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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Die dunklen Onyx-Wände waren mit Fäkalien verschmiert. Im Waschbecken war eine dunkelbraune Flüssigkeit zu einer Lache geronnen. Will spürte, dass er eine Gänsehaut bekam. Der Gestank in dem Raum erinnerte ihn an die Höhle, in der Anna und Jackie festgehalten worden waren.
    Er zog die Tür zu und bedeutete Faith, sie solle ihm durch den Gang in den Hauptraum folgen. Sie mussten über Glasscherben, Spritzen und Kondome steigen. Ein weißes T-Shirt war zu einer Kugel zusammengeknüllt, die Außenseite war blutverschmiert. Daneben lag umgedreht ein Turnschuh, die Schnürbänder noch verknotet.
    Die Küche ging direkt vom Wohnzimmer ab. Will schaute hinter der Kochinsel nach, ob sich dort jemand versteckte, während Faith über umgekippte Möbel und noch mehr zerbrochenes Glas stieg.
    Sie sagte: » Sauber.«
    » Bei mir auch.« Will öffnete das Schränkchen unter dem Spülbecken, suchte den Mülleimer. Der Sack war weiß wie diejenigen, die sie in den Frauen gefunden hatten. Der Eimer war leer, das einzig Saubere in der ganzen Wohnung.
    » Koks«, vermutete Faith und deutete auf ein paar weiße Päckchen auf dem Couchtisch. Außen herum lagen verstreut Pfeifen, Spritzen, aufgerollte Geldscheine, Rasierklingen. » Was für ein Sauhaufen. Ich kann nicht glauben, dass Leute hier gehaust haben.«
    Will war nie überrascht von den Tiefen, in die Junkies sinken konnten, oder von der Verwüstung, die sie hinterließen. Er hatte gesehen, wie aus netten Vorstadthäusern in ein paar Tagen heruntergekommene Meth-Höhlen wurden. » Wo sind sie alle hin?«
    Sie zuckte die Achseln. » Eine Leiche würde ihnen keine solche Angst einjagen, dass sie so viel Koks zurücklassen.« Sie drehte sich wieder zu dem Toten um. » Vielleicht hätte er den Aufpasser spielen sollen.«
    Gemeinsam durchsuchten sie den Rest der Wohnung. Drei Schlafzimmer, eines davon ein in Blau gehaltenes Kinderzimmer und zwei zusätzliche Bäder. Alle Toiletten und Waschbecken waren verstopft. Die Laken waren auf den Betten zusammengeknüllt, die Matratzen umgedreht. Die Kleidung war aus den Schränken gerissen. Alle Fernseher waren verschwunden. Im Gästezimmer lagen eine Tastatur und eine Maus, aber kein Computer. Offensichtlich hatte derjenige, der die Wohnung übernommen hatte, sie ausgeräumt.
    Am Ende des Gangs steckte Will seine Waffe wieder ein. Vor der Tür warteten zwei Sanitäter und ein Streifenbeamter. Will winkte sie herein.
    » Mausetot«, verkündete einer der Sanitäter, nachdem er den Junkie neben dem Wandschrank flüchtig nach Lebenszeichen abgetastet hatte.
    Der Uniformierte sagte: » Mein Partner spricht gerade mit dem Portier.« Der Satz war direkt an Will gerichtet und bewusst sachlich gehalten. » Sieht aus, als wäre er gestürzt. Hat sich das Auge angeschlagen.«
    Auch Faith steckte ihre Waffe wieder ein. » Diese Böden sind ziemlich rutschig.«
    Der Beamte nickte verständnisvoll. » Sehen rutschig aus.«
    Will ging wieder ins Kinderzimmer. Er stöberte in den Babysachen, die auf winzigen Kleiderbügeln im Schrank hingen. Dann ging er zum Kinderbettchen und hob die Matratze an.
    » Vorsicht«, warnte Faith. » Da könnten Spritzen drin sein.«
    » Er schnappt sich nicht die Kinder«, sagte er, eher zu sich selbst als zu Faith. » Er schnappt sich die Frauen, lässt aber die Kinder zurück.«
    » Pauline wurde nicht aus ihrem Haus entführt.«
    » Pauline ist anders.« Er erläuterte: » Olivia wurde in ihrem Hinterhof überfallen. Anna wurde an der Wohnungstür überfallen. Sie haben die Taser-Scheibchen gesehen. Ich wette, Jackie Zabel wurde im Haus ihrer Mutter überfallen.«
    » Vielleicht hat eine Freundin Annas Baby.«
    Überrascht von der Verzweiflung in Faiths Stimme hatte Will aufgehört zu suchen. » Anna hat keine Freunde. Keine dieser Frauen hat Freunde. Deshalb schnappt er sie sich ja.«
    » Es ist mindestens eine Woche her, Will.« Faiths Stimme zitterte. » Schauen Sie sich um. Diese Wohnung ist ein Sauhaufen.«
    » Wollen Sie das Penthouse an die Spurensicherung übergeben?«, fragte er, ließ den Rest der Frage allerdings unausgesprochen: Wollen Sie, dass jemand anders die Leiche findet?
    Faith versuchte es anders. » Sara sagte, Anna habe ihr gesagt, dass ihr Familienname Lindsey ist. Sie ist Firmenanwältin. Wir könnten ihr Büro anrufen und sehen …«
    Vorsichtig hob Will den Plastikdeckel des Windeleimers neben dem Wickeltisch an. Die Windeln waren alt, mit Sicherheit nicht die Quelle der stechenden Gerüche in

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