Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
schreckliche Dinge mit Stadtvampiren erlebt . . .“. Titania brach ab. Etwas in Saras Augen schien sie zu erschrecken. Sie sah ihrer Tochter tiefer in die Augen, schüttelte dann kurz und enttäuscht den Kopf und fuhr fort. „Früher oder später wirst du alles darüber erfahren. Aber jetzt ist es noch zu früh. Sei vorsichtig. Im Moment steht alles auf dem Spiel, wofür wir Waldvampire stehen, Sara. Es ist extrem wichtig, dass dir nichts passiert und dass du jetzt auch nichts auf eigene Faust versuchst. Du weißt ja gar nicht, welche Ausmaße das alles annehmen kann.“
„Was soll denn schon passieren, Mutter?“, fragte Sara dreist. Die Warnungen ihrer Mutter drangen nicht zu ihr durch, „Ein Stadtvampir geistert im Wald herum, na und? Ich bin auch ein Vampir. Er wird mir schon nichts tun.“
Titania sah Sara völlig verdutzt an. „Nichts tun? Natürlich wird er nicht über dich herfallen. Aber vielleicht will er dich entführen? Hast du schon an diese Möglichkeit gedacht? Es wird schon einen Grund geben, wieso ein Stadtvampir plötzlich bei uns im St. Nimmerleins Wald auftaucht. Seit Jahrzehnten ist so etwas nicht mehr passiert. Es ist schon zu auffällig, dass es gerade jetzt passiert da du . . .“
„Da ich . . .?“
Titania wandte sich von Sara ab. In ihrem Inneren tobte ein Kampf, ob sie ihrer Tochter schon jetzt die komplette Wahrheit offenbaren sollte. Schließlich meinte Titania so beiläufig wie es ihr im Moment möglich war: „Sara, fühlst du dich noch immer so wie vor einigen Wochen?“
„Was meinst du?“, fragte Sara verwirrt.
„Ist dir nichts an deinem Verhalten aufgefallen? Oder an deinen Zähnen?“
Sara nickte. „Doch, sie wachsen ständig und ich habe furchtbare Lust auf . . .“, Sara brach ab. Sie hätte sich fast verplappert. Aber ihre Mutter hatte schon erkannt, was Sara sagen wollte.
„. . . furchtbare Lust auf Blut“, vollendete sie Saras Satz. Sara nickte beschämt.
„Wahrscheinlich hätten wir es dir doch schon früher sagen müssen“, murmelte Titania. In ihrer Stimme waren die Vorwürfe an sich selbst deutlich heraus zu hören.
„Was ist denn?“ Erstmals an diesem Morgen schien Sara wieder sie selbst zu sein. Die rötlich gefärbten Tränen im Gesicht ihrer Mutter hatten ihr einen kleinen Schock versetzt. Sara nahm ihre Mutter in den Arm und spürte ein herzzerreißendes Schluchzen in der eisigen Brust ihrer Mutter. Titania schluckte ihre Verbitterung, seufzte tief und löste sich dann aus der Umarmung ihrer Tochter. Sie kniete sich zu Sara nieder, um ihr in die Augen sehen zu können. Auch in Saras Augen war jetzt Entsetzen zu sehen.
„Wir werden nicht als friedliche Vampire geboren“, flüsterte Titania verzweifelt. Es ist ein langer Kampf so zu werden, wie wir sind. Du bist eine Ausnahme, Sara, weil wir dich in diesem Sinne erzogen haben. Du hast nie die Versuchung vom frischem Blut gespürt. Nie das Verlangen, deine Zähne in eine pochende Halsschlagader zu senken und zu saugen, bis der letzte Tropfen Blut aus deinem Opfer durch deine Kehle läuft. Du hast nie das Feuer in dir verspürt, wenn du dein Opfer packst, zärtlich liebkost und dann dennoch unbarmherzig zuschlägst.“
Sara sah ihre Mutter bestürzt an. „Kennst du dieses Gefühl?“, fragte sie schließlich, obwohl sie die Antwort auf diese Frage bereits ahnte.
„Ja, mein Schatz. Ich kenne dieses Gefühl. Dein Vater kennt es auch. Und weil wir es kennen, haben wir ihm entsagt. Wir haben diesen Schrecken gelebt und ihm entsagt. Wir haben Menschen ausgesaugt und es genossen. Aber wir haben diesem Genuss entsagt. Es war hart, aber wir haben es geschafft. Fuxias Großmutter hat uns geholfen, als wir damals in den Wald kamen. Niemand wollte etwas mit uns zu tun haben. Verständlicherweise! Aber wir haben daran gearbeitet, haben zu Beginn nur von Tieren gelebt, bis Salma einen Zaubertrank fand, der uns schließlich von unserer Blutdürstigkeit heilte. Und das Ergebnis von all diesem Leiden bist du!“
„Wieso ich?“, fragte Sara erstaunt. Sie kannte sich jetzt überhaupt nicht mehr aus.
„Weil Stadtvampire keine Kinder bekommen können! Sie können auch nicht bei Tageslicht leben. Sie können viel nicht, was wir können . . .“
„Wieso wollen dann nicht die anderen Stadtvampire auch so werden wie wir?“, fiel Sara ihrer Mutter ins Wort.
Titania senkte den Blick. „Weil sie auf der anderen Seite viele Sachen beherrschen, die wir in unserem Zustand nicht mehr können.“
„Was
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