Sankya
war der Leutnant, mit den Beinen wild umherstapfend und den Schnee aufwirbelnd, schon fast bis zum Tor gekommen.
Auf dem Weg war er offensichtlich gegen ein Auto gestoßen, dessen Alarmanlage zu quäken begonnen hatte.
Sie rannten dem Leutnant hinterher, der gerade unter dem Tor durchkroch; er war auf den Rücken gefallen und stemmte sich mit den Beinen weiter.
Nur unter Mühen gelang es, ihn hervorzuziehen – zu dritt schleppten sie den wild mit den Beinen um sich Tretenden zum Gebäude.
»Ihr werdet im Arsch sein, ihr Arschlöcher, kapiert ihr das?«, wiederholte – lispelnd, hustend – der Leutnant.
Der zweite, Goscha, saß noch immer an der Mauer, keuchte ein wenig. Er schaute mit irrem Blick in alle Richtungen.
»Was führst du da auf, zum Teufel nochmal?«, – schrie er Oleg an, der von der Straße zurückgekommen war; er versuchte sogar, ihm mit dem Bein einen Stoß zu versetzen. Ohne darauf zu reagieren, bückte sich Oleg und klebte ihm einen Streifen Klebeband, das er mitgebracht hatte, über den Mund.
Auch dem Offizier verbanden sie das blutige, offenkundig zertrümmerte Gesicht. Er atmete durch die Nase, und stieß Unmengen roten Rotz raus.
»Wird er nicht ersticken?«, fragte Sascha.
Oleg winkte ab – soll er ersticken, zum Teufel mit ihm.
»Los, die beiden in den Schlafraum«, sagte er. »Dort müssen wir dem Posten die zweite Hand fesseln. Ich hätte die Handschellen in dieser Zeit schon aufbekommen. Mit einer Stecknadel.«
Aber der Posten saß auf dem Bett, den Kopf gebeugt, mit der Handfläche des freien Arms strich er über die Stirn. Oleg hatte ihm den Schädel ordentlich zerschlagen.
»Wenja, bewach sie«, befahl Oleg, und steckte ihm eine Pistole zu.
Die Tür in das Wachzimmer war einfach zu öffnen – man musste nur den in der Ecke versteckten Knopf drücken. Oleg wusste, wo sich dieser Knopf befand.
Im Fernseher liefen Pornos.
»Arschgesichter.« Oleg verzog zähnefletschend sein Gesicht. »Den Posten haben sie schlafen gelegt und dann Pornos geguckt. So kann man das ganze Land niederficken. Ruf unsere Jungs. Sag ihnen, sie sollen nicht durch die Vordertür kommen – die umgehen sie besser und kommen von hinten.«
Während Sascha direkt vom Dienstapparat aus zu telefonieren begann, fand Oleg unter der Glasplatte am Tisch einen Fetzen Papier, auf dem der Name einer Stadt und eine dreistellige Zahl notiert waren.
»Jetzt rufen wir beim unabhängigen Wachdienst an und machen die Munitionskammer auf«, sagte Oleg.
Sascha nahm die »Sojusniki« an der Tür im Empfang – um sich schauend betraten sie das Gebäude. Sie standen im Gang – einer verwundert, der andere in steifer Anspannung, aber niemand zitterte ängstlich oder schusselte herum.
Oleg wählte die Nummer und gab durch: »Madrid, 972, ich öffne für zwanzig Minuten.«
»Gut«, antwortete ihm eine freundliche Frauenstimme.
Oleg nahm einen langen Schlüssel aus der Lade, am Zahlenschloss der Tür ins Nebenzimmer, das sich als Waffenkammer erwies, gab er einen Code ein. Er steckte den Schlüssel hinein, drehte dreimal um. Die Tür knackte. Oleg zog sie unter großer Kraftanstrengung zu sich.
Sie betraten die Waffenkammer – sie war mit Stahlkisten vollgestellt. Oleg hantierte hastig mit dem vom Gürtel des Leutnants abgenommenen Schlüsselbund herum und öffnete die Kisten. Sie waren mit allen möglichen Waffen gefüllt.
»Fuck!«, entfuhr es Sascha, als er das vor betörendem Metall unterschiedlichsten Kalibers regelrecht kochende Innere der Kisten sah.
»Trag alles raus«, ordnete Oleg leise an. »Hier sind hundert Kalaschnikows, hundert Makarows, sechs Granatwerfer, drei MG, drei Scharfschützengewehre, fünfzig Granaten … und da sind auch noch KEDR-MPs, die sind wie UZIs, nur russisch … Und noch einige andere Herrlichkeiten …«
Oleg griff sich eine Kalaschnikow, streichelte sie zärtlich.
Einer der »Sojusniki« kam herein, mit Spitznamen der Braune, und schaute verdattert.
»Was ist denn das da?«, fragte er.
»Ein Geschäft mit Weihnachtsgeschenken«, antwortete Oleg. »Los, Männer, was steht ihr herum, wir haben neunzehn Minuten. Lagert sie einstweilen im Gang«, wies Oleg an und drückte dem Fragenden die Maschinenpistole in die Hände.
Siebzehn Minuten später war der Gang mit Waffen und Patronenkisten vollgestellt. Wenja, der seine Visage aus der Tür des Schlafraumes streckte, schaute alles begeistert an.
»Wenja, fang die Schlüssel von den Umkleideräumen« – Oleg warf
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