Sara Linton 01 - Tote Augen
wurde von Pauline Seward gekauft. Die angegebene Adresse ist die des leeren Hauses hinter Olivia Tanners Grundstück.«
» Wie wurden die Patronen bezahlt?«
» Mit einer Geschenkkarte von American Express. Kein Name auf der Karte. Sie ist nicht rückverfolgbar.« Sie warf ihm einen bedeutungsschweren Blick zu. » Die Patronen wurden vor zwei Monaten gekauft, das heißt, dass er Olivia Tanner schon mindestens so lange beobachtet hatte. Und da er Paulines Namen benutzte, müssen wir davon ausgehen, dass er vorhatte, auch sie zu verschleppen.«
» Das leere Haus gehört der Bank – nicht derjenigen, bei der Olivia arbeitet.« Will hatte die Nummer auf dem Maklerschild im Vorgarten angerufen, während Faith mit dem Taser-Hersteller telefonierte. » Es steht seit fast einem Jahr leer. Seit sechs Monaten hat es sich niemand mehr angeschaut.«
Faith drehte sich um und stieß rückwärts aus der Einfahrt. Will winkte Michael Tanner zu, der, die Hände ums Lenkrad verkrampft, in seinem Ford Escape saß.
Will sagte: » Ich habe die Taser-Scheibchen in Felix’ Büchertasche nicht als solche erkannt.«
» Wieso auch? Das war Konfetti im Ranzen eines Jungen. Man braucht ein Vergrößerungsglas, um die Seriennummer erkennen zu können.« Sie fügte hinzu: » Falls Sie jemandem die Schuld geben wollen, dann der Atlanta Police, weil sie die Dinger am Tatort nicht bemerkt hat. Die Spurensicherung war dort. Die Jungs haben die Teppiche im Auto sicherlich abgesaugt. Sie haben das Material nur noch nicht bearbeitet, weil eine vermisste Frau keine Priorität hat.«
» Die Adresse hätte uns zu dem Haus hinter Olivia Tanners geführt.«
» Olivia Tanner war bereits verschwunden, als Sie Felix’ Büchertasche sahen.« Sie wiederholte: » Die Atlanta Police hat den Tatort bearbeitet. Das geht auf ihre Kappe.« Faiths Handy klingelte. Sie schaute auf die Anruferkennung und beschloss, nicht dranzugehen. Sie erklärte es ihm ausführlich: » Außerdem, das Wissen, dass die Taser-Scheibchen in Felix’ Tasche aus derselben Charge stammen wie die Scheibchen, die wir in Olivia Tanners Hinterhof gefunden haben, hat uns nicht gerade enorm weitergebracht. Das sagt uns nur, dass unser Bösewicht diese Sache schon eine ganze Weile geplant hat und dass er seine Spuren sehr gut verwischen kann. Das wussten wir bereits, als wir heute Morgen aufstanden.«
Will dachte, dass sie sehr viel mehr wussten. Jetzt hatten sie etwas, das die Frauen miteinander in Verbindung brachte. » Wir haben eine Verbindung zwischen Pauline und den anderen Opfern – › Ich werde mir nichts versagen ‹ stellt eine Beziehung zu Anna her und die Taser-Scheibchen eine zu Olivia.« Er dachte noch einen Augenblick darüber nach und fragte sich, was er sonst noch übersah.
Faith schwamm auf derselben Wellenlänge. » Gehen wir die ganze Geschichte noch mal von Anfang an durch. Was haben wir?«
» Pauline und Olivia wurden beide gestern verschleppt. Beide wurden mit Taser-Patronen aus ein und derselben Charge angeschossen.«
» Pauline, Jackie und Olivia hatten Essstörungen. Wir nehmen an, dass Anna sie ebenfalls hat, oder?«
Will zuckte die Achseln. Es war kein großer Sprung, aber es war ein Parameter. » Ja, nehmen wir es an.«
» Keine der Frauen hatte Freunde, die sie vermissen würden. Jackie hatte die Nachbarin, Candy, aber Candy war nicht gerade eine Vertraute. Alle drei waren attraktiv, dünn, mit dunklen Haaren und dunklen Augen. Alle drei hatten gut bezahlte Jobs.«
» Alle lebten in Atlanta bis auf Jackie«, sagte Will, um auf ein Problem hinzuweisen. » Wie geriet Jackie dann ins Visier? Sie war doch maximal eine Woche in Atlanta, nur um das Haus ihrer Mutter auszuräumen.«
» Sie muss schon vorher da gewesen sein, um beim Umzug ihrer Mutter in das Pflegeheim in Florida zu helfen«, vermutete Faith. » Und wir dürfen den Chatroom nicht vergessen. Sie könnten sich alle dort kennengelernt haben.«
» Olivia hatte zu Hause keinen Computer.«
» Sie könnte einen Laptop gehabt haben, der gestohlen wurde.«
Will kratzte sich den Arm, dachte an diese erste Nacht in der Höhle, diese vielen wahnsinnig machenden Nicht-Spuren, denen sie seitdem nachgegangen waren, an die Mauer, gegen die sie immer wieder rannten. » Es fühlt sich irgendwie an, als hätte die ganze Sache mit Pauline angefangen.«
» Sie war nicht das erste Opfer.« Faith überlegte. » Er könnte sie sich für den Schluss aufgehoben haben.«
» Pauline wurde nicht aus ihrem Zuhause
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