Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
Vom Netzwerk:
Straße begann er zu rauchen, er überlegte nicht lange.
    »Bei uns ist seinerzeit so ein Typ aufgetaucht …«, erzählte Matwej. »Wir nannten ihn Spez . Er schlug unseren Jungs gleich vor, bei ihm Unterricht im Faustkampf zu nehmen. Er wollte weder Geld, noch versuchte er, irgendwelche Geheimnisse auszuspionieren – wir waren einverstanden. Er beschäftigte sich mit den Unsrigen eineinhalb Monate oder sogar länger. Er hat die Nase nirgendwo reingesteckt, muss ich betonen. Deshalb wurden ihm auch keine weiteren Fragen gestellt – ob er ein angesetzter Spitzel war oder nicht. Die Jungs wälzten sich rum, auch gut. Und dann hat er irgendwie ein paar Handys angeboten – wir benötigten welche, die Partei hat aber – wie du selbst weißt – kein Geld. Spez sagte, er arbeite in einer Sammelstelle für alte Mobiltelefone. Wir überprüften das – er arbeitete tatsächlich dort. Und nahmen seine Telefone. Nachdem du dann aber aufgeflogen bist – war plötzlich auch Spez verschwunden … Es wurde über andere Handys, die mit anderen Aktionen zu tun hatten, gesprochen – diese Aktionen mussten schleunigst abgesagt werden. Und mit dir … na ja, da war alles klar. Du hast uns gerettet.«
    »Ach was, gerettet«, wehrte Sascha ab, »ich wusste ja wirklich nichts.«
    »Gerettet, wirklich gerettet«, sagte Matwej lächelnd. »Mir hat am dritten Tag ein guter Mensch aus dem ›Kontor‹ gesteckt, dass es nichts gebe, wofür sie uns festnehmen hätten könnten … sie hatten nichts rausgeprügelt. Du hättest etwas verraten können, doch du hast geschwiegen.«
    »Und die in Lettland?«, fragte Sascha.
    »Das lettische ›Kontor‹ redete mit dem unsrigen nicht. Diese Lettländer glauben überhaupt, dass unser ›Kontor‹ all das organisiert hätte.«
    »Und Jana?«
    »Was soll mit Jana sein? Sie wurde ins ›Kontor‹ bestellt, wir haben dort schon unsere bekannten Agenten; bekannt – das heißt, sie überwachen uns. Sie ging hin, sagte, dass sie nichts wüsste. Sie standen mit ihr herum – und ließen sie aus. Und offenbar haben sie auch niemanden außer dir verhaftet. Es gab keinen Grund. Wir haben sauber gearbeitet, als wir die Aktion in Riga vorbereitet haben. Keine einzige undichte Stelle. Du warst ihre einzige Chance … Ich wundere mich – ehrlich gesagt – überhaupt, dass sie dich nicht ganz unter die Erde gebracht haben, die Folterknechte. Wie geht es dir denn?«
    »Alles wurde zusammengeflickt, wie bei einem Hund.«
    »Normalerweise heißt es, wie bei einer Katze.«
    »Bei mir aber wie bei einem Hund. Und ich möchte etwas besonders Verrücktes machen. Gibt’s keine Vorschläge?«
    »Wir können hier nicht aktiv werden«, sagte Matwej. »Kürzlich wurde ich beordert, in … Also, ich war im Kreml.«
    »Auch nicht schlecht«, war Sascha erstaunt. »Dorthin?«
    »Dorthin. Wo der Präsident sitzt.«
    »Du warst aber nicht zufällig beim Präsidenten?«
    »Nein. Ich verrate nicht, bei wem. Bei einem sehr hohen Tier. Der sagte: Entweder ihr verhaltet euch ruhig, oder Kostenko bekommt fünfzehn Jährchen und ihr werdet der Reihe nach abgeknallt. Er brachte das sehr überzeugend vor. Ich sage dir ganz ehrlich: Wenn sie anfangen, uns abzuschießen … also, darauf musste man seit Langem gefasst sein. Und wir sind darauf gefasst. Obwohl wir uns nicht zu früh selbst um den Kopf bringen werden. Aber wenn sie Kostenko für fünfzehn Jahre einsperren – dann ist das eine beschissene Sache.«
    »Und wenn sie ihn trotzdem einbuchten?«
    »Es besteht die Möglichkeit, dass er drum herum kommt. Warten wir bis zum Prozess.«
    »Und was … dann?«
    »Wir werden nicht hier arbeiten. Wir werden im Ausland aktiv werden. Genau genommen haben wir damit schon begonnen. Und fahren damit fort. Anlässe gibt es genug.«
    Matwej schaute Sascha an, ohne jeglichen Nachdruck, er fragte nichts.
    »Ich hab schon verstanden. Ich bin bereit«, antwortete Sascha.
    »Waffen brauchen wir«, sagte Matwej. »Könntet ihr welche beschaffen?«
    Sascha zuckte mit den Achseln.
    »Wir werden uns bemühen.«
    »Sobald ihr welche habt – komm nach Moskau. Ich werde dir Empfehlungen mitgeben: wie und was. Alle Adressen. Wo er wohnt. Alles weitere – machst du selbst. Nur dein Foto brauchen wir. Wie für den Reisepass. Hast du eins? Dann gib es her …«
    Sie kamen nach Hause, Mama rackerte sich in der Küche ab.
    Sascha hatte ihr nichts gesagt, als er aus Moskau zurückgekommen war. Er hörte auf, in der Wohnung – wie er das

Weitere Kostenlose Bücher