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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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dass wir auf diese Idee gekommen waren und alle austricksen konnten, und Lucy und Paul hatten unglaublich viel Spaß. Ich auch, selbst wenn ich immer wie auf heißen Kohlen im Drachensaal auf Lucys und Pauls Rückkehr wartete. Nicht auszudenken, wenn jemand hereingekommen wäre . . .« »Ganz schön mutig«, sagte ich.
    »Ja«, gab Lucas zu und sah ein bisschen schuldbewusst aus. »So was macht man nur, wenn man jung ist. Heute würde ich es nicht mehr tun, ganz bestimmt nicht. Aber ich dachte, wenn es wirklich gefährlich wäre, dann würde mein altes weises Ich aus der Zukunft eingreifen, verstehst du?«
    »Welches weise Ich aus der Zukunft?«, fragte ich grinsend.
    »Na, ich selber«, rief Lucas und dämpfte seine Stimme sofort wieder. »Ich werde doch 1992 noch wissen, was ich im Jahr 1948 mit Lucy und Paul ausgeheckt habe, und wäre es schiefgegangen, hätte ich die beiden sicher vor meinem leichtsinnigen jungen Ich gewarnt. . . dachte ich.«
    »Okay«, sagte ich gedehnt und nahm mir noch einen Scone, sozusagen als Gehirnnahrung. »Aber das hast du nicht getan?«
    Lucas schüttelte den Kopf. »Offensichtlich nicht, ich Idiot. Und so wurden wir immer leichtsinniger. Als Lucy in der Schule
Hamlet
durchnahm, schickte ich die beiden ins Jahr 1602. An drei Tagen hintereinander konnten sie sich die Originalaufführung der Lord Chamberlain's Men im Globe-Theater anschauen.«
    »In Southwark?«
    Lucas nickte. »Ja, das war ziemlich aufwendig. Sie mussten über die London Bridge auf die andere Themseseite, dort versuchen, so viel von Hamlet zu ergattern wie möglich, und zurück sein, bevor der Zeitsprung erfolgte. Zwei Tage ging es gut, aber am dritten Tag gab es einen Unfall auf der London Bridge und Lucy und Paul wurden Zeugen eines Verbrechens. Sie schafften es nicht rechtzeitig zu ihrem Zeitsprung an dieses Ufer, sondern landeten im Southwark des Jahres 1948, halb in der Themse, während ich ganz wahnsinnig wurde vor Sorgen.« Offenbar nahm ihn schon die Erinnerung daran mit, er wurde blass um die Nase. »Nur ganz knapp, klatschnass und in ihren Kostümen des 17. Jahrhunderts erreichten sie Temple, bevor sie ins Jahr 1992 zurücksprangen. Ich erfuhr das alles erst bei ihrem nächsten Besuch . . .«
    Mir schwirrte schon wieder der Kopf von den vielen unterschiedlichen Jahreszahlen. »Was war das für ein Verbrechen, dessen Zeugen sie wurden?«
    Lucas rückte seinen Stuhl noch ein wenig näher. Seine Augen hinter der Brille waren ganz dunkel vor lauter Ernsthaftigkeit. »Das ist genau der Punkt! Lucy und Paul sahen, wie der Graf von Saint Germain jemanden umbrachte.«
    »Der Graf?«
    »Lucy und Paul waren dem Grafen bis dahin nur zweimal begegnet. Trotzdem waren sie sich ganz sicher, dass er es war. Nach ihrem Initiationssprung wurden sie ihm jeweils im Jahr 1784 vorgestellt. Das hatte der Graf selber so bestimmt, er wollte die Zeitreisenden, die nach ihm geboren wurden, erst am Ende seines Lebens kennenlernen. Ich würde mich wundern, wenn es bei dir anders gewesen wäre.« Er räusperte sich. »Sein wird. Wie auch immer. Jedenfalls reisten die Wächter mit Lucy und Paul und dem Chronografen eigens nach Norddeutschland, wo der Graf seine letzten Lebensjahre verbrachte. Ich selber war dabei. Werde dabei sein. Als Großmeister der Loge - kannst du das glauben?«
    Ich runzelte die Stirn. »Könnten wir vielleicht. ..?«
    »Ah, ich verzettele mich wieder, richtig? Es übersteigt immer mein Fassungsvermögen, dass die Dinge erst noch geschehen werden, obwohl sie längst geschehen sind. Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Wie konnte der Graf im Jahr 1602 einen Mord begehen ... oh, ich verstehe! Er tat es auf einer seiner Zeitreisen!«
    »Genau. Und zwar als sehr viel jüngerer Mann. Es war ein ungeheuerlicher Zufall, dass Lucy und Paul in genau demselben Augenblick an genau derselben Stelle waren. Wenn man in diesem Zusammenhang von Zufall sprechen kann. Der Graf selber schreibt in einer seiner zahlreichen Schriften:
Wer an Zufälle glaubt, hat die Macht des Schicksals nicht begriffen.«
    »Wen ermordete er? Und warum?«
    Lucas sah sich wieder im Cafe um. »Das, liebe Enkeltochter, wussten wir zunächst auch nicht. Es dauerte Wochen, bis wir dahinterkamen. Sein Opfer war niemand anders als Lancelot de Villiers, der erste Zeitreisende im Kreis. Der Bernstein!«
    »Er hat seinen eigenen Vorfahren ermordet? Aber warum das denn?«
    »Lancelot de Villiers war ein belgischer Baron, der im Jahr 1602 mit seiner ganzen Familie nach

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