Sara
Rollstuhl dasein, lachen und klatschen und alle fünfzehn Minuten oder so seinen verdammten Sauerstoff nuckeln.«
»Keine schlechte Idee«, sagte John. »Ich muß am Wochenende nach New York zurück - ich breche après Osgood auf -,
aber vielleicht lasse ich mich am Dienstag blicken. Vielleicht bringe ich sogar meinen Handschuh mit.« Er räumte unseren Abfall zusammen, und ich fand wieder, daß er penibel und bezaubernd zugleich aussah, wie Stan Laurel mit Schürze. Mattie zog ihn beiseite und machte weiter.
»Niemand hat Twinkies gegessen«, sagte sie ein wenig traurig.
»Bringen Sie sie Ihrer Tochter mit«, sagte John.
»Auf keinen Fall. Ich lasse sie so was nicht essen. Für was für eine Mutter halten Sie mich?«
Sie sah unsere Mienen, überlegte, was sie gerade gesagt hatte, und prustete vor Lachen. Wir stimmten ein.
Matties alter Scout parkte in einer der schrägen Parkbuchten hinter dem Kriegerdenkmal, das in Castle Rock ein Soldat aus dem Ersten Weltkrieg mit einer gehörigen Portion Vogelscheiße auf seinem Salatschüsselhelm ist. Daneben parkte ein brandneuer Taurus mit einem Aufkleber von Hertz über der Inspektionsplakette. John warf seine Aktentasche - beruhigend dünn und nicht sehr auffällig - auf den Rücksitz.
»Wenn ich es am Dienstag schaffe, rufe ich Sie an«, sagte er Mattie. »Wenn es mir gelingt, über diesen Osgood einen Termin bei Ihrem Schwiegervater zu bekommen, rufe ich Sie ebenfalls an.«
»Ich spendiere die italienischen Sandwiches«, sagte Mattie.
Er lächelte, dann nahm er ihren Arm in eine und meinen in die andere Hand. Er sah aus wie ein frisch geweihter Priester, der im Begriff ist, sein erstes Paar zu trauen.
»Sie beide können miteinander telefonieren, wenn es sein muß«, sagte er, »denken Sie aber stets daran, daß beide Leitungen abgehört werden könnten. Treffen Sie sich im Supermarkt, wenn es sich ergibt. Mike, Sie sehen sich vielleicht veranlaßt, in der hiesigen Bibliothek vorbeizuschauen und ein Buch auszuleihen.«
»Aber erst wenn Sie Ihren Ausweis verlängert haben«, sagte Mattie und sah mich mit einem züchtigen Blick an.
»Aber keine Besuche mehr in Matties Wohnwagen. Ist das klar?«
Ich sagte ja; sie sagte ja; John Storrow sah nicht überzeugt aus. Ich fragte mich, ob er unseren Gesichtern und Körpern etwas ansah, das nicht dasein sollte.
»Sie sind auf eine Strategie fixiert, die nicht funktionieren wird«, sagte er. »Wir dürfen nicht riskieren, ihnen die Möglichkeit einer Kursänderung einzuräumen. Das bedeutet versteckte Andeutungen über Sie beide; es bedeutet auch Andeutungen über Mike und Kyra.«
Mit ihrem schockierten Gesichtsausdruck sah Mattie wieder wie zwölf aus. »Mike und Kyra! Was meinen Sie damit?«
»Vorwürfe des Kindesmißbrauchs von Leuten, die so verzweifelt sind, daß sie alles versuchen.«
»Das ist lächerlich«, sagte sie. »Und wenn mein Schwiegervater versuchen sollte, derart mit Schlamm zu werfen -«
John nickte. »Ja, dann wären wir verpflichtet, sofort welchen zurückzuwerfen. Das bedeutet Zeitungsberichte von Küste zu Küste, vielleicht sogar Fernsehen im Gerichtssaal, Gott steh uns bei. Das alles wollen wir nicht, wenn wir es vermeiden können. Es ist nicht gut für die Erwachsenen und schon gar nicht für das Kind. Jetzt oder später.«
Er bückte sich und gab Mattie einen Kuß auf die Wange.
»Das alles tut mir leid«, sagte er und hörte sich an, als täte es ihm wirklich leid. »So ist das nun mal in Sorgerechtsfällen.«
»Ich glaube, Sie hatten mich gewarnt. Es ist nur … der Gedanke, daß jemand so etwas erfinden könnte, nur weil es keine andere Möglichkeit gibt, zu gewinnen …«
»Ich will Sie noch einmal warnen«, sagte er. Sein Gesichtsausdruck wurde so grimmig, wie es mit seinen jugendlichen und unbeschwerten Zügen möglich war. »Wir haben hier einen sehr reichen Mann mit einem sehr wackeligen Fall. Die Kombination könnte so ähnlich sein, als würde man mit altem Dynamit arbeiten.«
Ich wandte mich an Mattie. »Machen Sie sich immer noch Sorgen über Ki? Glauben Sie noch, daß sie in Gefahr ist?«
Ich sah, wie sie sich überlegte, ob sie der Antwort ausweichen sollte - wahrscheinlich aus schlichter alter Yankee-Reserviertheit -, und dann beschloß, es nicht zu tun. Vielleicht
dachte sie, daß sie sich den Luxus, ausweichend zu sein, nicht leisten konnte.
»Ja. Aber das ist nur ein Gefühl, wissen Sie.«
John runzelte die Stirn. Ich nahm an, der Gedanke, Devore könnte
Weitere Kostenlose Bücher