Sara
kann ich nicht sagen - habe meine Kristallkugel zu Hause vergessen.«
Wieder sah ich das häßliche Flackern in Durgins Augen. »Mr. Noonan, ich kann Ihnen versichern, wenn Sie diese Frage hier nicht beantworten, dann werden Sie mit Sicherheit von Malibu oder Fire Island herbeizitiert, oder wo immer Sie Ihr nächstes Opus schreiben, um sie später zu beantworten.«
Ich zuckte die Achseln. »Ich sagte schon, ich war mit dem Kind beschäftigt. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie schnell die Mutter war oder wie gut Royce Merrills Sehkraft ist oder ob Deputy Footman die richtigen Bremsspuren vermessen hat. Ich kann Ihnen sagen, auf diesem Straßenabschnitt findet man verdammt viel Gummi. Aber nehmen wir einmal an, sie wäre fünfzig gefahren? Sagen wir, vielleicht sogar fünfundfünfzig. Sie ist einundzwanzig Jahre alt, Durgin. Mit einundzwanzig ist das Fahrvermögen eines Menschen am besten. Wahrscheinlich wäre sie dem Kind ausgewichen, und zwar mühelos.«
»Ich denke, das genügt.«
»Warum? Weil Sie nicht bekommen, was Sie wollten?« Bissonette trat mir wieder gegen den Knöchel, aber ich achtete nicht darauf. »Wenn Sie auf Kyras Seite sind, warum hören Sie sich dann an, als wären Sie auf der ihres Großvaters?«
Ein unheilvolles Lächeln umspielte Durgins Lippen. Ein Lächeln, das sagt: Okay, Superhirn, du willst spielen? Er zog den Kassettenrecorder etwas näher zu sich. »Da Sie Kyras Großvater erwähnt haben, Mr. Maxwell Devore aus Palm Springs, reden wir eine Weile über ihn, ja?«
»Es ist Ihre Show.«
»Haben Sie je mit Maxwell Devore gesprochen?«
»Ja.«
»Persönlich oder am Telefon?«
»Telefon.« Ich überlegte, ob ich hinzufügen sollte, daß er irgendwie meine Geheimnummer bekommen hatte, dann fiel mir ein, daß Mattie das auch gelungen war, und ich beschloß, den Mund zu halten.
»Wann war das?«
»Letzten Samstag abend. Am Abend des vierten. Er hat angerufen, als ich mir das Feuerwerk angesehen habe.«
»Und war das Thema des Gesprächs Ihr kleines Abenteuer an diesem Morgen?« Während er fragte, griff Durgin in die Tasche und holte eine Kassette heraus. Die Geste hatte etwas Ostentatives; in diesem Augenblick sah er wie ein Zauberer aus, der beide Seiten eines Seidentuchs vorzeigt. Und er bluffte. Ich konnte nicht sicher sein … aber ich war es. Devore hatte unser Gespräch tatsächlich mitgeschnitten - das Grundrauschen war zu laut gewesen, und auf einer unterschwelligen Ebene hatte ich das schon während des Gesprächs gewußt -, und ich war überzeugt, daß sich das Gespräch tatsächlich auf der Kassette befand, die Durgin gerade langsam in den Rekorder schob … aber es war ein Bluff.
»Ich erinnere mich nicht«, sagte ich.
Durgin, der gerade die transparente Klappe des Kassettenfachs zudrücken wollte, erstarrte in der Bewegung. Er sah mich mit offenem Unglauben an … und etwas anderem. Ich vermutete, daß dieses andere Überraschung und Wut waren.
»Sie erinnern sich nicht? Kommen Sie, Mr. Noonan. Schriftsteller trainieren doch bestimmt ihr Gedächtnis, sich an Unterhaltungen zu erinnern, und diese liegt erst eine Woche zurück. Sagen Sie mir, worüber Sie gesprochen haben.«
»Ich kann es wirklich nicht sagen«, entgegnete ich mit gelassener, farbloser Stimme.
Einen Augenblick sah Durgin fast hektisch aus. Dann glätteten sich seine Züge. Ein polierter Fingernagel verweilte über den Tasten REW, FF, PLAY und REC. »Wie hat Mr. Devore das Gespräch begonnen?« fragte er.
»Er sagte hallo«, antwortete ich freundlich, und hinter der Stenomaske ertönte ein kurzer, gedämpfter Laut. Konnte sein, daß der alte Bursche sich geräuspert hatte; konnte ein unterdrücktes Lachen gewesen sein.
Durgin bekam rote Flecken auf den Wangen. »Nach dem Hallo? Was dann?«
»Ich erinnere mich nicht.«
»Hat er Sie nach dem Vormittag gefragt?«
»Ich erinnere mich nicht.«
»Haben Sie ihm nicht gesagt, daß Mary Devore und ihre Tochter zusammen waren, Mr. Noonan? Daß sie gemeinsam Blumen gepflückt haben? Haben Sie das nicht diesem besorgten Großvater erzählt, als er sich nach dem Zwischenfall erkundigte, der am vierten Juli Stadtgespräch war?«
»O Mann«, sagte Bissonette. Er hob eine Hand über dem Tisch und berührte die Handfläche mit den Fingerspitzen der anderen Hand, so daß ein Schiedsrichter-T entstand. »Auszeit.«
Durgin sah ihn an. Die Röte seiner Wangen war jetzt ausgeprägter, die Lippen hatte er so weit zurückgezogen, daß die Spitzen kleiner, ebenmäßig
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