Sankya
bestellten mehrere Taxis, Sascha und Wenja setzten sich zu Oleg, in seinen »Wolga«.
Die Taxifahrer waren ein wenig verwundert, als die Jungen am Ende der Stadt, beim alten Park, ausstiegen.
Dort hatte auch Oleg seinen »Wolga« geparkt, ihn abgeschlossen und gesagt: »Warte auf mich, Mädchen!« Dabei hatte er ihm gegen die Seite geklopft.
»Geht in den Park, dort sind Schaukeln – schaukelt mal eine Weile«, schlug Oleg den im Schnee stampfenden »Sojusniki«-Jungs vor.
»Wir rufen an«, nickte ihnen Sascha zu. »Wartet.«
Sie gingen zu dritt, er, Wenja und Oleg.
»Ist die Administration etwa im Wald?«, fragte Wenja fröhlich. Er wusste noch nichts.
Hinter dem Park befand sich ein einsames zweistöckiges Gebäude – früher war es ein ehemaliges Internat für geistig behinderte Kinder gewesen. Es ist nicht bekannt, wohin sie alle gebracht worden sind, in den letzten Jahren befand sich hier jedenfalls eine Sondereinheit des Innenministeriums, dieselbe, in der Oleg früher gearbeitet hatte.
Oleg kam manchmal abends dorthin, wenn die höheren Offiziere ihren Arbeitsplatz verlassen hatten – er ging in die Turnhalle, Gewichte stemmen.
»Wenja, wir brauchen Waffen«, sagte Sascha. »Die holen wir jetzt. Hör mir gut zu, hör auf Oleg, und alles wird gut.«
Sie gingen um das Gebäude, das von einem hohen Zaun umgeben war, kamen auf die Rückseite. Plötzlich standen sie vor einem schweren, knarrenden Tor.
»So eins wollte ich in der Kindheit immer mit der Zunge ablecken«, erinnerte sich Sascha unpassenderweise.
Oleg kroch unter dem Tor durch und rief Sascha und Wenja von der anderen Seite.
»Hier kriegen die Überwachungskameras noch nichts mit«, erklärte er, nachdem sie nacheinander durchgeschlüpft waren.
Sie gingen zum Gebäude, blickten sich um. Auf der einen Seite – ein weitläufiger Platz, eine Reckstange, in die Erde eingegrabene Reifen; auf der anderen – ein kurze Reihe von Garagen.
»Und hier ist der Fuhrpark, unsere Motoren«, zeigte Oleg gelassen: Rechts standen Milizautos – die kleinen Kisten, zwei Autobusse für die Sondereinheit, die Sascha von den Demonstrationen kannte. An die Seitenwände dieser Autobusse, erinnerte er sich, war ein zähnefletschendes Raubtier einer unbekannten Gattung aufgemalt. Jedes Mal, wenn sie Sascha in diesen Bus zerrten, schaute er die Bestie an und versuchte herauszufinden, wer da eigentlich die Zähne fletschte, welcher Mutant das überhaupt war.
»Sehen sie uns wirklich nicht?«, fragte Sascha.
»Alles in Ordnung«, antwortete Oleg. »Stellt euch hier hinter das Auto.«
Es selbst ging langsam Richtung hintere Eisentür. Er drückte die Klingel. Dann drehte er sich mit lächelndem Gesicht zur Überwachungskamera, winkte mit der einen Hand.
»Ich bin es, ich!«, sagte er laut, obwohl man ihn noch nicht hörte, ja und selbst sah er natürlich auch nicht, wen er da begrüßte. In der anderen Hand hielt er eine Gaspistole.
Er wartete eine Minute lang.
Oleg hatte behauptet, im Bereitschaftsraum sitze nachts nur ein Mann, der penne – meist ein unbewaffneter Posten. Üblicherweise schlafe der diensthabende Offizier nachts. Der Posten und der Stellvertreter des Diensthabenden wechselten einander ab.
Grundsätzlich hätten sich laut Vorschrift im Bereitschaftsraum mindestens zwei Mann befinden müssen, aber die Vorschriften beachte seit Langem niemand mehr, erklärte Oleg Sascha.
»Na endlich«, sagte Oleg.
Sascha nahm ein Stück Schnee und steckte es sich in den Mund. Er schaute, ohne sich zu verstecken, hinter der kleinen Milizkarre hervor, sah Olegs Profil, der stupide auf die verschlossene Tür glotzte, seine Arme, die am Körper gerade hinunter hingen, wirkten absolut gelöst.
Hinter der Tür wurde offenbar etwas gefragt, weil Oleg, der wieder die Zähnen bleckte – er lächelte immer so –, sagte: »Ja, ich, ich, macht auf, es ist kalt … Meine Frau hat mich aus dem Haus gejagt, ich weiß nicht wohin …«
»Du bist doch nicht verheiratet«, sagte der, der geöffnet hatte; er blieb an der Schwelle stehen und ließ Oleg nicht hinein. Sascha bemerkte an dem, der da herauskam, sofort die Schulterklappen.
»Das ist der Offizier, der sollte schlafen«, fuhr es Sascha durch den Kopf.
»Derzeit verheiratet, Genosse Leutnant«, antwortete Oleg und schlug dem Offizier mit dem Kopf gegen die Nasenwurzel. Die Gaspistole ließ er absichtlich fallen, packte den Offizier mit der linken Hand an der Brust, zog ihn zu sich, schlug krachend
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