Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
juckt.
Fluchend kratzt er über den porösen Stein aber es lösen sich lediglich einige winzige Stücke. Der Berg hat seine Haut erobert.
„Was ist das?“
Di e Meer-Ilyea starrt mit offenen Mund auf seinen neuen Körperschmuck. Etwas Vergleichbares hat sie noch nie gesehen. Wie von selbst heben sich ihre zartgliedrigen Finger um das kleine Wunder zu berühren, doch Cedric zieht bestimmt die Hand weg und versteckt sie hinter seinem Rücken.
„Das geschieht, wenn wir die Elemente zu sehr Teil von uns werden lassen. Ich musste es versuchen, denn es bestand die geringe Chance, dass ich so zu Niamh gelange. Aber es hat nicht funktioniert.“
Erschöpft lehnt er seine Stirn gegen die Wand.
„Sie wird wohl wirklich ohne uns auskommen müssen.“
„Das lasse ich nicht zu.“
Edan klingt ruhig und besonnen, allein seine Augen zeugen von seinem Gefühlsausbruch, denn sie glitzern wie zwei Bernsteine im Sonnenlicht.
Ich spüre, dass ich zum Stillstand gekommen bin und wage mich aus meiner Deckung hervor. Sofort presse ich meine Augenlider wieder zusammen als mich die hellen Lichtstrahlen völlig unvorbereitet treffen.
„Willkommen, willkommen.“
Eine herzliche Stimme dringt in meine Ohren und bringt mein innerstes zum Klingen.
Vorsichtig blinzle ich und brauche einen Moment um mich an die dutzenden Fackeln zu gewöhnen, welche die kleine Höhle heller erleuchten als nötig ist.
„Entschuldige, dass ich dich von deinen Freunden trennen musste. Ich vertraue Fremden nur nicht.“
Der fröhlich plaudernde Tonfall stammt von einer Berg-Ilyea, deren Haare einen tiefen Schwarzton ankommen haben. Ihr zierlicher Körper sitzt auf einem steinernen Thron und sie beobachtet mich mit einem ironischen Lächeln.
„Du scheinst mir genau richtig. Irgendetwas an dir hat mich neugierig gemacht, ich konnte dich nicht genau zuordnen.“
Auf einmal ist sie direkt neben mir und schwatzt unaufhörlich weiter:
„Aber bei deinen Begleitern habe ich etwas gespürt, das mir gar nicht gefallen hat. Du solltest noch einmal überlegen ob du mit ihnen wirklich weiterreisen willst.“
Ihre leuchtend blauen Augen kommen auf meinem Smaragdring zum liegen.
„Oh, wie ich sehe besitzt du schon ein Schmuckstück. Ich spüre seit kurzem große Bewegungen in den Elementebenen und fragte mich schon, was da los sein könnte. Jetzt weiß ich es ja.“
Ich halte mir meinen dröhnenden Kopf und sehe mich verwirrt um. Wir befinden uns in einer Art Vorhalle, denn an einer Wand ist ein riesiger steinerner Bogen eingelassen, dessen Durchgang jedoch von Fels versperrt ist. Auf dem Tor befinden sich verschiedene Schriftzeichen, deren Bedeutung ich nicht kenne. An der Wand befindet sich ein Regal mit mehreren verstaubten Büchern, auf einem Tisch liegt ein Stapel Papier und eine Schreibfeder mit dazugehörigem Tintenfass.
„Du musst Yuhla sein.“
Trotz Unterleibsschmerzen bekomme ich halbwegs ein Lächeln zusammen. Die Armbandwächterin nickt eifrig.
„Die einzig wahre.“
Der Boden bebt und ich sehe zu meinem Erstaunen, dass sich Yuhlas Stuhl mit Insassin bewegt. Als mein Blick ihre kraftlosen Beine streift zuckt sie traurig die Schultern.
„Vor vielen Sommern versuchten Dämonen das Armband zu stehlen. Sie hatten einen Berg-Ilyea entführt und ihn gezwungen, sie durch das Labyrinth zu führen. Seitdem habe ich im Übrigen das lebendige Gestein eingeführt. Reiner Selbstschutz. Auf jeden Fall wurde ich bei dem Angriff schwer verletzt, allerdings konnte ich die Dämonen heldenhaft in die Flucht schlagen. Und bevor du fragst: Seitdem sind auch meine Haare schwarz und die Augen blau. Die Heilerin meinte, das habe etwas damit zu tun, dass ich den anderen Ilyea töten musste und dadurch meine Seele einen beträchtlichen Schaden nahm. Dämonen sind ja nicht dumm. Ihr Gefangener war mein Bruder.“
Trotz des lockeren Tonfalls und der vielen Zeit, die schon vergangen sein muss, sehe ich Tränen in ihren Augenwinkeln schillern.
„Aber ich habe das Armband beschützt. Deswegen bist du vermutlich da. Du möchtest das Armband, nicht wahr?“
Ich bringe es nicht über mich, zu nicken.
„Wie geht es meinen Freunden?“, erkundige ich mich stattdessen und weiche ihrem überraschten Blick aus.
„Den Umständen entsprechend. Ich glaube, das Meereskind dreht bald durch, wenn sie nicht wieder an die frische Luft kommt. Aber was soll ich machen? Sie wollen auf dich warten, also kann ich sie schlecht vor die Tür setzen. Das gehört sich einfach
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