Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
sein Gesicht an Santas Brust drückte. Es war eine so lange und kalte Nacht gewesen, und jede Minute war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen . . . Doch das Warten hatte sich gelohnt! Denn nun hatte er endlich jemand gefunden, der ihn nicht enttäuschte — jemand, der seine Liebe und sein Vertrauen verdiente.
»Nun«, murmelte Santa und drückte den Jungen an sein Herz. So ergriffen und bewegt wie in diesem Augenblick war er schon lange nicht mehr gewesen. »Mir scheint, ich habe doch noch einen Freund auf dieser Welt.« Und weiß Gott, dachte er dabei, er hatte noch nie so sehr einen Freund gebraucht wie an diesem Weihnachtsabend.
Joe wich von ihm zurück und blickte ihn mit großen braunen Augen an. »Oh, wie kannst du nur so etwas sagen? Ich werde mein Leben lang dein Kumpel sein, ehrlich.« Und dann zeigte sich plötzlich eine Sorgenfalte auf seiner sonst so glatten jungen Stirn. »Oh, ich muß dir etwas sagen . . . «, rief er, als ihm plötzlich einfiel, was er im Schaufenster des Radiogeschäftes gesehen hatte. »Da war so ein verrückter Kerl im Fernsehen, dieser Fleck-Leckerli-Mack, und er sagte . . .«
»Ich weiß, ich weiß«, unterbrach ihn Santa Claus hastig. Er klopfte dem Jungen beruhigend auf die Schulter. »Mach dir nur seinetwegen keine Sorgen.«
Joe entspannte sich wieder und lächelte froh, weil Santa so zuversichtlich war. Wenn Santa Claus sich über diesen Konkurrenten nicht aufregte, stellte dieser Fleck gewiß auch keine Konkurrenz für ihn dar. Schließlich war Santa einmalig. Wer wollte schon gegen ihn aufkommen? »Gut, den können wir also abhaken.« Er nickte zufrieden und sah zu dem wartenden Schlitten hinüber. »Hallo, Blitz!« rief er. »Donner! Wie geht’s dir denn so, Mann? Hallo, Comet!«
Seine drei Lieblingsrentiere schauten zu ihm herüber, nickten zum Zeichen, daß sie ihn wiedererkannten und lächelten über das begeisterte Grinsen des Jungen.
Santa beobachtete einen Moment lang Joes strahlendes Gesicht, und sogleich erfüllte ihn wieder seine gewohnte Zufriedenheit und Zuversicht. Er konnte also immer noch Freude und Glück in das Leben der Kinder bringen, und das war alles, was er jemals gewollt hatte ... Er ging zu seinem Schlitten zurück und stieg ein. »Kommst du mit?« rief er dem atemlos wartenden Jungen zu.
»Klar!« rief Joe. Hurtig lief er zum Schlitten. Diesmal mußte ihn Santa Claus nicht erst zweimal bitten. Das ganze Jahr hatte er von diesem Augenblick geträumt. Er kletterte zu Claus hinauf und machte es sich auf dem Sitz neben ihm bequem.
Als er sich zurücklehnte, griff Santa hinunter und zog etwas unter seiner Sitzbank hervor. »Oh, fast hätte ich es vergessen«, sagte er, als redete er über das Wetter. »Das ist für dich.«
Er überreichte Joe das Spielzeug, das er für den Jungen selbst geschnitzt und unter seinem Sitz für ihn bereitgelegt hatte.
Joe nahm vorsichtig das Geschenk entgegen, und sein Gesicht drückte staunende Ungläubigkeit aus. »Für mich?« flüsterte er. »Ein Geschenk?«
»Na klar«, erwiderte Santa mit gütigem Lächeln.
Joe riß ungeschickt und hastig das rot-grüne Papier ab, bis er den handgeschnitzten Elfen in der Hand hielt. Er starrte ihn fasziniert an, während er ihn zwischen den Fingern drehte. So etwas hatte er noch nie gesehen. Diese Figur wirkte so lebendig und echt, als würde sie jeden Moment den Mund öffnen und zu ihm sprechen. Doch was ihn am meisten beglückte, war die Tatsache, daß es sein erstes Weihnachtsgeschenk war, das er seit dem Tod seiner Mutter bekommen hatte.
»Ausgezeichnet!« sagte er mit einem Grinsen und verwendete nun, ohne es zu merken, Cornelias Lieblingsausdruck. »Vielen Dank.« Der Junge und Santa Claus sahen sich einen Moment in die Augen, bis Joe sich plötzlich an das kleine Mädchen erinnerte und fragte, weil er etwas sagen mußte, um seine Rührung zu verbergen: »Hat Corny auch etwas bekommen? Dieses . . . äh . . . dieses Mädchen«, fügte er verlegen hinzu, weil Santa ihn lächelnd mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.
»Siehst du sie öfter?« fragte Santa Claus mit geheuchelter Gleichgültigkeit. Joe wurde ganz rot im Gesicht und schluckte. ». . . Nun«, murmelte er, als er seine Stimme wiederfand, »nun, ja, hin und wieder.« Tatsächlich hatte er sie in diesem Jahr fast jede Woche gesehen. Sie hatte ihm zu essen gegeben und auch Kleider für ihn besorgt. Sie hatte sich inzwischen zu einer wahren Meisterin im Stiebitzen übriggebliebener Speisen entwickelt und hätte
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