Sara Linton 01 - Tote Augen
schwarz werdet.«
» Was für Medikamente?«, fragte Faith. Will wunderte sich, warum sie ihn ermutigte.
» Scheiß Viagra. Sechs Dollar pro Tablette. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich für Sex zahlen muss.«
» Kaum zu glauben«, bemerkte Faith. » Erzähl uns von diesem Jungen. Schon irgendwas über die Mutter?«
» Null. Das Auto ist zugelassen auf eine Pauline McGhee. Wir haben am Tatort Blut gefunden – nicht viel, aber genug, ihr wisst schon. Das war kein Nasenbluten.«
» Irgendwas im Auto?«
» Nur ihre Handtasche, ihre Brieftasche – der Führerschein bestätigt, dass es sich um Pauline McGhee handelt. Schlüssel steckte in der Zündung. Der Junge – Felix – schlief auf der Rückbank.«
» Wer hat ihn gefunden?«
» Ein Kunde. Sah ihn im Auto liegen und holte den Manager.«
» Er war vermutlich erschöpft vor Angst«, murmelte Faith. » Was ist mit Überwachungskameras?«
» Die einzige funktionierende Kamera draußen deckt nur die Vorderfront des Gebäudes ab.«
» Was ist mit den anderen Kameras passiert?«
» Böse Jungs haben auf sie geschossen.« Leo zuckte mit den Achseln, als wäre das zu erwarten. » Der SUV stand knapp außerhalb des Kamerabereichs, wir haben deshalb keine Aufnahmen von dem Auto. Wir haben McGhee, wie sie mit dem Jungen hineingeht, allein herauskommt, wieder rein- und dann wieder rausrennt. Ich vermute, sie hatte gar nicht bemerkt, dass der Junge verschwunden war, bis sie am Auto war. Vielleicht hielt ihn draußen jemand versteckt, benutzte ihn als Lockvogel, um sie dicht ans Auto zu holen, und überwältigte und verschleppte sie dann.«
» Sonst noch jemand auf der Kamera, der aus dem Laden kam?«
» Die Kamera schwenkt von links nach rechts. Der Junge war eindeutig im Laden. Ich schätze, dass derjenige, der ihn sich schnappte, zuvor die Kamera beobachtet hatte. Er schlich hinein, als die Kamera gerade die andere Seite abfilmte.«
Faith fragte: » Weißt du, in welche Schule Felix geht?«
» Irgendeine exklusive Privatschule in Decatur. Ich habe dort schon angerufen.« Er holte sein Notizbuch heraus und zeigte es Faith, damit sie die Informationen abschreiben konnte. » Dort heißt es, die Mom hat keine Telefonnummer für den Notfall angegeben. Der Vater hat in einen Becher abgespritzt, Ende der Beteiligung. Großeltern sind nie aufgetaucht. Falls es euch interessiert, eine persönliche Beobachtung: Die Leute in ihrem Job mögen sie nicht besonders. Es klang, als wäre sie eine richtige Zicke.« Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Tasche und gab es Faith. » Hier ist eine Kopie ihres Führerscheins. Gut aussehende Tussi.«
Über ihre Schulter hinweg schaute Will sich das Bild an. Es war schwarz, deshalb konnte er nur raten. » Braune Haare. Braune Augen.«
» Genau wie die anderen«, bestätigte Faith.
Leo sagte: » Wir haben bereits Jungs beim Haus der McGhee. Die Nachbarn scheinen alle nicht zu wissen, wer sie eigentlich ist, und es ist ihnen auch ziemlich egal, dass sie verschwunden ist. Sie sagen, sie blieb für sich, winkte nie, kam nie zu Nachbarschaftspartys oder was da sonst so lief. Wir versuchen es noch einmal bei ihrer Arbeit – irgend so ein schnieker Designladen an der Peachtree.«
» Sind die finanziellen Verhältnisse schon überprüft?«
» Sie ist gut bei Kasse«, antwortete Leo. » Die Hypothek fürs Haus sieht gut aus. Das Auto ist bezahlt. Hat Geld auf der Bank und eine private Rentenversicherung. Offensichtlich arbeitet sie nicht für ein Polizistengehalt.«
» Irgendwelche Kreditkartenaktivitäten in jüngster Zeit?«
» Das war noch alles in ihrer Handtasche – Brieftasche, Karten, sechzig Dollar Bargeld. Ihre Bankkarte benutzte sie zum letzten Mal im City Foods an diesem Morgen. Wir haben alles zur Beobachtung ausgeschrieben für den Fall, dass sich jemand die Nummern notiert hat. Ich sag Bescheid, falls wir einen Treffer landen.« Leo schaute sich um. Sie standen vor dem Eingang zur Notaufnahme. » Hat das was mit eurem Nierenkiller zu tun?«
» Nierenkiller?«, fragten Will und Faith einstimmig.
» Ihr seid ja echt süß«, sagte Leo. » Wie die Bobsey-Zwillinge.«
» Von was redest du, Nierenkiller?« Faith klang so verwirrt, wie Will sich fühlte.
» Das Rockdale County ist noch undichter als meine Prostata«, vertraute Leo ihnen an, offensichtlich hocherfreut darüber, die Neuigkeit verbreiten zu können. » Es heißt, eurem ersten Opfer wurde eine Niere entfernt. Ich schätze, das hat irgendwas
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