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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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gut sie tanzen kann.«
    »Ich möchte aber mit Euch tanzen - wie Eure Cousine tanzt, weiß ich längst.«
    »Ich meinte meine Cousine Sofa, nicht meine Cousine Charlotte«, sagte ich. »Ich versichere Ihnen... äh... Euch, mit Sofa werdet Ihr viel mehr Spaß haben als mit Charlotte. Sofa ist vielleicht nicht ganz so anmutig, aber sie ist weicher, hat viel mehr Charme und einfach einen besseren Charakter.«
    Gideon lachte. »Wie gesagt, mein Interesse gilt ausschließlich Euch. Bitte erweist mir die Ehre.«
    »Aber ein Gentleman wie Ihr wird doch wohl Rücksicht auf meinen verstauchten Fuß nehmen!«
    »Nein, bedaure.« Gideon nahm seinen iPod aus der Hosentasche. »Ein bisschen Geduld, das Orchester ist gleich so weit.« Er steckte mir die Hörstöpsel rechts und links in die Ohren und zog mich auf die Füße.
    »Oh, gut, Linkin Park«, sagte ich, während mein Puls in die Höhe schnellte, weil Gideon mir plötzlich so nahe war.
    »Was? Pardon. Moment, das haben wir gleich.« Seine Finger glitten über das Display. »So. Mozart - das passt.« Er reichte mir den iPod. »Nein, leg ihn in deine Rocktasche, du musst beide Hände frei haben.«
    »Aber du hörst doch gar nichts von der Musik«, sagte ich, während mir Geigen in den Ohren rauschten.
    »Ich höre genug, du musst nicht so schreien. Okay, stellen wir uns vor, das sei eine Aufstellung zu acht. Links neben mir steht noch ein Herr, rechts von mir gleich zwei, ordentlich in einer Reihe. Auf deiner Seite das gleiche Bild, nur mit Damen. Reverenz, bitte.«
    Ich machte einen Knicks und legte zögernd die Hand in seine. »Ich höre aber sofort auf, wenn du
dummes Ding
zu mir sagst!«
    »Würde ich doch niemals tun«, sagte Gideon und führte mich am Sofa vorbei geradeaus. »Beim Tanzen geht es vor allem um gepflegte Konversation. Darf ich fragen, woher Ihr Eure Abneigung gegen das Tanzen habt? Die meisten jungen Damen lieben es.«
    »Psst, ich muss mich konzentrieren.« Bis jetzt ging es ganz gut. Ich war selber ganz erstaunt. Die
tour
de
main
klappte reibungslos, einmal links herum, einmal rechts. »Können wir das noch einmal machen?«
    »Lass das Kinn oben, ja genau. Und sieh mich an. Du darfst mich nie aus den Augen lassen, egal wie gut aussehend mein Nachbar auch sein mag.«
    Ich musste grinsen. Was war das jetzt? Ein
Fishing for compliments?
Na, den Gefallen würde ich ihm nicht tun. Obwohl ich zugeben musste, dass Gideon wirklich gut tanzte. Mit ihm war es ganz anders als mit Plusterlippe - es ging irgendwie ganz von selbst. So allmählich konnte ich diesem Menuett-Tanzen tatsächlich etwas abgewinnen.
    Gideon bemerkte es auch. »Sieh mal einer an, du kannst es doch. Rechte Hand, rechte Schulter, linke Hand, linke Schulter - sehr gut.«
    Er hatte recht. Ich konnte es! Eigentlich war es kinderleicht. Triumphierend drehte ich mich mit einem der unsichtbaren anderen Herren im Kreis, dann legte ich meine Hand wieder in Gideons. »Ha! Von wegen anmutig wie eine Windmühle!«, sagte ich.
    »Ein absolut unverschämter Vergleich«, stimmte Gideon zu. »Du tanzt doch jede Windmühle locker an die Wand.«
    Ich kicherte. Dann zuckte ich zusammen. »Ups - jetzt kommt wieder Linkin Park.«
    »Egal.« Während mir
21 guns
in den Ohren hämmerte, führte Gideon mich unbeirrt durch die letzte Figur und verneigte sich anschließend. Beinahe war ich traurig, dass es schon zu Ende war.
    Ich machte einen tiefen Knicks und nahm die Ohrstöpsel ab. »Hier. Sehr lieb von dir, dass du es mir beigebracht hast.«
    »Purer Eigennutz«, sagte Gideon. »Ich bin schließlich derjenige, der sich sonst mit dir blamiert, schon vergessen?«
    »Nein.« Meine gute Laune verflüchtigte sich wieder. Mein Blick verirrte sich hinüber zu der Wand mit den Stühlen davor, ehe ich ihn daran hindern konnte.
    »Hey, wir sind noch nicht fertig«, sagte Gideon. »Das war zwar schon ganz nett, aber noch nicht perfekt. Warum guckst du denn plötzlich so finster?«
    »Warum, meinst du, will der Graf von Saint Germain unbedingt, dass ich auf eine Soiree und einen Ball gehe? Er könnte mich doch einfach hier nach Temple ordern, da bestünde keine Gefahr, dass ich mich vor fremden Leuten blamiere. Niemand müsste sich über mich wundern und könnte das womöglich für die Nachwelt festhalten.«
    Gideon sah eine Weile auf mich hinunter, bevor er antwortete. »Der Graf lässt sich nur ungern in die Karten schauen, aber hinter jeder seiner Ideen steckt ein genialer Plan. Er hat einen konkreten Verdacht, was die

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