Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
holte die Zutaten für den Pfannkuchen heraus, den sie stets am Weihnachtsmorgen zu backen pflegte, weil er die Lieblingsspeise ihres Sohnes und ihres noch schlafenden Mannes war. Sie hörte die leisen Schritte ihres Jungen hinter sich und lächelte.
»Mami, kann ich ein Plätzchen haben?«
Sie sah zu ihm hinunter und dann hinauf zu der Blechschachtel mit den Weihnachtsplätzchen, die sie nicht ohne Absicht hoch oben auf das Wandregal gestellt hatte, wo er sie nicht erreichen konnte. »Vor dem Frühstück?« sagte sie überrascht. »Wie kannst du mich so etwas fragen? Natürlich nicht!«
Und dann fuhr sie mit einem leisen, erschrockenen Schrei zurück, als die kleinen Patschhändchen, die sie so gut kannte, plötzlich von oben her über ihre Schultern griffen und sich die Büchse mit dem Weihnachtsgebäck vom Regalbrett holten.
Ein paar Stunden später gingen ein Junge und ein zwölfjähriges Mädchen nebeneinander in Brooklyn eine verschneite Straße hinunter, die an einem hohen Lattenzaun entlangführte. Ihre Köpfe bewegten sich im selben Takt auf und nieder und ragten gleich hoch über den Bretterzaun hinaus.
»Herrje«, meinte das Mädchen und schleuderte kokett das dunkle lange Haar in den Nacken, »wie kommt es, daß ich dich noch nie in dieser Gegend gesehen habe?« Sie war überraschend groß für ihr Alter und fühlte sich sehr geschmeichelt, daß sie plötzlich von einem Jungen beachtet wurde, der so groß war wie sie — denn davon gab es in ihrer Nachbarschaft nicht sehr viele.
»Nun, ja«, sagte ihr neuer Verehrer ein bißchen gönnerhaft, »ich wohne schon eine ganze Weile in dieser Gegend. Doch du bist mir sofort aufgefallen.«
Das Mädchen kicherte. »Das hast du aber nett gesagt«, sagte sie, und er sah auch wirklich nett aus. Sie wunderte sich, wie es zugehen konnte, daß ihr dieser Junge bisher nicht aufgefallen war.
Sie erreichten das Ende des Zaunes, bogen um die Ecke und überquerten die Straße, hinüber zu den hübschen Backsteinhäusern, wo sie wohnte. Sie warf noch einen scheuen Seitenblick auf das hübsche Gesicht ihres neuen Freundes. Sie kam gar nicht auf den Gedanken, auf seine Beine hinunterzublicken. Dann hätte sie entdeckt, daß diese gut dreißig Zentimeter über dem Boden schwebten. Er schwebte buchstäblich wie auf Wolken, da Flecks Lutscher ihn auf magische Weise so groß gemacht hattewie sie. Für ihn war der Lutscher bestimmt das beste Weihnachtsgeschenk, das er bisher bekommen hatte.
Und oben in der Bronx spielten zur selben Zeit zwei über einsachtzig große zukünftige Basketball-Stars auf dem Schulhof ihrer High School. Sie nutzten die Weihnachtsferien, um dort zu trainieren. Ein neidischer acht Jahre alter Junge, der knapp halb so groß war wie sie, stand hinter dem Maschendrahtzaun, der den Sportplatz vom Schulhof trennte, schaute ihnen beim Training zu und träumte, wie schon so oft, daß er auch einmal ein Star sein wollte.
Allerdings hatte er heute morgen etwas unter dem Weihnachtsbaum gefunden, das ihm die Möglichkeit gab, seine Träume in Wirklichkeit zu verwandeln. Plötzlich sprang er hinter dem Zaun hervor wie Quecksilber. Er überquerte den Hof und fing den Ball ab, als die beiden älteren Jungen einen Querpaß spielen wollten. Indem er den Ball auf dem Boden auftippen ließ, lief er zu dem Reifen mit dem Netz am anderen Ende des Spielfeldes.
»He, Kleiner!« rief einer der zukünftigen Korbball-Asse ihm ärgerlich zu. »Gib mir den Ball zurück!« Er ragte wie ein Baum über den acht Jahre alten Jungen hoch und hielt die Arme ausgestreckt, um seinen Wurf abzublocken — als plötzlich der kleine Steppke an ihm vorbeischwirrte, anderthalb Meter hoch in die Luft sprang und mit einem fantastischen Rückhandwurf den Ball durch das Netz beförderte, daß sogar der Nationaltrainer applaudiert hätte. Der Ball fuhr durch das Netz, landete auf dem Boden und hüpfte davon, während die beiden älteren Jungen wie angewurzelt dastanden und fassungslos den kleinen Jungen beobachteten, der wieder über den leeren Schulhof lief ... er war nach seinem Sprung immer noch nicht auf den Boden zurückgekehrt.
Draußen in Staten Island hörte eine Matrone in mittleren Jahren ihren kleinen und besonders bösartigen Hund im Vorgarten hysterisch bellen. Der Hund war ein notorischer Kläffer und zwickte die Kinder ihrer Nachbarn, die sie nicht mochte, in die Beine, wenn sie an ihrem Garten vorbeikamen. Deshalb ging sie gar nicht erst zur Tür, um nachzusehen, weshalb er so
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