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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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abermals zu, eins, zwei, drei. Er beugte sich nach hinten, rammte dem Gegner den Ellbogen wie einen Mühlstein in den Kiefer, er hatte die schwere Wucht seines gedrungenen Körpers mit den furchterregenden Muskeln in diesem Schlag konzentriert.
    Oleg hielt den Offizier vorsichtig, setzte ihn in den Schnee, aber dieser sank sofort zusammen; er presste die Hände gegen das Gesicht, ein Bein zitterte leicht. Sascha kam herangeeilt, nahm die Pistole aus dem Halfter und die Handschellen vom Gürtel des Offiziers. Während er die widerstandslosen, rot verschmierten Hände zusammenband, hörte er, wie jemand im Gebäude, der zur Tür gelaufen kam, schrie: »Was, zum Teufel, ist da bei euch los? Scheiße, ich erschieße euch gleich!«
    »Goscha! Ich bin’s, Oleg, spinnst du!« Oleg hob seine Arme hoch.
    »Oleg, was ist das für ’ne Scheiße hier?«
    Oleg sprang dem Gehenden entgegen. Sascha lief hinter ihm ins Gebäude und sah eine Pistole, die gerade über den Boden rutschte; Oleg saß auf dem Mann, drückte ihm die Kehle zu und beschwor ihn: »Goscha, nein, Freund. Bleib ruhig liegen, Goscha. Bleib liegen.«
    Oleg ließ erst los, als sich Wenja und Sascha daneben hinsetzten – Goscha röchelte, sein Gesicht war abscheulich rot und die Augen traten hervor. Oleg stand auf und drehte den fast erwürgten Typen auf den Bauch. Sie legten ihm die eigenen Handschellen an.
    »Los, Goscha, komm schon zu dir«, – Oleg setzte ihn mit dem Rücken zur Mauer, tätschelte seine Wangen. An seinem Hals entdeckte Sascha grelle, leuchtend rosafarbene Spuren von Olegs Fingern.
    »In diese Hände möchte ich nicht geraten«, dachte er.
    »Du hattest doch die Gaspistole«, sagte er zu Oleg.
    »Ich bin gewohnt, alle Probleme mit meinem Kopf zu lösen«, antwortete er ganz ernst.
    Sie rannten einen engen und dunklen, etwa zehn Meter langen Korridor entlang, sprangen durch den breiten Ausgang in den Bereitschaftsraum.
    Die massive Eisentür zum Bereitschaftsraum war verschlossen. Sascha schaute durch die riesige, und offensichtlich schusssichere Glasscheibe, ob sich dort auch niemand aufhielt. Auf dem Tisch stand ein Steuerpult mit bunten Knöpfen, auf dem sich zwei Telefonhörer befanden. In der Ecke flimmerte ein kleines Fernsehgerät, den Bildschirm konnte man nicht sehen … Zwei Armsessel, eine Schublade für Schlüssel, ein Tisch, noch eine eiserne Tür, die in den angrenzenden Raum führte … Sascha sah keine Menschen.
    »Gehen wir, dort ist noch ein dritter«, rief ihnen Oleg zu.
    Er hielt die vom Boden aufgehobene Pistole in der Hand.
    »Lade gleich mal durch …«, sagte er, als er die andere Pistole bei Sascha sah.
    Vorbei am Bereitschaftsraum gingen sie über einen breiten, hell erleuchteten Korridor. Sascha entsicherte die Makarow und zog den Verschluss bis zum Anschlag zurück.
    Oleg öffnete leise eine der Türen, Sascha sah über seine Schulter hinweg zweistöckige Bettreihen. Sie gingen leise zu einem Bett, auf dem ein Mann in Tarnkleidung auf dem Rücken lag, das Barett über die Augen gezogen. Oleg setzte dem Schlafenden die Pistole an die Stirn.
    »Zieh ihm die Knarre heraus«, befahl Sascha.
    Während Sascha an dem Halfter rumhantierte, blickte Oleg den Schlafenden genau an und sagte leise: »Ich verstehe nicht, wer bei uns da auf Posten ist. Irgend so ein Junger, Scheiße, der schläft weiter, selbst wenn du ihn fickst.«
    Sascha zog die Pistole heraus und steckte sie in seine Tasche.
    »Los, und jetzt zieh die Handschellen raus … Und vergiss die Schlüssel nicht.«
    Der Entwaffnete wachte erst auf, als Sascha ihn am Bettgestänge fesselte. Er machte einen Ruck, versuchte aufzustehen, griff mit der freien Hand zum Halfter – all das schweigend.
    »Was sind das für Spielchen, Männer?«, fragte er, als er im Halfter nichts fand – er schaute ins Dunkle. Als er die ihm unbekannten Jungs – noch dazu in Zivilkleidung – erblickte, schrie er plötzlich: »Alarm!«
    Oleg schlug ihm mit dem Pistolengriff auf den Kopf.
    »Dann schlaf das nächste Mal nicht«, sagte er, als er aus dem Schlafraum hinausging. Als würde er sich plötzlich an etwas erinnern, dreht er sich abrupt um: »Du hast sicher ein Handy … Jetzt fängst du gleich an, herumzutelefonieren …«
    Er fand das Handy in der Brusttasche.
    »Wenja, hast du die anderen reingebracht?«, fragte Oleg; er ging in den Korridor hinaus und blinzelte wegen des grellen Lichtes.
    »Oh!«, antwortete Wenja. »Ich hab vergessen.«
    Als sie ins Freie hinausliefen,

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