Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
Wasserfall und läuft schnaubend auf uns zu.
„Du solltest doch warten!“
Enya stürmt trotz ihrer wütenden Worte auf den Pegasus zu und schließt ihn in die Arme. Sie vergräbt ihr Gesicht in der weißen Mähne des Pferdes und murmelt einige Worte, die ich nur halb verstehen kann. Etwas von einem Geheimnis und letzte Fluchtmöglichkeit.
„Sieh mal einer an. Ich habe mich schon gefragt, wie eine Meer-Ilyea so schnell hierher reisen konnte. Diese Prachtstute hast du vor uns versteckt?“
Obwohl ich Edans Gesicht nicht erkennen kann sehe ich sein anzügliches Grinsen direkt vor mir.
„Alea zeigt sich nicht jedem.“
Wieder einmal bewundere ich Enyas Schlagfähigkeit.
„Sie kann nicht mit hineinkommen.“
Cedric steht noch immer neben dem Wasserfall und mustert den Pegasus kritisch.
„Sie ist zu groß und nicht wendig genug. Ich bin mir nicht sicher, ob das Labyrinth noch komplett intakt ist. Ihr müsst wissen... Yuhla fürchtet sich im Dunkeln und verwendet niemals diese finsteren Gänge.“
Unwillkürlich pruste ich los, während Enya skeptisch fragt:
„Wie kommt sie an Nahrung? Trinken? Braucht sie nicht auch mal Licht?“
Der muskulöse Berg-Ilyea zuckt nur mit den Schultern.
„Das weiß niemand so genau. Nun kommt.“
Enya drückt Alea noch einmal eng an sich, dann folgen wir Cedric in den Höhleneingang, den er zwischenzeitlich geöffnet hat. Der Pegasus bleibt schnaubend zurück.
Modrige Luft schlägt uns entgegen. Sofort suchen meine zittrigen Finger nach einem Blatt im Lederbeutel. Vor mir liegt undurchdringliche Finsternis. Kein Feuerfunke, keine Lichtquelle. Nicht einmal die spärlichen Mondstrahlen wagen sich in das Labyrinth.
Cedric holt eine Fackel hervor und entzündet sie, indem er zwei Steine aneinander schlägt. Das Licht tastet sich nur langsam voran, als würde es befürchten, dass es sich in den zahllosen Gängen verirrt, die vor uns liegen.
Mit einer kleinen Geste verschließt Cedric den Eingang wieder und ich rutsche näher an ihn heran. Er ist der Einzige, der den Eingang wieder öffnen kann. Auch Enya fühlt sich sichtlich unwohl. Sie rückt von Edan ab und sucht mit ihren leuchtenden Augen die Umgebung ab.
Die Gänge wurden in schmucklosen grauen Stein gehauen und verzweigen sich schon in Sichtweite in fünf verschiedene Stollen.
„Woher weißt du, welchen Weg wir nehmen müssen?“, entfährt es mir. Gleichzeitig schäme ich mich für das Misstrauen, das ich ihm entgegenbringe.
„Ich folge ganz einfach der Melodie des Armbandes.“
Sein Tonfall klingt nicht abwertend und trotzdem könnte ich mich für meine Dummheit ohrfeigen. Cedric geht nicht weiter darauf ein sondern läuft zielgerichtet los. Enya und ich drängen uns dicht an ihn und den warmen Feuerschein während Edan knapp hinter uns läuft.
Als ich mich nach ihm umsehe spüre ich, dass etwas nicht stimmt. Ich lasse mich ein wenig nach hinten fallen und trotte neben ihm her.
Fragend sehe ich ihn an. Keine Reaktion, obwohl sein Gesicht deutlich mir zugewandt ist.
Unsere Schritte hallen in den sonst leeren Gängen bedrohlich laut wieder. Prüfend betrachte ich die Decke von der Staub und einige Steine auf uns herabrieseln.
„Alles in Ordnung?“, formen meine Lippen. Er dreht sich weg und starrt wieder gerade aus. Wütend schiebe ich mir noch ein Blatt in den Mund und schließe wieder zu den anderen auf. Gleichzeitig ärgere ich mich über Edans Verhalten und meine eigenen Stimmungsschwankungen.
Nach einer Zeit bleibt Cedric abrupt stehen und runzelt nachdenklich die Stirn. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich als ich den leicht panischen Ausdruck in seinen Augen bemerke. Keiner traut sich nachzufragen. Mit hektischen Atemstößen dreht er sich einmal um sich selbst und mustert jeden der vier Gänge die vor uns liegen intensiv.
„Ich habe die Melodie verloren“, stößt er schließlich hervor. Wenige Worte. Ein paar Silben die mir die Luft abschnüren. Die sich schwer auf meinen Körper legen und meinen Magen zum rebellieren bringen.
„Wie konntest du sie verlieren?“
Angsterfüllt läuft Enya im Kreis und lässt schließlich ihren Kopf gegen die raue Wand sinken. Cedric hebt seine Hand und befühlt verzweifelt den Fels.
„Lebendiges Gestein.“
„Lebe... was?“
Enyas wunderschöne Lippen zittern. Ein Schleier legt sich über die Welt und ich schwanke. Starke Arme fangen mich und legen mich sanft auf dem Boden ab.
„Gestein, das Schwingungen nur dorthin bringt, wo es sie für
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