Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
nicht. Sag mal, gibt es da draußen noch Schmetterlinge?“
Ihre Frage verwirrt mich und ich bringe nur ein schwaches Nicken zustande. Erfreut klatscht sie in die Hände.
„Sehr schön. Weißt du, ich verlasse diese Höhle nie und verlasse mich darauf, dass der Stein mich ernährt. Als ich mich damals dazu entschied, hier mein restliches Leben zu verbringen, waren Schmetterlinge einige der wenigen Dinge, von denen ich dachte, dass ich sie vermissen würde. Und so ist es auch. Ich vermisse ihre zarten Flügeln, ihren Anmut und ihre Eleganz.“
Während ihrer Ausführungen glänzen ihre Augen und sie sucht etwas aus dem Blätterstapel auf ihrem Tisch heraus. Stolz hält sie mir eine Zeichnung unter die Nase, nachdem sie den Stuhl neben mich bugsiert hat. Ohne zu wissen wie mir geschieht starre ich darauf und erkenne einige wunderschön detaillierte Schmetterlingszeichnungen.
„Die habe ich während meiner Zeit hier gemalt. Ich habe noch mehr... Willst du sie sehen?“
In ihrer Aufregung erinnert sie mich an eine sehr junge Ilyea, die ihren Eltern gerne zeigen möchte, was sie in ihrem Leben erreicht hat.
„Wir haben leider keine Zeit dafür. So gerne ich mir weitere Bilder ansehen würde, so dringend ist auch mein Anliegen.“
Ich greife nach ihrer Hand und sie zuckt erschrocken zurück. Ruckartig setzt sich ihr Stuhl in Bewegung bis sie gegen die massive Wand stößt.
„Erschreck mich nicht so“, flucht sie wütend und ich beobachte staunend, wie sich die durch den Aufprall im Stuhl gebildeten Risse wieder verschließen.
„Du bewegst diesen Stuhl“, entfährt es mir begeistert als ich die Unglaublichkeit dessen was hier passiert begreife.
„Du bist wirklich von der schnellen Sorte.“
Yuhlas ironisches Lachen klingt in meinen Ohren wie eine wunderbare Melodie. Ich schüttele den Kopf und konzentriere mich wieder auf die vor mir liegende Aufgabe.
„Bitte, Yuhla. Wir benötigen das Armband.“
„Du bist schwanger.“
Ihre direkte Art bringt meine Gedanken zum Stillstand. Meine Hand legt sich schützend über meinen Bauch und ich sehe sie misstrauisch an.
„Ja.“
„Das Kind trägt Berg-Ilyea-Blut in sich. Wie interessant.“
Ihr Blick sagt mir eindeutig, dass sie mehr erfahren möchte, aber ich schweige. Der flackernde Feuerschein huscht unaufhaltsam über die Wände und erhellt jeden Winkel des Raumes.
„Das ist richtig“, antworte ich schließlich und winde mich unter ihren forschenden Augen unbehaglich. Schließlich stehe ich auf und klopfe mir den Staub von meinem Mantel.
„Bitte Yuhla. Ich weiß, dass du das Armband schon einmal vor den Dämonen beschützt hast. Aber ich glaube eine Möglichkeit gefunden zu haben, wie ich die vereinte Kraft der Elemente und Schmuckstücke nutzen kann, um diese grausigen Kreaturen für immer von Firyon zu verbannen.“
„Du trägst einen in dir.“
Ihre Stimme klingt weder vorwurfsvoll noch ängstlich.
„Ja“, gebe ich widerwillig zu, „aber das spielt keine Rolle. Ich...“
„Du selbst bist halb Meer- halb Wald-Ilyea. Das Kind trägt zudem Dämonen- und Berg-Ilyea Blut in sich. Ich kenne nur ein Wesen, welches diese beiden Eigenschaften vereint und heute noch leben könnte.“
Mein Herz beginnt in einem ungleichmäßigen Rhythmus zu klopfen.
„Edan lebt also noch. Sag mir bloß nicht, dass die momentane Dorferzählerin dir nicht von Ciyans unglückseliger Tochter berichtet hat. Dabei schätzte ich sie klug genug ein, um den Zusammenhang zu erkennen...“
Murmelnd fährt sie fort, aber ich höre nur das Blut in meinen Ohren rauschen und zittere. Sofort höre ich Edans Stimme an unserem ersten Tag:
„Mein Vater war ein Dämon. Ein Dämon, der sich verliebte. Er zeigte ehrliche Gefühle für eine Berg-Ilyea und besetzte deshalb den jungen Ilyea, von dem er wusste, dass sie ihn attraktiv fand. Nach unzähligen Umwerbungen gab sie schließlich nach und die beiden fanden zueinander. Ja, Niamh, Dämonen können sich verlieben. In diesem Moment werden sie ein klein wenig fester, fassbarer. Verbinden sie sich in solch einem Zustand mit einem Wesen kann es passieren, dass... Sie für immer in diesem Körper gebunden sind und sterblich werden. Das passiert nicht gerade häufig, aber doch oft genug, damit uns dieses Phänomen bekannt ist. Mein Vater tötete mit seiner Liebe die Seele des Berg-Ilyea, den er besetzte, erschuf aber gleichzeitig ein anderes Wesen. Ein Wesen, das in dem Bauch der nichtsahnenden Ilyea heranwuchs, stärker und stärker
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