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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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überkronter Zähne zu sehen waren. »Was wollen Sie denn?« fauchte er fast, als wäre Bissonette gerade vorbeigekommen, um ihm vom Weg der Mormonen oder vielleicht der Rosenkreuzer zu erzählen.
    »Ich möchte, daß Sie aufhören, den Mann in eine bestimmte Richtung zu drängen, und ich möchte, daß die ganze Sache mit dem Blumenpflücken aus dem Protokoll gestrichen wird«, sagte Bissonette.
    »Warum?« bellte Durgin.
    »Weil Sie versuchen, Dinge ins Protokoll zu bekommen, die der Zeuge nicht sagen wird. Wenn Sie vielleicht eine kurze Pause machen wollen, damit wir eine Konferenzschaltung zu Richter Rancourt legen lassen und seine Meinung einholen können -«
    »Ich ziehe die Frage zurück«, sagte Durgin. Er sah mich mit einer Art von hilfloser, mürrischer Wut an. »Mr. Noonan, möchten Sie mir helfen, meinen Job zu machen?«
    »Ich möchte Kyra Devore helfen, wenn ich kann«, sagte ich.
    »Nun gut.« Er nickte, als hätte keine Unterbrechung stattgefunden. »Dann sagen Sie mir bitte, worüber Sie und Maxwell Devore gesprochen haben.«
    »Ich kann mich nicht erinnern.« Ich sah ihm in die Augen und wandte den Blick nicht von ihm. »Vielleicht«, sagte ich, »können Sie meine Erinnerung auffrischen.«
    Es folgte ein Augenblick der Stille, wie man ihn manchmal bei Pokerspielen um hohe Summen findet, wenn die letzten Einsätze gemacht wurden und kurz bevor die Spieler ihre
Karten zeigen. Sogar der alte Bomberpilot schwieg, und seine Augen über der Maske blinzelten nicht. Dann schob Durgin mit dem Handballen den Kassettenrecorder beiseite (die Linie um seinen Mund verriet mir, daß er im Moment so darüber dachte wie ich häufig über das Telefon) und kam wieder auf den Morgen des vierten Juli zurück. Er fragte nicht nach meinem Abendessen mit Mattie und Ki am Dienstag abend und kam auch nicht mehr auf mein Telefongespräch mit Devore zu sprechen - bei dem ich diese ganzen albernen und leicht zu widerlegenden Sachen gesagt hatte.
    Ich beantwortete Fragen bis elf Uhr dreißig, aber das Gespräch war eigentlich in dem Moment zu Ende, als Durgin den Recorder mit dem Handballen beiseite schob. Ich wußte es, und ich bin ziemlich sicher, daß er es auch wußte.
     
    »Mike! Mike, hier drüben!«
    Mattie winkte von den Tischen des Picknickplatzes hinter dem Musikpavillon des Stadtparks. Sie sah strahlend und glücklich aus. Ich winkte zurück und ging in ihre Richtung, wobei ich kleinen Kindern auswich, die Nachlaufen spielten, an einem Teenagerpärchen vorbeikam, das auf dem Gras herumknutschte, und mich unter einem Frisbee wegduckte, den ein deutscher Schäferhund sich gekonnt im Sprung aus der Luft schnappte.
    Ein großer, schlaksiger Rothaariger war bei ihr, aber ich bekam kaum Gelegenheit, ihn mir anzusehen. Mattie lief mir entgegen, als ich noch auf dem Kiesweg war, schlang die Arme um mich, drückte mich - und es war keine zimperliche Umarmung ohne Körperkontakt - und küßte mich so fest auf den Mund, daß sie mir die Lippen gegen die Zähne drückte. Als sie sich von mir löste, geschah es mit einem herzhaften Schmatz. Sie faßte mich an den Schultern und sah mich voll unverhohlener Freude an. »War das der dickste Kuß, den Sie je bekommen haben?«
    »Der dickste in den letzten vier Jahren«, sagte ich. »Sind Sie damit zufrieden?« Und wenn sie nicht in den nächsten Sekunden zurückwich, würde sie den physischen Beweis dafür bekommen, wie sehr ich ihn genossen hatte.

    »Muß ich wohl.« Sie drehte sich mit einer komischen Art von Trotz zu dem rothaarigen Burschen um. »War das in Ordnung?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte er, »aber wenigstens sind Sie momentan nicht in Sichtweite der alten Knaben in der All-Purpose-Werkstatt. Mike, ich bin John Storrow. Schön, Sie persönlich kennenzulernen.«
    Ich mochte ihn sofort, was vielleicht daran lag, daß ich ihn dabei antraf, wie er in seinem dreiteiligen New Yorker Anzug penibel Pappteller auf einen Picknicktisch stellte, während ihm sein rotes Haar wie Tang um den Kopf wehte. Seine Haut war hell und sommersprossig; Haut, die nie braun wurde, sondern nur Sonnenbrand bekam und sich in großen, ekzemartigen Fetzen abschälte. Als wir uns die Hände schüttelten, hatte ich den Eindruck, als würde seine nur aus Knöcheln bestehen. Er mußte mindestens dreißig sein, sah aber aus, als wäre er in Matties Alter, und ich schätzte, daß noch einmal fünf Jahre vergehen würden, bis er einen Drink bekam, ohne seinen Führerschein zeigen zu müssen.
    »Setzen

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