Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
ihre Mutter wieder gesund wurde. Das Wie war nicht so wichtig. Auch wenn es Gwendolin unter den Nägeln brannte herauszufinden, wie die Drachen es anstellten.
Schlussendlich musste sie aber unverrichteter Dinge wieder heimkehren – wenigstens mit der vagen Versicherung, dass es mit Salma langsam aber sicher wieder bergauf ging.
In den späten Abendstunden gesellten sich Titania und Mercutio zu ihnen. Fuxia schlief noch immer tief und fest und bekam von dem nächtlichen Besuch nichts mit.
An einem grob geschnitzten, ausladenden Eichentisch hielten die beiden Vampire, die Hexe und der Zauberer Kriegsrat. Was tun? Und vor allem womit anfangen? Man einigte sich ziemlich schnell darauf, sich zu allererst mit der verschwundenen Sara zu befassen. Alles andere musste einfach Nachrang haben.
„Sie ist also nicht im Wald, habt ihr eine Vermutung, wo sie sich verstecken könnte?“, fragte Gwendolin schließlich behutsam, um nicht zu tief in offenen Wunden zu stochern.
„Sie kann nur in der Stadt sein. Ihr wisst ja, dass sich ein Stadtvampir im Wald herumgetrieben hat. Wahrscheinlich hat er sie geschnappt“, antwortete Titania mit bemüht fester Stimme. Dabei warf sie Edmund, der ja Ähnliches bereits angedeutet hatte, einen warnenden Blick zu. Sie wollte keine blöden Bemerkungen über die Trauerweide und ihre eigene Ankunft im St. Nimmerleins Wald mehr hören.
„Werdet ihr jetzt auch in die Stadt gehen?“, wollte Gwendolin wissen.
Titania und Mercutio warfen sich eindeutige Blicke zu.
„Das ist schwierig“, gab Titania schließlich betrübt zu, „Sobald wir den Wald verlassen, haben wir nicht mehr als einen Tag. Nach zwölf Stunden außerhalb des St. Nimmerleins Waldes schwindet die Wirkung von Salmas Zauber und so sehr wir uns auch dagegen wehren – wir werden dann wieder zu richtigen Vampiren. Und das Schlimmste: Ist der Zauber einmal rückgängig gemacht worden, wird er nie wieder wirksam.“
„Ihr seht“, fuhr Mercutio fort, „Wir können gar nicht. Obwohl wir nur zu gern würden. Was für ein Leben könnten wir unserer Sara bieten, wenn wir selber wieder in normale Blutsauger verwandeln würden? Wir könnten gleich mit ihr in der Stadt bleiben. Wir haben diesem Leben entsagt. Sara war der Lohn dafür. Normale Vampire können keine Kinder haben. Wir konnten, durch unser Entsagen und durch den starken Zauber Salmas. Wenn wir jetzt in die Stadt gehen, geben wir alles auf, wofür wir gelebt haben.“
„Wir haben bereits zu Hause über die Situation gesprochen. Wir müssen darauf vertrauen, dass Sara wieder zur Vernunft kommt und ihren Weg zurück in den Wald findet.“
„Was heißt zur Vernunft kommt?“, fragte Gwendolin erstaunt.
Titania atmete tief durch. Dann sagte sie: „Sara ist freiwillig mitgegangen – da sind wir uns so gut wie sicher. Wir wissen mittlerweile welcher Vampir im Wald war. Es war ein entfernter Verwandter von uns, wir haben seinen Geruch in unserem Haus wahrgenommen. Wir sind uns sicher, dass er Sara irgendwie überredet hat, mit ihm in die Stadt zu kommen. Im Moment war das sicher nicht schwer. Es ist uns ja nicht entgangen, dass ihre Zähne in letzter Zeit ein gewisses Eigenleben entwickelt haben . . .“, schloss die Vampirin mit einem tiefen Seufzer.
In Edmunds und Gwendolins Augen kämpften Entsetzen und Erstaunen um die Vorherrschaft.
Titania fuhr ungerührt fort: „Reißzahn, so ist der Name dieses Vampirs, konnte nie verstehen, dass wir das Blutsaugerleben freiwillig aufgeben konnten. Bei unseren seltenen Besuchen in der Stadt hatte er schon immer ein begehrliches Auge auf Sara geworfen. Das muss man sich einmal vorstellen – ein Vampir, der im Sonnenlicht existieren kann! Dass er es aber tatsächlich soweit treibt und in den Wald kommt, um Sara zu holen . . . damit hätten wir nicht gerechnet.“
„Sie ist also nicht in unmittelbarer Gefahr?“
„Wie man es nimmt“, mischte sich jetzt wieder Mercutio ein. „Oder besser: Wir wissen es nicht genau. Sie ist der erste geborene Vampir – alle anderen wurden zu Vampiren gemacht. Ihr kennt ja die Geschichten. Niemand weiß, wie Sara darauf reagiert, wenn sie das erste Mal Menschenblut trinkt. Vielleicht kann sie dann auch nie wieder in die Sonne, vielleicht hat es aber auch gar keinen Einfluss auf sie. Egal, wir wollen es erst gar nicht herausfinden.“
Titania nahm die Hand Mercutios zwischen ihre Hände und rieb sie sanft. Sie spürte wie die kalte Haut vor Aufregung eine für Vampire unnatürliche Wärme
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