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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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England übersiedelte. In den Chroniken und Geheimschriften des Grafen von Saint Germain, die er den Wächtern hinterlassen hat, steht, dass Lancelot 1607 gestorben ist, deshalb sind wir zunächst nicht auf ihn gekommen. Tatsächlich aber - ich erspare dir jetzt die Einzelheiten unserer detektivischen Nachforschungen - wurde dem Baron im Jahr 1602 in seiner eigenen Kutsche die Kehle durchgeschnitten . . .«
    »Das verstehe ich nicht«, murmelte ich.
    »Ich habe selber noch nicht alle Puzzleteile zusammenbringen können«, sagte Lucas, während er eine Packung Zigaretten aus seiner Tasche nahm und sich eine Zigarette anzündete. »Dazu kommt, dass ich Lucy und Paul seit dem 24. September 1949 nicht mehr gesehen habe. Ich vermute, dass sie mit dem Chronografen in eine Zeit vor meiner gesprungen sind, denn sonst hätten sie mich längst aufgesucht. Oh . . .
verdammt!
Sieh bloß nicht hin!«
    »Was ist denn? Und seit wann rauchst du?«
    »Da kommt Kenneth de Villiers mit seiner Schreckschraube von Schwester.« Lucas versuchte, hinter der Speisekarte in Deckung zu gehen.
    »Sag doch einfach, wir wollen ungestört sein«, flüsterte ich.
    »Das kann ich nicht - er ist mein Vorgesetzter: In der Loge wie im richtigen Leben. Ihm gehört diese verdammte Kanzlei.. . Wenn wir Glück haben, sehen sie uns nicht.«
    Wir hatten kein Glück. Ein hochgewachsener Mittvierziger und eine Dame mit türkisfarbenem Hut hielten zielstrebig auf unseren Tisch zu und nahmen auf den beiden freien Stühlen Platz, ohne dass jemand sie darum gebeten hatte.
    »Da machen wir heute Nachmittag wohl alle beide blau, was, Lucas?«, sagte Kenneth de Villiers leutselig und schlug Lucas auf die Schulter. »Nicht, dass ich nicht alle beide Augen zudrücken würde, nachdem du den Fall Parker gestern so bravourös zu Ende gebracht hast. Noch einmal meinen Glückwunsch. Ich hörte schon, dass du Besuch vom Lande hast.« Seine bernsteinfarbenen Augen unterzogen mich einer genauen Musterung. Ich versuchte, so unbefangen wie möglich zurückzuschauen. Es war schon seltsam, wie sich die de Villiers mit ihren betonten Wangenknochen und der aristokratischen, geraden Nase in allen Zeiten ähnlich sahen. Dieser hier war ebenfalls eine beeindruckende Erscheinung, wenn auch nicht ganz so gut aussehend wie zum Beispiel Falk de Villiers in meiner Zeit.
    »Hazel Montrose, meine Cousine«, stellte Lucas mich vor. »Hazel, das sind Mr und Mrs de Villiers.«
    »Ich bin aber seine Schwester«, sagte Mrs de Villiers und kicherte. »Oh, gut, Sie haben Zigaretten - ich muss sofort eine von Ihnen schnorren.«
    »Leider wollten wir gerade gehen«, sagte Lucas, während er ihr galant eine Zigarette reichte und Feuer gab. »Ich habe da noch einiges an Akten aufzuarbeiten . . .«
    »Aber nicht heute, mein Freund, nicht heute.« Sein Chef zwinkerte ihm freundlich zu.
    »Mit Kenneth allein ist es immer so langweilig«, sagte Mrs de Villiers und pustete den Rauch der Zigarette durch ihre Nase wieder aus. »Man kann mit ihm über nichts reden außer über Politik. Kenneth, bitte bestell doch noch einmal Tee für uns alle. Von wo genau kommen Sie, meine Liebe?«
    »Gloucestershire«, sagte ich und hustete ein bisschen.
    Lucas seufzte ergeben. »Mein Onkel, also Hazels Vater, hat dort ein großes Gut mit vielen Tieren.«
    »Ach, ich liebe das Landleben. Und ich liebe Tiere!«, sagte Mrs de Villiers enthusiastisch.
    »Und ich erst«, sagte ich. »Vor allem Katzen.«
     
    Aus den Annalen der Wächter/Protokoll der Zerberuswache
     
    24. Juli 1956
»Nam quod in iuventus non discitur, in matura aetate nescitur.«
     
    7 Uhr: Novize Cartrell, der bei der nächtlichen Ariadne-Prüfung als vermisst gemeldet worden war, erreicht den Aufgang mit sieben Stunden Verspätung. Er taumelt leicht und riecht nach Alkohol, was vermuten lässt, dass er zwar die Prüfung nicht bestanden, aber den verschollenen Weinkeller aufgespürt hat. Ich lasse ihn ausnahmsweise mit der Parole des Vortages passieren.
     
    Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse.
    Bericht: J. Smith, Novize, Vormittagsschicht
     
    13.12 Uhr: Wir sichten eine Ratte. Ich will sie mit dem Degen aufspießen, aber Leroy füttert sie mit Resten von seinem Sandwich und tauft sie auf den Namen Audrey.
     
    15.15 Uhr: Miss Violet Purpleplum erreicht den Aufgang über einen uns unbekannten Weg vom Justizpalast. Sie trägt die Parole des Tages fehlerfrei vor, Leroy eskortiert sie wunschgemäß nach oben in die Büros.
     
    15:24 Uhr: Audrey ist wieder

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