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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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übernahm: » Erinnerst du dich noch an die Dame, die du vorher kennengelernt hast? Miss Nancy?«
    Felix nickte.
    » Sie wird jemanden finden, der sich um dich kümmert, bis deine Mom dich holen kommt.«
    Die Augen des Jungen füllten sich mit Tränen. Will konnte es ihm nicht verdenken. Nancy kam wahrscheinlich vom Sozialdienst. Sie war mit Sicherheit ganz anders als die Frauen an Felix’ Privatschule und die betuchten Freundinnen seiner Mutter.
    Er sagte: » Aber ich will nach Hause.«
    » Ich weiß, mein Kleiner«, tröstete ihn Sara. » Aber wenn du nach Hause gehst, bist du allein. Wir müssen dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist, bis deine Mom dich holen kommt.«
    Er wirkte nicht sehr überzeugt.
    Will sank auf ein Knie, damit er dem Jungen direkt in die Augen schauen konnte. Er legte Felix die Hand auf die Schulter, und seine Finger berührten dabei unbeabsichtigt Saras Arm. Will spürte einen Kloß im Hals und musste schlucken, bevor er etwas sagen konnte. » Schau mich an, Felix.« Er wartete, bis der Junge es tat. » Ich werde dafür sorgen, dass deine Mom zu dir zurückkommt, aber du musst tapfer sein, während ich mich darum kümmere.«
    Felix’ Gesicht war so offen und vertrauensselig, dass es wehtat, ihn anzuschauen. » Wie lange wird es dauern?« Seine Stimme zitterte, als er diese Frage stellte.
    » Vielleicht eine Woche, höchstens«, sagte Will und musste sich anstrengen, um den Augenkontakt nicht zu lösen. Wenn Pauline McGhee länger als eine Woche verschwunden blieb, wäre sie tot und Felix wäre ein Waisenkind. » Kannst du mir eine Woche geben?«
    Der Junge schaute Will weiterhin an, als wollte er herausfinden, ob er ihm die Wahrheit sagte oder nicht. Schließlich nickte er.
    » Na gut«, sagte Will und fühlte sich, als würde ein Amboss auf seiner Brust lasten. Er sah, dass Faith auf einem Stuhl neben der Tür saß, und fragte sich, wann sie ins Zimmer gekommen war. Sie stand auf und nickte ihm zu, er solle ihr nach draußen folgen. Will klopfte Felix aufs Bein, bevor er zu Faith auf den Gang ging.
    » Ich sage Leo wegen des Bruders Bescheid«, sagte Faith. » Klingt nach einem Familienzwist.«
    » Wahrscheinlich.« Will schaute noch einmal zu der geschlossenen Tür. Er wollte wieder hineingehen, aber nicht wegen Felix. » Was hat Jackies Schwester gesagt?«
    » Joelyn«, sagte Faith. » Der Tod ihrer Schwester hat ihr nicht gerade das Herz gebrochen!«
    » Was soll das heißen?«
    » Zicke liegt bei ihnen in der Familie.«
    Wills Augenbrauen schnellten in die Höhe.
    » Habe heute einfach einen schlechten Tag«, sagte Faith, aber das war kaum eine Erklärung. » Joelyn lebt in North Carolina. Sie sagt, sie braucht ungefähr fünf Stunden, um hierherzufahren.« Fast wie ein nachträglicher Einfall fügte Faith hinzu: » Ach, und sie wird die Polizei verklagen und uns feuern lassen, wenn wir nicht herausfinden, wer ihre Schwester umgebracht hat.«
    » So eine«, sagte Will. Er wusste nicht, was schlimmer war. Angehörige, die vor Kummer so am Boden zerstört waren, dass man meinte, sie würden einem in die Brust greifen und das Herz zusammenpressen, oder Angehörige, die so wütend waren, dass man meinte, sie würden ein wenig tiefer zupacken.
    Er sagte: » Vielleicht sollten wir uns Felix noch einmal vornehmen.«
    » Auf mich wirkte er bereits ziemlich erschöpft«, erwiderte Faith. » Ich würde wahrscheinlich auch nicht mehr aus ihm herausbringen, als Sie es getan haben.«
    » Vielleicht, wenn er mit einer Frau redet …«
    » Sie können gut mit Kindern«, unterbrach ihn Faith mit einem Anflug von Überraschung in ihrer Stimme. » Auf jeden Fall sind Sie geduldiger, als ich es im Augenblick bin.«
    Will zuckte die Achseln. Im Kinderheim hatte er bei einigen der jüngeren Kinder ausgeholfen, vorwiegend um die Neuen davon abzubringen, die ganze Nacht zu weinen und allen anderen den Schlaf zu rauben. Er fragte: » Haben Sie von Leo Paulines Büronummer bekommen?« Faith nickte. » Wir müssen anrufen und nachprüfen, ob es dort einen Morgan gibt. Felix sagte, der Entführer sei angezogen gewesen wie er – vielleicht gibt es einen Anzugschnitt, den Morgan bevorzugt. Außerdem ist unser Kerl ungefähr eins fünfundsechzig groß und hat dunkle Haare und einen Schnurrbart.«
    » Der Schnurrbart könnte angeklebt sein.«
    Das musste Will zugeben. » Felix ist klug für sein Alter, aber ich bezweifle, ob er zwischen echt und falsch unterscheiden kann. Vielleicht hat Sara noch was aus ihm

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