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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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rührte.
    » Anna?« Sie berührte die Wange der Frau mit festem, besänftigendem Druck.
    Ihr Kopf bewegte sich fast unmerklich. Menschen im Koma wachen nicht einfach wie durch ein Wunder auf. Das war ein Prozess, normalerweise ein ziemlich langwieriger. Eines Tages öffneten sie vielleicht die Augen. Vielleicht plapperten sie sinnlose Dinge, nahmen Gespräche wieder auf, die sie vor langer Zeit angefangen hatten.
    » Anna«, wiederholte sie mit ruhiger Stimme, » Sie müssen jetzt aufwachen.«
    Der Kopf bewegte sich wieder, deutlich in Saras Richtung.
    Sara ließ ihre Stimme fester klingen. » Ich weiß, es ist schwer, meine Liebe, aber Sie müssen jetzt aufwachen.« Annas Lider öffneten sich, und Sara stand auf und stellte sich direkt in ihre Blickrichtung, obwohl sie wusste, dass Anna sie nicht sehen konnte. » Aufwachen, Anna. Sie sind jetzt sicher. Jetzt tut Ihnen niemand mehr was.«
    Ihr Mund bewegte sich, doch die Lippen waren so ausgetrocknet und schrundig, dass die Haut platzte.
    » Ich bin hier«, sagte Sara. » Ich kann Sie hören. Versuchen Sie, für mich aufzuwachen.«
    Annas Atem beschleunigte sich vor Angst. Jetzt dämmerte ihr langsam, was passiert war – die Qualen, die sie durchlitten hatte, die Tatsache, dass sie nicht sehen konnte.
    » Sie sind im Krankenhaus. Ich weiß, dass Sie nichts sehen können, aber Sie können mich hören. Sie sind in Sicherheit. Direkt vor Ihrer Tür stehen zwei Polizeibeamte. Niemand wird Ihnen mehr was tun.«
    Anna hob zitternd die Hand, ihre Finger streiften Saras Arm. Sara fasste ihre Hand, drückte sie so fest, wie es ging, ohne ihr noch mehr Schmerzen zu bereiten. » Sie sind jetzt sicher«, versprach Sara ihr. » Kein Mensch wird Ihnen mehr was tun.«
    Plötzlich wurde Annas Griff kräftiger, sie packte Saras Hand so fest, dass die Knochen schmerzhaft aufeinandergedrückt wurden.
    Die Frau war hellwach und bei vollem Bewusstsein. » Wo ist mein Sohn?«

16 . Kapitel
    W enn man den Abzug eines Tasers betätigt, werden zwei Hakensonden von einem trägen Stickstoffgas mit einer Geschwindigkeit von über fünfzig Metern pro Sekunde herausgeschleudert. In zivilen Ausführungen ermöglichen fünf Meter isolierter Leiterdraht die Abgabe von fünfzigtausend Volt an denjenigen, den die Sonden treffen. Die Stromstöße unterbrechen sensorische und motorische Funktionen und das Zentralnervensystem. Will war bei einer Trainingsstunde einmal von einem Taser getroffen worden. Noch immer konnte er sich an die Zeit unmittelbar vor und unmittelbar nach dem Treffer nicht erinnern, er wusste nur noch, dass Amanda diejenige gewesen war, die abgedrückt und ein unglaublich befriedigtes Grinsen auf dem Gesicht gehabt hatte, als er dann schließlich wieder aufstehen konnte.
    Wie Kugeln in einer Waffe erfordert auch ein Taser Patronen, die vorab mit Drähten und Sonden geladen werden. Da bei der Formulierung der Verfassung die Existenz eines solchen Geräts noch nicht vorausgesehen werden konnte, gibt es in Bezug auf den Besitz eines Tasers kein unveräußerliches Recht. Einige kluge Köpfe haben es jedoch geschafft, ihre Herstellung mit einer wichtigen Einschränkung zu reglementieren: Alle Taser-Patronen müssen mit AFIDS geladen werden, Anti-Felon Identification Dots, winzige Scheibchen, die zur Identifikation von Übeltätern dienen sollen und die bei jedem Abfeuern einer Patrone zu Hunderten herausgeschleudert werden. Auf den ersten Blick sehen diese Scheibchen aus wie Konfetti. Das Design verfolgt einen Zweck; die winzigen Dinger werden so zahlreich verstreut, dass kein Verbrecher sie alle aufheben kann, um seine Spuren zu verwischen. Das Schöne daran ist, dass auf den Konfetti unter Vergrößerung eine Seriennummer zu erkennen ist, die eine eindeutige Zuordnung der Scheibchen zu der Patrone, aus der sie stammen, ermöglicht. Da Taser International es sich mit den Behörden nicht verscherzen wollte, hat die Firma ein eigenes Rückverfolgungsprogramm entwickelt. Man muss sie nur anrufen und die Seriennummer auf einer der Scheibchen durchgeben, und man bekommt von ihr den Namen und die Adresse der Person, die sie gekauft hatte.
    Faith hatte kaum drei Minuten warten müssen, bis die Firma ihr einen Namen nennen konnte.
    » Scheiße«, flüsterte sie, merkte aber sehr schnell, dass sie noch in der Leitung war, und fügte hinzu: » Nein. Vielen Dank. Mehr brauche ich nicht.« Sie klappte das Handy zu, während sie den Schlüssel ins Zündschloss des Mini steckte. » Die Taser-Patrone

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