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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Ohr flüsterte.
    Sara schaute hoch, als Will ins Zimmer trat, ließ sich aber von seiner Anwesenheit nicht stören. Felix starrte mit leerem Blick zum Fenster hinaus, seine Lippen waren leicht geöffnet. Sara nickte zu einem Stuhl ihr gegenüber, und da er nur gut zehn Zentimeter von Saras Knie entfernt stand, nahm Will an, dass Felix dort gesessen hatte. Er zog den Stuhl ein Stück zurück und setzte sich.
    » Felix.« Saras Stimme war ruhig, aber bestimmt, derselbe Tonfall, den sie in der Nacht zuvor bei Anna benutzt hatte. » Das ist Agent Trent. Er ist Polizist, und er wird dir helfen.«
    Felix starrte weiter zum Fenster hinaus. Es war kühl im Zimmer, aber Will sah, dass die Haare des Jungen feucht waren. Schweiß lief ihm über die Wange, und Will zog sein Taschentuch heraus, um ihn wegzuwischen. Als er dann wieder zu Sara schaute, starrte sie ihn an, als hätte er einen Hasen aus dem Zylinder gezogen.
    » Alte Angewohnheit«, murmelte Will und faltete verlegen das Tuch zusammen. Im Lauf der Jahre hatte er an der Reaktion seiner Umwelt deutlich gemerkt, dass nur alte Männer und Dandys Stofftaschentücher bei sich trugen, aber im Waisenhaus in Atlanta hatten alle Jungs eines bei sich haben müssen, und er fühlte sich ohne Taschentuch nackt.
    Sara schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen, sie habe nichts dagegen. Sie drückte Felix ihre Lippen auf den Kopf. Der Junge rührte sich nicht, aber Will hatte gesehen, dass sein Blick in seine Richtung zuckte, als wollte er sehen, was Will gerade tat.
    » Was ist das?«, fragte Will, als er eine Büchertasche neben Saras Stuhl bemerkte. Wegen der Comicfiguren und der bunten Farben nahm er an, dass die Tasche Felix gehörte. Will zog sie zu sich, öffnete den Reißverschluss und wischte einige bunte Konfetti weg, bevor er den Inhalt untersuchte.
    Leo hatte die Tasche sicher bereits eingehend untersucht, aber Will zog jeden Gegenstand heraus, als würde er ihn sorgfältig nach Spuren absuchen. » Schöne Stifte.« Er hob ein Päckchen mit Buntstiften in die Höhe. Die Verpackung war schwarz, eine Farbe, die man auf Kinderutensilien normalerweise nicht sah. » Die sind für Erwachsene. Du musst ein sehr guter Künstler sein.«
    Will erwartete keine Antwort, und Felix gab ihm auch keine, aber der Junge beobachtete ihn jetzt sehr genau, als hätte er Angst, dass Will irgendetwas aus seiner Tasche nahm.
    Als Nächstes öffnete Will eine Aktenmappe. Die Vorderseite zeigte ein reich verziertes Wappen, wahrscheinlich von Felix’ Privatschule. In einem Fach steckten offiziell aussehende Dokumente von der Schule, im anderen Blätter, die aussahen wie Felix’ Hausaufgaben. Die Schuldokumente konnte Will nicht lesen, aber an dem doppelt linierten Papier auf der Hausaufgabenseite erkannte er, dass Felix gerade lernte, auf Linien zu schreiben.
    Er zeigte dies Sara. » Seine Schrift ist ziemlich gut.«
    » Stimmt«, pflichtete Sara ihm bei. Sie beobachtete Will so genau, wie Felix es tat, und Will musste sie sich aus dem Kopf schlagen, damit er nicht vergaß, wie er seine Arbeit zu tun hatte. Sie war zu schön und zu intelligent und zu viel von allem, was Will nicht war.
    Er steckte die Mappe zurück in die Tasche und zog zwei dünne Bücher heraus. Sogar Will erkannte die ersten drei Buchstaben des Alphabets auf dem Umschlag des ersten Buchs. Die anderen beiden waren ihm ein Rätsel, und er hielt sie Felix hin und sagte: » Ich frage mich, um was es in denen geht.« Als Felix nicht antwortete, schaute Will die Umschläge wieder an und kniff dabei die Augen zusammen. » Ich schätze, dieses Schwein arbeitet in einem Restaurant, weil es den Leuten Pfannkuchen serviert.« Will schaute sich das andere Buch an. » Und diese Maus sitzt in einer Brotzeitdose. Ich schätze, die wird gleich von jemandem verspeist.«
    » Nein.« Felix sprach so leise, dass Will unsicher war, ob der Junge überhaupt etwas gesagt hatte.
    » Nein?«, fragte Will und schaute sich die Maus noch einmal an. Das Tolle mit Kindern war, dass man absolut ehrlich sein konnte, und sie meinen, man würde sie nur necken. » Ich kann nicht sehr gut lesen. Was steht hier?«
    Felix bewegte sich, und Sara drehte ihn zu Will. Das Kind griff nach den Büchern. Anstatt zu antworten, drückte Felix sich die Bücher an die Brust. Seine Lippen fingen an zu zittern, und Will fragte ihn: » Deine Mutter liest dir vor, nicht?«
    Er nickte, und dicke Tränen liefen ihm die Wangen hinab.
    Will beugte sich vor und stützte die Ellbogen

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