Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
Rednerpults schimmerte durch sie durch.
„Sie verschwindet!“, brüllte Gwendolin entsetzt. Sie blickte ihren Mann entsetzt an. Aber Edmund konnte nur den Kopf schütteln. Für diese Situation hatte selbst der mächtige Magier keinen passenden Zauberspruch parat.
Dagobar brach ungestüm durch die Menge, die sich nach dem ersten Schreck nun in einem engen Kreis um Salma und Gwendolin drängte.
„Lasst mich durch, lasst mich durch, lasst mich durch!!!“, keuchte der Drache. Schließlich gelang es ihm, die aufgescheuchten und neugierigen Waldgeister auseinander zu treiben.
„Überlasst sie mir“, sagte Dagobar zu Gwendolin. Die Hexe sah ihn aber nur fragend an.
„Wir Drachen haben die Möglichkeit sie zu heilen. Glaub mir“, drang Dagobar weiter auf Gwendolin ein. Sie warf Edmund einen fragenden Blick zu. Der Zauberer nickte langsam, aber umso eindringlicher.
Unendlich zögernd erhob sich Gwendolin, Salma noch immer in ihren Armen. Die alte Hexe hatte schon fast jedes Gewicht verloren, sie wog nicht mehr als ein Feenhaar. Gwendolin drückte ihre Mutter nochmals fest an sich und überreichte die leblose Gestalt dann dem Drachen. Der nahm sie sorgsam in seine starken Arme.
„Macht Platz!“, forderte Dagobar die Waldgeister auf. Dann breitete er seine Flügel aus und hob mit Salma im Arm ab.
Das Gemurmel am Wolfshügel war auch Minuten später noch nicht verstummt. Gwendolin hatte sich wieder auf ihren Sessel gesetzt. Eine Kräuterhexe hatte in der Zwischenzeit einen Beruhigungstee gebraut und Gwendolin eine Tasse von dem übel riechenden Gebräu gebracht. Während Edmund und Mercutio versuchten, die schaulustigen Waldgeister von Gwendolin fernzuhalten, hatte sich Titania einen Sessel neben Gwendolin geschnappt. Die Vampirin hielt eine Hand der Hexe, in der anderen hatte Gwendolin die Teetasse.
„Das wird schon wieder“, sprach Titania beruhigend auf Gwendolin ein. Dicke, salzige Tränen liefen über die Wange der Hexe. Sie schluchzte leise und Titania war sich nicht sicher, ob Gwendolin überhaupt ein Wort, von dem was sie sagte, verstand. Dennoch strich sie fürsorglich und behutsam weiter über die Hand der Hexe.
Die Probleme des Waldes waren für diesen Abend vergessen. Niemand dachte mehr an die seltsamen Diebstähle oder den Vampir, der im Wald wütete. Alles sprach nur mehr über den Blitz, der aus dem wolkenlosen Himmel niedergefahren war und Salma niedergestreckt hatte. Niemand wusste, was die Drachen jetzt mit Salma anstellen würden, um sie wieder zu heilen. In dieser Hinsicht waren Drachen sehr verschwiegen. Wenn es um ihre Heilkräfte ging, verrieten sie Nicht-Drachen kein Wort. Das war aber auch schon das einzige Thema, über das Drachen nicht stundenlang parlieren konnten oder wollten.
12
Über einem anderen Teil des St. Nimmerleins Waldes wütete noch immer ein Unwetter. Es war natürlich die Lichtung der Trauerweide, die weiterhin von einem magischen Gewitter heimgesucht wurde. Der Boden hatte schon genug Wasser aufgesogen, um sich in einen kleinen Sumpf zu verwandeln, die Äste und Blätter der Weide hingen triefend zu Boden. Ein Donnerschlag folgte auf den anderen, ein Blitz nach dem anderen erhellte die Lichtung. Aber kein Blitz schlug in die Trauerweide ein.
Nur ein paar Schritte von der Weide entfernt begann sich plötzlich die Erde aufzuwerfen. Zunächst sah es so aus, als würde sich ein Maulwurfshügel bilden. Schließlich brach aber eine verkrümmte Hand mit zentimeterlangen Fingernägeln durch die Erde. Die Hand reckte sich in die Höhe. Der Regen sammelte sich in der ausgestreckten Hand und lief in kleinen Bächen den Arm hinunter. Schließlich brach eine zweite Hand durch das Erdreich. Die beiden Hände gruben sich seitlich in die Erde und schließlich wurde ein Erdwall in der Länge eines Menschen im Boden sichtbar. Aus dem Wall schoss schließlich ein Kopf hervor, gefolgt von einer Brust. Zuletzt befreiten sich die Beine aus der Erde. Reinhard Reißzahn hatte seinen Schlaf beendet und war bereit. Der Regen klatschte das mittellange Haar in sein bleiches Gesicht, das über und über von Regentropfen bedeckt war. Der Regen wusch die matschige Erde vom Körper des Vampirs.
Als der Blitz in Salma eingefahren war, war Fuxia in ihrem Bett aufgeschreckt. Sie hatte geträumt, dass ihre Großmutter vom Blitz getroffen worden sei. Schweißgebadet war die kleine Hexe aus ihrem Schlaf hochgefahren. Der Mond schien blass zu ihrem Fenster herein, genau auf ihren Kopfpolster.
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