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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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das Mädchen, das die Limonade ausgeschenkt hat, oder? Zusammen mit Lady Gainsley.«
    »Äh, genau«, sagte ich und da waren wir auch schon mittendrin in einem wunderbaren Plausch über das Gartenfest, die Rosen und lauter Menschen, die ich nicht kannte. (Was mich aber nicht daran hinderte, mich über den komischen Hut von Mrs Lamotte auszulassen und die Tatsache, dass ausgerechnet Mr Mason sich mit einem Büromädchen eingelassen hatte, pfui!)
    Als wir an den ersten Fenstern vorbeikamen, schaute ich neugierig nach draußen - es sah alles sehr vertraut aus. Zu wissen, dass die Stadt außerhalb der ehrwürdigen Mauern von Temple allerdings einen vollkommen anderen Anblick bieten würde als zu meiner Zeit, war irgendwie seltsam. So als müsste ich auf der Stelle hinausstürzen und es mir anschauen, um es zu glauben.
    Im ersten Stock klopfte der Wächter an eine Bürotür. Ich las den Namen meines Großvaters auf einem Schild und wurde von einer Welle des Stolzes überschwemmt. Ich hatte es tatsächlich geschafft!
    »Eine Miss Purpleplum für Mr Montrose«, sagte der Wächter durch den Türspalt.
    »Vielen Dank fürs Bringen«, sagte ich, während ich mich an ihm vorbei ins Büro schob. »Wir sehen uns dann auf dem nächsten Gartenfest.«
    »Ja. Darauf freue ich mich schon«, sagte er, aber da hatte ich die Tür schon vor seiner Nase geschlossen. Triumphierend drehte ich mich um. »Na, was sagst du jetzt?«
    »Miss . . . äh . . .
Purpleplum?«
Der Mann am Schreibtisch sah mich mit großen Augen an. Er war eindeutig nicht mein Großvater. Ich starrte erschrocken zurück. Er war sehr jung, eigentlich noch fast ein Junge, und er hatte ein rundes, glattes Gesicht mit hellen, freundlichen Äuglein, die mir mehr als bekannt vorkamen.
    »Mr George?«,
fragte ich ungläubig.
    »Kennen wir uns?« Der junge Mr George hatte sich erhoben.
    »Ja, natürlich. Vom letzten Gartenfest«, stotterte ich, während die Gedanken in meinem Kopf durcheinanderwirbelten. »Ich war diejenige, die Limonade ... wo ist denn Gran... Lucas? Hat er nicht gesagt, dass er heute mit mir verabredet ist?«
    »Ich bin sein Assistent und noch nicht so lange hier«, stammelte Mr George verlegen. »Aber nein, er hat nichts gesagt. Er müsste allerdings jeden Augenblick wiederkommen. Möchten Sie sich so lange setzen, Miss - äh?«
    »Purpleplum!«
    »Richtig. Kann ich Ihnen vielleicht einen Kaffee bringen lassen?« Er kam um den Schreibtisch herum und rückte mir einen Stuhl zurecht, der mir ziemlich gelegen kam. Meine Beine fühlten sich ganz wacklig an. »Nein danke. Keinen Kaffee.«
    Er betrachtete mich unschlüssig. Ich starrte sprachlos zurück.
    »Sind Sie . . . bei den Pfadfindern?« »Wie bitte?«
    »Ich meine nur - wegen der Uniform.«
    »Nein.« Ich konnte nicht anders, ich musste Mr George einfach weiter anstarren. Er war es - unverkennbar! Sein fünfundfünfzig Jahre älteres Ich sah ihm unerhört ähnlich, nur dass es keine Haare mehr hatte, dafür eine Brille trug und ungefähr so hoch wie breit war.
    Der junge Mr George hingegen hatte jede Menge Haare, die er mit einem ordentlichen Scheitel und viel Pomade gebändigt hatte, und war regelrecht schlank. Offensichtlich war es ihm unangenehm, so angestarrt zu werden, denn er errötete, setzte sich wieder an seinen Platz hinter dem Schreibtisch und blätterte in irgendwelchen Papieren herum. Ich überlegte, was er wohl sagen würde, wenn ich seinen Siegelring aus der Tasche nehmen und ihm zeigen würde.
    Mindestens eine Viertelstunde schwiegen wir so vor uns hin, dann ging die Bürotür auf und mein Großvater trat ein. Als er mich sah, wurden seine Augen für einen kleinen Moment kugelrund, bevor er sich wieder in den Griff bekam und sagte: »Ach, schau einer an, mein liebes Cousinchen!«
    Ich sprang auf. Seit unserem letzten Treffen war Lucas Montrose eindeutig erwachsen geworden. Er trug einen eleganten Anzug und eine Fliege und er hatte einen Schnurrbart, der ihm nicht besonders gut stand. Der Schnurrbart kitzelte an meiner Wange, als er mich auf beide Wangen küsste.
    »Was für eine Freude, Hazel! Wie lange wirst du denn in der Stadt bleiben? Und sind deine lieben Eltern auch mitgekommen?«
    »Nein«, stotterte ich. Dass ich ausgerechnet die schreckliche Hazel sein musste! »Die sind zu Hause, bei den Katzen . . .«
    »Das ist übrigens Thomas George, mein neuer Assistent, Thomas, das ist Hazel Montrose aus Gloucestershire. Ich habe dir doch gesagt, dass sie mich sicher bald mal besuchen

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