Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
veränderte sich seine Körperhaltung aber. Jeder Muskel spannte sich an und ein leises Knurren war tief aus seiner Kehle zu hören.
„Was denn?“, fragte Sara erstaunt.
Natürlich gab der Werpudel keine Antwort. Statt dessen spielte seine Nase wieder einmal Staubsauger. Wenige Millimeter über dem Boden schwenkte sie von links nach rechts und wieder retour. Auf diese Weise suchte Moritz das ganze Zimmer ab, bis er schließlich in einer Ecke Platz machte, Sara aus seinen großen Augen, die von dichten Fellbüscheln überwuchert wurden, anglotzte und leise jaulte. Er saß genau in der Ecke, in der letzte Nacht Reinhard Reißzahn auf Sara gewartet hatte. Sara beschloss dem fragenden Blick ihres Werpudels nachzugeben. Sie wollte den Tag nicht gleich wieder mit schlechter Laune beginnen.
„Nur Besuch, mein Lieber. Kein Grund sich Sorgen zu machen. Du siehst ja, dass es mir gut geht.“
Moritz legte den Kopf zur Seite, schien kurz zu überlegen und trottete dann wieder zu Sara. Er schmiegte sich an ein Bein des Vampirs und wartete, was Sara als Nächstes vor hatte.
Sara enttäuschte Moritz nicht: „Komm, jetzt machen wir uns einen Spaß“. Sie blickte kurz zum Fenster hinaus. Die Sonne begann langsam über dem Horizont aufzugehen – soweit Sara das mit einem ganzen Wald vor dem sichtbaren Horizont beurteilen konnte. Sie schnappte sich ihre Sonnenbrille und forderte Moritz auf, ihr zu folgen. „Wir werden jetzt Mariella ein bisschen beim Morgentau sammeln zusehen.“ Moritz spitzte die Ohren. Er konnte Mariella auch nicht ausstehen. Wann immer sie den Werpudel sah, hielt sie angewidert Abstand, weil er ihr zu zottelig und schmutzig war. So etwas kränkte einen stolzen Werpudel natürlich.
„Ich schätze, wir werden jede Menge Spaß haben“, sagte Sara und klopfte Moritz dabei liebevoll auf die Flanke. Moritz winselte kurz und zustimmend.
Am Weg zu der Wiese auf der die Feen normalerweise ihren Morgentau sammelten, trafen Sara und Moritz schließlich auf Fuxia. Die kleine Hexe war stinksauer, dass Sara sie nicht von zu Hause abgeholt hatte und stattdessen alleine Marielle beobachten wollte. Mit hochrotem Kopf kam sie auf die Vampirin zugestapft. Unter dem Arm schleppte sie Fridolin hinterher, der alle paar Sekunden ein verletztes „Autsche-Bautsche“ hören ließ. Fuxia achtete gar nicht darauf, dass der Hexenbesen bei jedem ihrer Schritte ziemlich unsanft am Waldboden aufschlug. Vor allem seine Borsten bekamen dabei einiges ab.
„Bist du noch immer sauer auf mich?“, fuhr Fuxia Sara deshalb auch gleich an.
Sara warf ihr einen unschuldigen Blick zu, „Nein, wieso? Ich war gestern einfach schlecht drauf“, log sie, „Ich habe mich heute Nacht einmal so ordentlich ausgeschlafen. Das hat gut getan. Aber ich dachte, dass du nicht unbedingt mitkommen wolltest, Mariella zu beobachten. Du hast doch gemeint, dass das gemein wäre.“ Von ihrem nächtlichen Besuch erwähnte Sara wohlweislich kein Wort.
„Und? Nur weil ich das gesagt habe, heißt das ja nicht, dass ich Mariella nicht trotzdem zusehen will, wie sie ihre Strafe abbüßt“, grinste Fuxia schelmisch.
Sara grinste zurück und dann marschierten sie gemeinsam weiter. Eigentlich hatte Sara noch immer schlechte Laune und keine besondere Lust, den Morgen mit Fuxia zu verbringen. Andererseits hätten sie sich in wenigen Stunden sowieso in der Schule wieder gesehen. Also beschloss Sara, dass es eigentlich schon egal war. Außerdem wollte sie Fuxia jetzt nicht auch noch neugierig machen. Sara hatte mittlerweile für sich beschlossen, dass sie Reinhard in die Stadt folgen würde. Nur mal so für eine Nacht. Nicht mehr. Einfach nur mal schauen, wie die Stadtvampire so lebten. Für Fuxia war da kein Platz. Sie würde wohl sogar in Gefahr sein. Und so sauer konnte Sara gar nicht auf die kleine Hexe sein, dass sie sie in Gefahr bringen wollte. Davon war Sara fest überzeugt.
„Sind wir bald da?“, raunzte Fuxia nach nur wenigen Minuten. Sara warf ihr einen ungeduldigen Blick zu, schluckte ihre Wut über das lästige Verhalten der Hexe aber hinunter.
„Gleich“, antwortete sie kurz angebunden.
Nach fünf Minuten fragte Fuxia wieder: „Sind wir bald da?“
Diesmal musste sich Sara noch mehr beherrschen. Ganz gelang es ihr aber nicht: „Wieso nimmst du nicht einfach Fridolin und fliegst inzwischen vor? Moritz und ich kommen schon nach.“
Fuxia schüttelte den Kopf: „Auf gar keinen Fall. Ich lass dich nicht allein. Wir gehen gemeinsam dorthin.
Weitere Kostenlose Bücher