Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
Fliegen war für Sara natürlich nichts Neues. Sie war schon oft genug auf dem Drachen Dagobar und noch öfter mit Fuxia auf Fridolin durch die Luft geflogen, aber das hier war doch etwas ganz anderes. Alles was sie vor einem Absturz schützte, war Reißzahns Arm, der sie noch immer fest umschlungen hielt. Sara warf noch einen letzten Blick zurück auf den Wald und versank dann in ihren Träumen von der großen Stadt. Die Aufregung hatte sie schließlich doch übermannt und sie schlief selig in den Armen Reißzahns ein. Die langen und spitzen Zähne des Vampirs funkelten im kalten Mondschein und hochzufrieden setzte er seinen Weg in die Stadt fort. Es würde noch Stunden dauern, bis sie die Stadt erreichten.
Reißzahns Weg in den Wald war einfacher gewesen. Ein einfacher Zauberspruch einer heruntergekommenen Stadthexe und schon hatte sich ein Portal zum St. Nimmerleins Wald aufgetan. Die diebischen Umtriebe des Trolls hatten auch geholfen – auch wenn der Troll davon keinen blassen Schimmer hatte. Aber sein Zusammentragen von magischen Gegenständen – aus welchen Gründen auch immer – hatte ein zauberhaftes Zentrum von magischer Kraft geschaffen, sodass es für die Stadthexe ein leichtes war, ein Zauberportal an dieser Stelle zu erschaffen. Reißzahn hatte den Troll einige Nächte lang beobachtet und sich schließlich entschieden, ihm nichts zu tun. Sollte er doch den Waldgeistern ihre letzten Schätze rauben. Beim Anblick des wild um seinen angesammelten Haufen von Waldgeisterschätzen herumtanzenden Trolls und den dabei immer wieder geäußerten wilden Beschwörungen war aber sogar Reißzahn ein wenig anders geworden. Vor allem nachdem einmal ein schwarzer Schatten aus dem Haufen der Waldgeisterschätze aufgestiegen war. Reißzahn hatte geglaubt, darin das Zerrbild einer alten, verkrüppelten Hexe zu erkennen. Diese Manifestation hielt aber nicht lange und verschwand wieder im Nichts. Daraufhin hatte der Troll wütend einige der Waldgeisterschätze zerstört und steinerweichend zu weinen begonnen. Aber wie gesagt, diese Aktionen hatten Reißzahn nur am Rande interessiert.
Für Reißzahn war es schließlich aber auch der Grund gewesen, das Versteck unter der Trauerweide aufzugeben. Er wollte mit dem Troll nicht in Berührung kommen. Es war schierer Zufall, dass der Troll nichts von der Anwesenheit des Vampirs gemerkt hatte. Und so sollte es auch bleiben. Soviel hatte auch Reißzahn bemerkt: Der Troll führte etwas im Schilde, was die anderen Waldgeister nicht gutheißen würden. Nun, sollte er! Reißzahn war nur an Sara interessiert. Die arroganten Waldgeister sollten ruhig selbst mit ihren Problemen fertig werden. Jahrhunderte lang hatten sie sich für etwas Besseres gehalten und jetzt bekamen sie die Rechnung präsentiert. Reißzahn hatte ihnen ihr wertvollstes Gut gestohlen. In ihrer Arroganz hatten die Waldgeister nicht einmal realisiert, was Saras Dasein tatsächlich bedeutete. Mit Sara auf der Seite der Stadtvampire – einfach nur der „Vampire“ verbesserte sich Reißzahn in Gedanken – würde eine neue Ära anbrechen. Gemeinsam würden sie den Bann des Schattendaseins brechen und den ebenso arroganten Menschen zeigen, dass Vampire kein Hirngespinst verrückter Autoren waren. Und wenn dann eine ganze Armee von Vampiren durch den strahlenden Sonnenschein marschieren würde, ja dann . . . Noch war es nicht soweit, aber die Menschen und auch die Waldgeister und vor allem die lächerlichen Waldvampire würden früh genug erkennen, wer auf dieser Welt tatsächlich das Sagen hatte!
Sara bekam von all dem natürlich nichts mit. Sie hatte ja noch nie Menschenblut getrunken und somit auch nicht die Fähigkeit zum Gedankenlesen in sich aufgesogen. In ihren Träumen schwebte sie mit den Stadtvampiren durch die Straßenschluchten der großen Stadt auf der Jagd nach kleinen Feen, die allesamt so aussahen wie Mariella. Die Feen versuchten zu flüchten, aber da waren einfach zu viele Vampire. Gemeinsam kreisten sie die Feen ein und dann erklang plötzlich wunderbare Musik. Die Feen begannen gegenseitig auf ihren Haaren zu spielen. Die Musik schwoll an, bis sie unerträglich laut wurde. Plötzlich explodierten die Lichter der Straßenlaternen und ein Schauer von kleinen Glassplittern ergoss sich über die Feen und Vampire. Einige der Splitter verletzten die Feen leicht und kleine Bluttropfen traten aus der seidenen Haut der zauberhaften Wesen. Unbeirrbar spielten sie aber ihre Melodie weiter. Sara glaubte schon,
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