Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
nach. Saras Hand spielte dabei verträumt mit einer Haarsträhne und ihre Augen waren ganz glasig.
Wenige Momente später hörte sie einen spitzen Schrei und wusste, dass Reißzahn ein Opfer gefunden hatte. Gänsehaut kroch über ihren Rücken und ihre Arme und ließ die feinen Härchen habt Acht stehen. Sie beutelte sich vor Schreck kurz ab und stellte sich dann vor, wie Reißzahn sein Opfer aussaugte.
Irgendwie fand sie tief in ihrem kleinen, kalten Herzen Gefallen an der Vorstellung . . .
9
Am nächsten Morgen erwachte Sara mit einem fürchterlichen Kater. Das Tier hatte sich scheinbar nachts in Saras Zimmer geschlichen. Seit dem Verschwinden der Hexe Toxina wimmelte es im St. Nimmerleins Wald praktisch nur so vor Katzen. Davor war jahrelang fast keine Katze im St. Nimmerleins Wald aufzuspüren gewesen. Die verschreckten Tiere hatten alle fürchterliche Angst vor Toxina gehabt. Die fiese Hexe hatte die furchtbare Angewohnheit gehabt, jede Katze, die ihr über den Weg lief, zu verzaubern und für ihre Zwecke zu verwenden: Als Ingredienz eines geheimnisvollen Zaubertranks, als Wandschmuck oder – und davor hatten sich die meisten Katzen gefürchtet – als Hauskatze, die mit Toxina ständig unterwegs sein musste und dabei auf ihrer Schulter zu sitzen hatte. Besser noch eine Zutat für einen Zaubertrank als das!
Das neuerliche Auftauchen so vieler Katzen im St. Nimmerleins Wald war von den Waldgeistern als gutes Omen gewertet worden. Katzen waren für ihre übernatürlichen Instinkte bekannt. Kamen die Katzen zurück, hieß das, dass von Toxina weit und breit keine Spur zu sehen oder zu spüren war.
„Raus! Verschwinde!“, kreischte Sara nichtsdestotrotz, als sie die kupferrote Katze bemerkte. Das Tier hatte es sich bei Saras Füßen gemütlich gemacht und schlief dort friedlich eingeringelt. Auf Saras Schrei hinauf fuhr der Kater zusammen, sprang auf alle Viere und machte einen Katzenbuckel wie aus dem Bilderbuch. Alle Haare standen dem erschrockenen Tier zu Berge, es fletschte die Zähne und spuckte feinen Speichel.
„Weg da, runter von meinem Bett“. Sara fuchtelte wild mit einer Hand vor dem Kater herum, um ihn zu verscheuchen. Stattdessen bog das Tier seinen Rücken noch weiter durch und fauchte immer wilder.
Als Sara plötzlich selbst fauchte und ihre langen Vampirzähne zeigte, wurde es der Katze zuviel. Mit einem letzten Fauchen sprang sie vom Bett, sprintete förmlich zum Fenster und machte einen gewaltigen Satz, der sie aus Saras Zimmer brachte. Zuvor warf sie dem kleinen Vampir noch einen vernichtenden Blick zu. Dann war sie weg und Sara ließ sich wieder auf ihren Polster fallen. Sie konnte Katzen nicht ausstehen, was für einen Vampir recht eigenartig war. Normalerweise waren gerade Katzen die besten Freunde von Vampiren. In Saras Fall mag dies aber auch damit zu tun haben, dass sie kaum jemals mit Katzen in Berührung gekommen war. Schließlich hatte Zeit ihres Lebens Toxina im Wald gelebt – diese Pest waren sie erst vor kurzer Zeit los geworden. Sara liebte ihren Werpudel, was brauchte sie da eine Katze?
Moritz war durch den Lärm in Saras Zimmer ebenfalls munter geworden. Wild kratzte er an der Tür, um hereingelassen zu werden.
„Schon gut, Moritz“, rief Sara vom Bett aus, um den Werpudel zu beruhigen. Der ließ aber nicht locker und schließlich erhob sich Sara doch völlig geschafft von ihrem Bett und schwebte bedächtig zur Tür. Als Moritz endlich ins Zimmer durfte, begrüßte er seine Sara freudig – aber nicht so überschwänglich wie am Abend zuvor. Er hatte seine Lektion gelernt. Noch eine Schelte brauchte er nicht. Er hatte so und so schon ein schlechtes Gewissen, weil er die Nacht nicht in ihrem Zimmer verbringen hatte dürfen. Und natürlich war es so gekommen, wie es kommen musste: Sofort war etwas passiert. Und dabei war er doch ihr Wachhund!
„Komm her, mein kleiner Liebling“, murmelte Sara noch ganz verträumt und verschlafen. Sie bückte sich zu ihrem Werpudel und umarmte ihn fest. Sie liebte den leicht modrigen Geruch von Moritz Fell. Ein bisschen Erde und Laub verfing sich immer darin und sorgte dafür, dass Moritz ständig nach Wald duftete. Sara kuschelte sich ganz fest an Moritz, der nicht so recht wusste, wie ihm geschah. Im einen Moment war Sara noch stinksauer gewesen, im nächsten total anschmiegsam und liebesbedürftig. Moritz hechelte leise und zufrieden vor sich hin und ließ die Liebkosungen nur zu gern über sich ergehen. Mit einem Mal
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