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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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bisschen auf den am Boden liegenden Sascha ein. Dann entschieden sie, ihn aufzustellen, doch er stand schlecht – offenbar hatten sie ihm doch das Bein gebrochen. Sascha fiel einige Male um.
    Sie nahmen ihm wieder die Handschellen ab – nur um Sascha leichter an einen Baum binden zu können. Im Rücken spürte Sascha die Rinde, seine Arme waren unnatürlich verdreht – sie reichten kaum aus, um den ganzen Stamm zu umfassen …
    Er verbog sich in seiner unsinnigen Haltung und blickte nach unten, auf seine Füße. Er nahm alle Kraft zusammen, um seinen Schädel hochzukriegen und diese Kreaturen anzusehen – es gelang kaum. Er bemerkte nur den Kofferraum des Autos, auf den sie eine Flasche Wein gestellt hatten und dazu irgendeine einfache Stärkung.
    Offenbar hatten sie schon zu trinken begonnen.
    Sie zerrissen Saschas Hemd. Versicherten ihm, dass sie ihn jetzt ins Sonnengeflecht schlagen würden. Ohne Hemd war die Stelle gut zu sehen, die man treffen musste.
    Sie schlugen zu. Er schnaufte auf. Sie schlugen weiter. Am Kopf verschwammen einige Ölfarben, fett und stinkend. Gallenflüssigkeit quoll heraus, floss über das Gesicht.
    »Jana … Sonnengeflecht …«, erinnerte sich Sascha irgendwie, und das Ganze wurde zu einem derart verrückten Alptraum – es gab weder Liebe, noch Zärtlichkeit, sondern nur – es schmerzt, ach, es tut weh.
    Sie brüllten, griffen seinen Kopf an den Kieferknochen, hoben ihn, schwenkten vor seinem Gesicht eine Flasche.
    »Die haben sie schon ausgetrunken …«, dachte Sascha, der erstaunt war, dass er trotz seiner furchtbaren Schmerzen noch immer dumme und unnütze Details wahrnahm.
    »Die Hölle – das ist, wenn es schon nicht mehr zu ertragen ist, aber sie einen noch nicht sterben lassen«, dachte er.
    Sie schlugen mit der Flasche gegen den Baum, an den Sascha angebunden war, die Flasche zerbrach. Sie begannen vor dem Gesicht mit diesem »Röschen« herumzufuchteln.
    Aus irgendeinem Grund öffneten sie den Gürtel, zogen die Jeans nach unten. Sascha stand nackt da, mit heruntergelassenen Hosen, absurd und lächerlich, wie das jeder nackte und schutzlose Mann ist.
    »Selbst Christus haben sie nicht ausgezogen, ihr seid Schweinehunde«, sagte Sascha und spürte, dass er weinte.
    »Mit Christus, du Hurensohn, willst du dich vergleichen«, sagte jemand und stieß nicht besonders fest und auch nicht besonders tief mit dem »Röschen« unter Saschas rechte Brustwarze. Das Blut floss rasch, in zittrigen Strängen.
    »He, lass es gut sein«, sagte irgendeiner zu dem, der zustieß. »Sonst müssen wir ihn wirklich noch vergraben.«
    »Sie bringen mich nicht um«, verstand Sascha, aber das war schon alles egal.
    »Schon in Ordnung, ich pass schon auf«, sagte der, der zustieß, ging aber weg und schaute auf Saschas Brust.
    Er dachte, sie würden ihn nicht mehr anrühren, doch weit gefehlt.
    Abermals kam der Graue näher, sagte irgendetwas, Sascha quoll ein langer Speichelfaden heraus, er bewegte sich hin und her. Er schaute auf das blutige Muster auf dem Bauch.
    Sie banden ihn vom Baum, er fiel auf die Erde. Schon ohne Handschellen …
    Schlugen … das war doch vorher schon gewesen … auf den Kopf … und sonst noch wohin – gegen jenes Organ, das die Luft zuführt. Ein langer Offiziersknüppel flog durch die Luft. Er traf mit einem zischenden Geräusch auf.
    Genau … Das war schon gewesen. Er bekam keine Luft mehr, aber aus irgendeinem Grund war genügend in seinem Körper – so viel, dass es möglich war, nicht mit dem Mund zu atmen.
    Sie prügelten lange – in hartem, immer schneller werdendem Rhythmus, und er setzte sich selbst den Schlägen aus, stemmte ihnen seinen ganzen Körper entgegen. Er nahm die Erniedrigung einfach hin, spürte, dass er schreien wollte, aber keine Stimme hatte. Und das war auch nicht nötig.
    Es war gewesen, das war gewesen, ja.
    Und die Beine knickten ein. Schlagt auf die Füße, bat er, damit sie umknicken. Je heftiger sie schlagen, umso schneller würde der Schmerz die Muskeln loslassen, die sich zu einem harten Strang zusammengezerrt hatten. Und die Muskeln würden sich entspannen.
    Irgendwoher, nur eine Sekunde lang, zuckte scharfes und schmerzhaftes Sehen auf. Er sah: herumspringende Kinnläden, nass vor Schweiß, schwer.
    Ein neuerlicher Schlag raubte ihm das Bewusstsein, und er erriet, warum sie ihn geschlagen hatten: Er hatte die Verbindung zu seinem Verstand fast verloren – da begannen sie damit, ihn zu fotografieren – einige

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