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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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musste.
    Faith meldete sich. » Mitchell.«
    Detective Leo Donnelly antwortete: » Hast du mich gerade angerufen?«
    » Ich habe auf den falschen Knopf gedrückt«, log sie.
    » Ich wollte dich sowieso anrufen. Du hast doch diese BEA ausgegeben, nicht?«
    Er meinte die Bitte um erhöhte Aufmerksamkeit, die Faith heute Morgen an alle Reviere geschickt hatte. Faith schaute Candy an und hob den Zeigefinger – eine Bitte um eine kurze Unterbrechung –, dann ging sie ins Wohnzimmer. » Was hast du?«
    » Nicht unbedingt eine VP «, sagte er und meinte eine vermisste Person. » Eine uniformierte Streife fand heute Morgen einen schlafenden Jungen in einem SUV , von der Mutter keine Spur.«
    » Und?«, fragte Faith, weil sie wusste, dass da noch mehr kommen würde. Leo war ein Detective des Morddezernats. Er wurde nicht gerufen, um Sozialdienste zu koordinieren.
    » Deine BEA «, sagte er. » Passt irgendwie auf die Beschreibung der Mutter. Braune Haare, braune Augen.«
    » Was sagt der Junge?«
    » So gut wie nichts«, gab er zu. » Ich bin jetzt mit ihm im Krankenhaus. Du hast doch selbst einen Jungen. Willst du vorbeikommen und schauen, ob du was aus ihm rausbringst?«

8 . Kapitel
    P resseleute drängten sich vor dem Eingang des Grady Hospital. Sie hatten die Tauben vorübergehend verdrängt, nicht aber die Obdachlosen, die entschlossen schienen, bei jeder Aufnahme den Hintergrund zu bilden. Will fuhr auf einen der reservierten Parkplätze vor dem Gebäude und hoffte, unbemerkt hineinschlüpfen zu können. Sehr wahrscheinlich schien das nicht. TV -Transporter hatten ihre Satellitenschüsseln in den Himmel gerichtet, Reporter standen mit Mikros in der Hand da und berichteten atemlos über die tragische Geschichte eines Kindes, das heute Morgen vor City Foods verlassen aufgefunden worden war.
    Als Will ausstieg, sagte er zu Faith: » Amanda dachte, der Junge würde uns ein wenig aus der Schusslinie nehmen. Sie dreht sicher durch, wenn sie herausfindet, dass die Fälle vielleicht zusammengehören.«
    Faith bot ihm an: » Wenn Sie wollen, sage ich es ihr.«
    Mit den Händen in den Hosentaschen ging er neben ihr her. » Wenn ich die Wahl hätte, wäre es mir lieber, dass Sie mich anblaffen, als dass Sie Mitleid mit mir haben.«
    » Das kann ich beides.«
    Er kicherte, obwohl die Tatsache, dass er die Liste mit den Notfallnummern auf dem Kühlschrank nicht gesehen hatte, ungefähr so lustig war wie seine Unfähigkeit, Jackie Zabels Namen von ihrem Führerschein abzulesen, während die Frau leblos über ihm hing. » Candy hat recht, Faith. Sie hat’s auf den Punkt gebracht.«
    » Sie hätten mir die Liste schon noch gezeigt«, erwiderte Faith. » Jackie Zabels Schwester war ja nicht mal zu Hause gewesen. Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte, wenn wir ihr fünf Minuten früher eine Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen hätten.«
    Will sagte nichts mehr. Sie wussten beide, dass sie ein bisschen zu nachsichtig war. In einigen Fällen hatten fünf Minuten den entscheidenden Unterschied gemacht.
    Faith fuhr fort: » Und wenn Sie gestern Nacht nicht wegen diesem Führerschein unter dem Baum stehen geblieben wären, hätten Sie die Leiche vielleicht erst bei Tagesanbruch gefunden. Wenn überhaupt.«
    Will sah, dass die Reporter jeden genau musterten, der zum Vordereingang des Krankenhauses ging, um einzuschätzen, ob derjenige für ihre Geschichte wichtig war oder nicht.
    Er sagte zu Faith: » Eines Tages müssen Sie aufhören, Ausreden für mich zu erfinden.«
    » Eines Tages müssen Sie aufhören, den Kopf in den Sand zu stecken.«
    Will ging weiter. In einer Hinsicht hatte Faith recht – sie konnte ihn gleichzeitig anblaffen und Mitleid mit ihm haben. Die Erkenntnis tröstete ihn nicht. Faith war vom alten Schlag – nicht, weil sie aus einer Familie mit altem Geld stammte, sondern in ihrer Auffassung des Polizistenberufs –, und sie zeigte dieselbe automatische Reaktion, die man Angie an jedem Tag in der Polizeiakademie und in jeder Sekunde auf der Straße eingebläut hatte: Wenn der eigene Partner oder die eigene Truppe angegriffen wird, verteidigt man ihn oder sie bedingungslos und unter allen Umständen. Wir gegen die anderen, und scheiß auf die Wahrheit, scheiß darauf, was richtig ist.
    » Will …« Faith musste abbrechen, weil Reporter sie umringten. Sie hatten Faith auf ihrem Weg über den Parkplatz als Polizistin erkannt, während Will wie üblich unbehelligt blieb.
    Er

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