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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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machte ich eine Zeitspanne durch, die bemerkenswerte Ähnlichkeit mit diesem Kindheitsdelirium hatte. Träumen, Wachsein, in Bewegung - sie waren alle gleich. Ich schildere es Ihnen, so gut ich es vermag, aber nichts, was ich sage, kann diesem seltsamen Erlebnis gerecht werden. Es war, als hätte ich einen Geheimgang unmittelbar hinter der Welt gefunden und sei durch ihn gekrochen.
     
    Zunächst war da Musik - kein Dixieland, weil keine Hörner dabei waren, aber wie Dixieland. Eine primitive, wirbelnde Art von Bebop. Drei oder vier akustische Gitarren, eine Harmonika, ein Kontrabaß (vielleicht zwei). Hinter alledem ein harter, fröhlicher Trommelschlag, der sich nicht anhörte, als käme er von einer richtigen Trommel; er hörte sich an, als würde jemand mit einem großen Talent für das Schlagzeug auf ein paar Kisten klopfen. Dann stimmte eine Frauenstimme ein - eine hohe Altstimme, nicht unweiblich, rauh bei den hohen Tönen. Sie war lachend und drängend und geheimnisvoll zugleich, und ich wußte sofort, daß ich Sara Tidwell hörte, die in ihrem Leben nie eine Schallplatte aufgenommen hatte. Ich hörte Sara Lacht, und Mann, sie rockte ab .
    »You know we’re goin back to MANderley,
We’re gonna dance on the SANderley,
I’m gonna sing with the BANderley,
We gonna ball all we CANderley -
Ball me, Baby, yeah!«
    Die Bässe - ja, es waren zwei - begannen einen Barnyard Shuffle wie das Zwischenspiel in Elvis’ Version von ›Baby
Let’s Play House‹, dann kam ein Gitarrensolo: Son Tidwell spielte dieses Chickenscratch-Ding.
    Lichter glommen in der Dunkelheit, und nun dachte ich an eine andere Frauenstimme, Claudine Clark in den fünfziger Jahren: › I see the lights, I see the party lights … red blue and green …‹ Und da waren sie, Papierlampions hingen an den Bäumen über dem Weg der Eisenbahnschwellen, der vom Haus zum Wasser führte. Partyleuchten, die geheimnisvolle Lichtkreise in der Dunkelheit warfen: rot, blau, grün.
    Hinter mir sang Sara die überleitende Passage ihres Manderley-Songs - mamma likes it nasty, mamma likes it strong, mamma likes to party all night long -, wurde aber langsam ausgeblendet. Sara and the Red-Top Boys hatten ihre Bühne in der Einfahrt aufgebaut, wie es sich anhörte, etwa dort, wo George Footman geparkt hatte, als er mir Max Devores Vorladung brachte. Ich näherte mich dem See durch Lichtkreise, an Partyleuchten vorbei, um die Falter mit weichen Schwingen flatterten. Eine hatte einen Weg in eine Leuchte hinein gefunden und warf einen monströsen, fledermausähnlichen Schatten gegen das gerippte Papier. Die Blumenkästen, die Jo neben die Stufen gestellt hatte, waren voll von nachtblühenden Rosen. Im Licht der Lampions sahen sie blau aus.
    Die Musik der Band war jetzt nur noch ein schwaches Murmeln; ich konnte Sara ihren Text schreien und dabei lachen hören, als wäre es das Komischste, das ihr je untergekommen sei, dieses Manderley-sanderley-canderley-Zeug, aber die einzelnen Worte konnte ich nicht mehr verstehen. Viel deutlicher war das Plätschern des Sees an der letzten Treppenstufe, das hohle Scheppern der Kanister unter dem schwimmenden Floß und der Schrei eines Eisvogels, der aus der Dunkelheit ertönte. Jemand stand rechts von mir auf der Straße, am Seeufer. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber die braune Sportjacke und das T-Shirt darunter. Die Aufschläge verdeckten einen Teil der Botschaft auf dem Hemd, so daß sie folgendermaßen aussah:
    Ich wußte auch so, was es hieß - in Träumen weiß man so etwas fast immer, oder nicht? NORMALE SPERMIENZAHL, ein fast klassischer spezieller Brüller für das Village Café.
    Ich lag im Schlafzimmer im Nordflügel und träumte das alles, und da wachte ich gerade lange genug auf, um zu wissen , daß ich träumte … nur war es, als würde ich in einen anderen Traum erwachen, denn Bunters Glöckchen läutete wie verrückt, und es stand jemand in der Diele. Mr. Normale Spermienzahl? Nein, der nicht. Der Schatten, der auf die Tür fiel, war nicht ganz der eines Menschen. Er war bucklig, die Arme kaum zu erkennen. Ich richtete mich beim silbernen Klang der Glocke auf, zog ein loses Ende der Decke über die nackte Taille und war überzeugt, daß das Leichentuch-Ding da draußen war - das Leichentuch-Ding, das aus seinem Grab gekommen war, um mich zu holen.
    »Bitte nicht«, sagte ich mit einer trockenen und zitternden Stimme. »Bitte nicht, bitte.«
    Der Schatten an der Tür hob die Arme. » It ain’t nuthin

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