Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
Päckchen von ungefähr zehn Zentimeter Länge.
Santa ging näher heran und starrte es an wie einer, der von einer Schlange hypnotisiert wird. Das sah ja nun wirklich nicht überwältigend aus. Konnte es tatsächlich so etwas Wunderbares sein . . .? Er streckte die Hand aus, wollte nach dieser Schachtel in dem Würfelmuster-Papier greifen und zog sie dann wieder zurück. Es widerstrebte ihm irgendwie, das Geschenk seines Rivalen anzufassen, obwohl seine Neugierde, was wohl darin sein mochte, fast unwiderstehlich war. Er legte sein Geschenk am entfernten Ende des Baumes nieder, nahm dann hastig seinen Sack wieder auf die Schulter und entschwand durch den Kamin.
Hoch über ihm flog Fleck bereits weiter zu seinem nächsten Landeplatz und zog einen rötlichen Schweif von Auspuffgasen über den Himmel, die das Sternenlicht trübten. Fleck drückte übermütig auf seine Hupe und kreiste zu der Melodie seiner Weihnachts-Werbesendung mit dröhnenden Motoren um die beleuchteten Wohntürme von Manhattan.
Santa kletterte in seinen Schlitten und stieg mit seinen Rentieren ebenfalls hinauf in den Nachthimmel, nur viel langsamer als sein Konkurrent. Um gegen seine wachsende Niedergeschlagenheit anzukämpfen, rief er seinen Rentieren die Worte zu, die er eigentlich mehr an sich selbst richtete: »Nun, laßt euch davon nicht beeindrucken, Jungs.« Seine Stimme klang zuversichtlich, obwohl ihm gar nicht so zumute war. »Es ist immer noch unsere Nacht.« Er sah über die nächtliche Landschaft hinweg, die ihn stets so begeistert hatte. »Da stehen immer noch die alten hübschen Bäume, und in den Fenstern die roten und grünen Lichter, mit denen uns die Kinder willkommen . . .«
Er brach plötzlich ab. »Oh!«
Von unten winkten farbige Lichter herauf wie jedes Jahr; doch heute nacht nur in einer Farbe — Flohbraun. Während Santa nun in die Ferne sah, zum südlichen Horizont, bemerkte er, daß das Empire State Building zwar seine traditionelle Feiertagskrone aus roten und grünen Bändern trug; doch dasselbe purpurbraune Licht ausstrahlte. B.Z. war es mit seinen hinterlistigen Machenschaften gelungen, für seine raffgierigen Pläne neue Gipfel zu erobern.
Santa sah wieder zurück auf die Rentiere, die mit ihm durch die Nacht galoppierten — der einzige Anblick auf dieser Reise, der ihn bisher nicht enttäuscht hatte. »Nun«, murmelte er niedergeschlagen, »mir scheint, als wären die Menschen noch wankelmütiger als ich . . .«Er sah hinunter, als er eine Bewegung wahrnahm, nach der sein Unterbewußtsein die ganze Zeit gesucht hatte. Sofort fand er sein Lächeln wieder. »Ah«, seufzte er. »Wenigstens einer dort unten mag mich noch.«
Tief unter sich gewahrte er die kleine Gestalt des jungen Joe, der ihm vom Dach eines Hauses aus heftig zuwinkte.
Santa zog die Zügel an, und die Rentiere begannen, wie von einem Willen bewegt, sich hinunterzuschrauben, bis sie in einer perfekten Landung auf dem Flachdach aufsetzten.
Joe sah staunend zu, wie die Rentiere mit dem Schlitten graziös ungefähr zehn Meter von ihm entfernt auf dem Dach aufsetzten.
Santa Claus verharrte einen Moment regungslos auf dem Kutschbock, genauso verlegen und stumm wie der Junge und besorgt, daß ihm vor Rührung die Tränen kommen würden, wenn er jetzt ein Wort sagte.
Dann erhob sich Santa endlich von seinem Sitz und kletterte vom Schlitten herunter. Seine Bewegungen waren nicht so jugendlich schwungvoll wie sonst, sondern wirkten so müde, als hätten ihn die vielen Jahre, die bisher spurlos an ihm vorübergegangen waren, alle auf einmal eingeholt. »Joe«, murmelte er befangen, als wüßte er nicht recht, wie es nun weitergehen sollte. »Hallo.«
Joe zuckte mit den Achseln. Er war genauso verunsichert wie Santa Claus und versteckte hinter seiner sattsam kühlen Fassade seine Verwundbarkeit und Angst vor Schmerzen und Enttäuschungen. »He, wie geht es denn so?« sagte er beiläufig, die Hände in den Jackentaschen vergraben.
Santa, der die Unsicherheit und Verlegenheit von Joe spürte, versuchte sich daran vorbeizutasten, ohne etwas Falsches zu sagen. »Ziemlich gut. Und dir?«
»Oh, mir? Ich . . . äh . . .«Joes Stimme brach plötzlich zusammen, als seine Gefühle mächtig emporwallten und seine kühle Fassade zerschmetterten. Wie ein Sturzbach kam es aus ihm heraus: »Ich hatte Angst, du würdest mich vergessen haben.« Sein Herz war so voll gewesen von dieser Angst, daß er nun hinüberrannte zu Santa Claus, ihm die Arme um den Hals warf und
Weitere Kostenlose Bücher