Sara Linton 01 - Tote Augen
sagte: » Sie hatten eine gefälschte Polizeimarke. Damit erschlichen sie sich das Vertrauen der Frauen.«
» Über diese Möglichkeit will ich lieber gar nicht nachdenken.«
Will ging es ähnlich, man sollte sie allerdings im Auge behalten. Jackie Zabels BMW war verschwunden. Die Frau bei City Foods war an diesem Morgen direkt neben ihrem Auto entführt worden. Jemand, der sich als Polizeibeamter ausgab, hätte sich ganz einfach einen Vorwand ausdenken können, um sich ihren Autos zu nähern.
Will sagte: » Charlie fand keinen Hinweis darauf, dass sich zwei verschiedene Angreifer in der Höhle aufhielten.« Doch er musste hinzufügen: » Andererseits war er nicht gerade erpicht darauf, länger da unten zu bleiben, als er unbedingt musste.«
» Was war Ihr Eindruck, als Sie da unten waren?«
» Dass ich wieder rausmuss, bevor ich einen Herzanfall bekomme«, gab Will zu und spürte, wie die Rattenkratzer auf seinen Armen wieder zu jucken anfingen. » Es ist nicht gerade ein Ort, wo man sich gerne länger aufhält.«
» Wir schauen uns die Fotos an. Vielleicht finden wir etwas, das Sie und Charlie im Eifer des Gefechts übersehen haben.«
Will wusste, dass das durchaus wahrscheinlich war. Die Fotos der Höhle würden vermutlich bereits auf seinem Schreibtisch liegen, wenn er ins Büro zurückkam. Sie konnten die Fotos dann entspannt betrachten, ohne die Enge der Umgebung direkt zu spüren.
» Zwei Opfer, Anna und Jackie. Vielleicht zwei Entführer?« Faith stellte die nächste Verbindung her. » Wenn das ihr Muster und Pauline ein weiteres Opfer ist, dann brauchen sie noch ein zweites Opfer.«
» Hey«, rief Leo und winkte ihnen. Er stand an einer Tür mit einem großen Schild darauf.
» Ärztezimmer«, las Faith laut, eine Angewohnheit, die Will sowohl verabscheute als auch zu schätzen wusste.
» Viel Glück«, sagte Leo und klopfte Will auf die Schulter.
Faith fragte: » Sie gehen?«
» Die Ärztin hat mich eben ziemlich zusammengestaucht.« Leo schien das allerdings nicht sehr viel auszumachen. » Ihr könnt mit dem Jungen reden, aber wenn sich keine Verbindung zu eurem Fall ergibt, müsst ihr die Finger von ihm lassen.«
Will überraschte diese Bemerkung. Leo war immer mehr als froh darüber gewesen, wenn andere seine Arbeit taten.
Der Detective sagte: » Glaubt mir, ich würde euch den Fall sehr gerne übergeben, aber meine Chefs sitzen mir im Nacken. Sie suchen nach Gründen, mich rauszuschmeißen. Ich brauchte eine eindeutige Verbindung, um das zu euch weiterleiten zu können.«
» Wir decken dir schon den Rücken«, versprach Faith. » Kannst du trotzdem für uns Ausschau halten nach vermissten Frauen? Weiß, Mitte dreißig, dunkelbraune Haare, erfolgreich, aber ohne viele Freunde, die sie vermissen würden.«
» Zicke mit braunen Haaren.« Er zwinkerte ihr zu. » Was habe ich sonst noch zu tun, außer für euren Fall den Laufburschen zu spielen?« Es schien ihm nichts auszumachen. » Ich bin im City Foods, falls irgendwas ist. Ihr habt meine Nummern.«
Will sah ihm nach und fragte: » Warum wollen sie Leo loswerden? Ich meine, abgesehen von den offensichtlichen Gründen?«
Faith war einige Jahre lang Leos Partnerin gewesen, und Will sah, dass sie mit dem Drang kämpfte, ihn zu verteidigen. Schließlich sagte sie: » Er ist an der Spitze seiner Gehaltsklasse. Es ist billiger, sich einen Grünschnabel aus dem Streifendienst zu holen, der den Job für das halbe Geld macht. Außerdem, wenn Leo in Frührente geht, verzichtet er auf zwanzig Prozent seiner Pension. Das Medizinische dazugerechnet, wird es noch teurer, ihn zu behalten. Die Chefs achten auf solche Sachen, wenn sie ihre Budgets aufstellen.«
Faith wollte eben die Tür öffnen, als ihr Handy klingelte. Sie schaute auf die Anruferkennung und sagte zu Will: » Jackies Schwester.« Sie schaltete ein und nickte Will zu, er solle vorausgehen.
Wills Hand war schweißfeucht, als er gegen die Holztür drückte. Sein Herz machte etwas Komisches – fast einen Extraschlag –, was er allerdings dem Schlafmangel und zu viel heißer Schokolade am Morgen zuschrieb. Dann sah er Sara Linton, und sein Herz machte dasselbe noch einmal.
Sie saß auf einem Stuhl am Fenster und hatte Felix McGhee auf dem Schoß. Der Junge war fast schon zu groß dafür, aber Sara schien gut damit zurechtzukommen. Einen Arm hatte sie um seine Taille geschlungen, den anderen um die Schultern. Mit der Hand strich sie ihm über die Haare, während sie ihm Tröstendes ins
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