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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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da. Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse.
    Bericht: P. Ward, Novize, Nachmittagsschicht
     
    18 Uhr bis 0.00 Uhr: Keine besonderen Vorkommnisse
    Bericht: N. Cartrell, Novize, Abendschicht
     
    0.00 Uhr bis 6.00 Uhr: Keine besonderen Vorkommnisse
    Bericht: K. Elbereth/M. Ward, Novizen
     

8
    Die Wache am Fuße der Treppe schlief, den Kopf auf das Geländer gelegt.
    »Armer Cartrell«, flüsterte Lucas, als wir an dem schnarchenden Mann vorbeischlichen. »Ich fürchte, er wird es nicht zum Adepten schaffen, wenn er weiterhin so viel trinkt . . . Aber umso besser für uns. Komm, schnell!«
    Ich war schon vollkommen außer Atem, da wir den Weg vom Cafe hierher im Laufschritt hatten zurücklegen müssen. Kenneth de Villiers und seine Schwester hatten uns Ewigkeiten aufgehalten, stundenlang hatten wir mit ihnen geplaudert, über das Landleben im Allgemeinen und das in Gloucestershire im Besonderen (ich hatte ein paar hübsche Anekdoten über meine Cousine Madeleine und ein Schaf namens Clarisse beizusteuern), über den Fall Parker (von dem ich nur verstand, dass mein Großvater ihn gewonnen hatte), über den niedlichen kleinen Thronfolger Charles (hallo?) und über alle Filme von Grace Kelly und ihre Hochzeit mit einem monegassischen Fürsten. Ab und an hustete ich und versuchte, das Gespräch auf die verheerenden Folgen des Rauchens für die Gesundheit zu bringen, aber das kam nicht gut an. Als wir das Cafe endlich verlassen konnten, war es so spät, dass ich nicht mal Zeit hatte, die Toilette aufzusuchen, obwohl ich einen gefühlten Liter Tee in der Blase hatte.
    »Noch drei Minuten«, keuchte Lucas, während wir durch die Kellergänge rannten. »Dabei gibt es noch unendlich viel, das ich dir sagen wollte. Wenn diese blöde Pestbeule von einem Chef nicht gekommen wäre . . .«
    »Ich hatte nicht gewusst, dass du bei einem de Villiers
angestellt
bist«, sagte ich. »Du bist schließlich der künftige Lord Montrose, Mitglied des Oberhauses.«
    »Ja«, erwiderte Lucas griesgrämig. »Aber bis ich das Erbe meines Vaters antrete, muss ich trotzdem den Unterhalt für meine Familie verdienen. Dieser Job hat sich einfach angeboten ... Egal, hör zu: Alles, was der Graf von Saint Germain den Wächtern hinterlassen hat, die sogenannten Geheimschriften, die Briefe, die Chroniken, all diese Dinge gingen vorher durch seine Zensur. Die Wächter wissen nur, was Saint Germain zuließ, und alle Informationen zielen darauf ab, dass die Generationen nach ihm alles daran setzen werden, den Kreis zu schließen. Aber keiner der Wächter kennt das ganze Geheimnis.«
    »Aber du kennst es?«, rief ich aus.
    »Schschsch! Nein. Ich kenne es auch nicht.«
    Wir bogen um die letzte Ecke und ich riss die Tür zum alten Aichemielabor auf. Meine Sachen lagen auf dem Tisch, genau, wie ich sie zurückgelassen hatte.
    »Aber Lucy und Paul kennen das Geheimnis, davon bin ich überzeugt. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, waren sie kurz davor, die Dokumente zu finden.« Er sah auf seine Uhr. »Verdammt.«
    »Weiter!«, drängte ich, während ich meine Schultasche und die Taschenlampe an mich nahm. In letzter Sekunde fiel mir noch ein, Lucas den Schlüssel wiederzugeben. In meinem Magen machte sich bereits das altbekannte Achterbahngefühl breit. »Und bitte, rasier dir den Schnurrbart ab, Grandpa!«
    »Der Graf hatte Feinde, von denen in den Chroniken nur am Rande die Rede ist«, sprudelte Lucas hervor. »Insbesondere hatte es eine alte kirchennahe Geheimorganisation auf ihn abgesehen, die sich
die Rakoczy Allianz
nannte. Diese Organisation gelangte 1745, im Gründungsjahr der Loge hier in London, in den Besitz von Dokumenten aus dem Erbe des Grafen von Saint Germain . . . findest du, der Schnurrbart steht mir nicht?«
    Der Raum begann, sich um mich zu drehen.
    »Ich hab dich lieb, Grandpa!«, stieß ich hervor.
    »... Dokumente, die unter anderem beweisen, dass es nicht damit getan ist, alle zwölf Zeitreisenden mit ihrem Blut in den Chronografen einzulesen! Das Geheimnis offenbart sich erst, wenn . . .«, hörte ich Lucas noch sagen, bevor es mich von den Füßen riss.
    Bruchteile einer Sekunde später blinzelte ich ins helle Licht. Und gegen eine weiße Hemdenbrust. Einen Zentimeter weiter links und ich wäre direkt auf Mr Georges Füßen gelandet.
    Ich stieß einen leisen Schreckensschrei aus und machte ein paar Schritte zurück.
    »Wir müssen beim nächsten Mal daran denken, dir Kreide für eine Markierung mitzugeben«, sagte Mr George

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