenja allen Ernstes.
»Werotschka, gib die Flaschen her.« Sascha antwortete nicht. »Zerschlagt die Fenster, Leute.«
Während Posik die Straße nach Ziegelsteinen absuchte, zerschlug Oleg, der sich am Fenstergitter hochgezogen hatte, die Scheibe mit der Handkante, die er mit dem Jackenärmel schützte.
Er dreht sein besessenes Gesicht zu Sascha, schob die offene Handfläche aus dem Ärmel heraus. Sascha legte eine Flasche in die Hand.
»Es brennt!«, sagte Oleg leise, und sprang herunter. »Los, schmeißen wir die zweite ins andere Fenster.«
Während Oleg mit dem Cocktail hantierte, befestigte Sascha am Fenstergitter den Stuhl, den er von McDonald’s mitgenommen hatte, nahm Wenja die Spraydose ab und sprühte sieben Buchstaben auf die schwarze, hohe Eingangstür zum Büro: W-I-C-H-S-E-R.
… Später, nachdem er die Jungs weggeschickt hatte, stand er nicht weit entfernt in einem Torbogen, mit dem Rücken zur kalten Wand und schaute, wie es hundertfünfzig Meter von ihm entfernt in den Fenstern des Büros warm und hell wurde, als würde dort gerade ein braves und wunderbares Fest beginnen – und alle freuen sich.
Er kehrte ohne Eile durch die Stadt zurück, von Zeit zu Zeit pfiff er sogar. Er wusste: niemand konnte ihn fangen. Das Wichtigste ist, nicht zu hetzen. Sie erwischen dich, wenn du davonläufst. Sascha lief nicht davon.
Kapitel 12
Er übernachtete in Olegs Ausweichquartier – das war bisher offenbar noch nicht aufgeflogen. Eine entfernte Tante war gestorben, die zwei aufgeräumten Zimmer standen schon einen Monat leer.
Die »Sojusniki« hielten die Wohnung für den Notfall, sie hingen dort nicht unnötigerweise rum, ja, und es wussten auch nur ein Handvoll Leute davon.
Sascha kam an, als es schon hell zu werden begann. Einen Schlüssel hatte er.
Wie erwartet, hatten sie sich nicht trennen wollen. Der Boden war mit Portweinflaschen und aufgeschnittenen Speisen, Käse und Wurst vollgestellt. Sascha schaute sich um, versuchte
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