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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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können sich über die Nacht ins Fäustchen lachen, als du im Spago ein Starlet auf deinen Schoß gezogen und versucht hast, ihr die Zunge ins Ohr zu stecken, aber fressen können sie dich nicht wirklich. Deshalb legte ich den Hörer auch nicht weg, weil ich befürchtete, die Post könnte mich eine Heulsuse nennen oder ich könnte in Jay Lenos Eröffnungsmonolog erwähnt werden; es war die Erkenntnis, daß ich keine Beweise hatte. Niemand hatte uns gesehen. Und für Max Devore wäre es die einfachste Sache der Welt, ein Alibi für sich und seine persönliche Assistentin zu finden.
    Und da war noch etwas, was den Ausschlag gab: die Vorstellung, der County Sheriff könnte George Footman alias Daddy schicken, um meine Aussage aufzunehmen, wie der fiese Mann den kleinen Mikey in den See geschubst hatte. Was würden die drei später zusammen darüber lachen!

    Statt dessen rief ich John Storrow an, damit er mir sagen konnte, daß ich das Richtige tat, das einzig Sinnvolle. Weil er mir bestätigen sollte, daß nur verzweifelte Männer zu derart verzweifelten Maßnahmen greifen (ich hatte vor, zumindest vorläufig zu übersehen, wie die beiden gelacht hatten, als hätten sie einen Riesenspaß gehabt), und daß sich nichts geändert hatte, was Ki Devore betraf - daß die Sorgerechtsklage ihres Großvaters immer noch auf wackeligen Beinen stand.
    Ich bekam Johns Anrufbeantworter zu Hause und hinterließ eine Nachricht - bitte rufen Sie Mike Noonan an, kein Notfall, aber Sie können auch noch spät zurückrufen. Dann versuchte ich es in seinem Büro, weil mir das Evangelium nach John Grisham durchaus geläufig war: Junge Anwälte arbeiten bis zum Umfallen. Ich hörte mir die Bandansage des Kanzleianrufbeantworters an, befolgte die Anweisungen und drückte STO auf der Tastatur meines Telefons, die ersten drei Buchstaben von Johns Nachnamen.
    Nach einem Klicken meldete er sich - leider wieder nur eine Aufzeichnung. »Hi, hier ist John Storrow. Ich bin über das Wochenende nach Philly gefahren, um meine Eltern zu besuchen. Am Montag werde ich im Büro sein; den Rest der Woche bin ich geschäftlich unterwegs. Von Dienstag bis Freitag erreichen Sie mich mit größter Wahrscheinlichkeit unter …«
    Die Nummer, die er nannte, begann mit 207-955, was Castle Rock bedeutete. Ich nahm an, daß es sich um das Hotel handelte, wo er zuvor gewohnt hatte, das hübsche oben auf dem View. »Mike Noonan«, sagte ich. »Rufen Sie mich an, wenn Sie können. Ich habe auch eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter in Ihrer Wohnung hinterlassen.«
    Ich ging in die Küche, um ein Bier zu holen, stand aber nur vor der Kühlschranktür und spielte mit den Magneten. Hurenbock, hatte er mich genannt. Schau an, Hurenbock, wo ist Ihre Hure? Eine Minute später hatte er mir angeboten, meine Seele zu retten. Eigentlich ziemlich komisch. Wie ein Alkoholiker, der dir anbietet, auf deine Hausbar aufzupassen. Ich finde, er hat mit aufrichtiger Zuneigung von Ihnen gesprochen , hatte Mattie gesagt. Ihr Urgroßvater und sein Urgroßvater haben in dieselbe Latrine geschissen.

    Ich ging weg vom Kühlschrank, ohne ein Bier genommen zu haben, lief zum Telefon zurück und rief Mattie an.
    »Hi«, sagte eine andere offensichtlich aufgezeichnete Stimme. Ich hatte kein Glück. »Ich bin es, aber ich bin entweder unterwegs oder kann im Moment nicht ans Telefon kommen. Hinterlassen Sie eine Nachricht, ja?« Eine Pause, das Rauschen des Mikrophons, ein fernes Flüstern, und dann Kyra, so laut, daß mir fast das Ohr abfiel: » Wir bitten um eine fröhliche Nachricht! « Es folgte Gelächter von beiden, das vom Pfeifton abgeschnitten wurde.
    »Hi, Mattie, hier ist Mike Noonan«, sagte ich. »Ich wollte nur -«
    Ich weiß nicht, wie ich diesen Gedanken beendet hätte, aber das mußte ich nicht. Es klickte, dann sagte Mattie selbst: »Hallo, Mike.« Der Unterschied zwischen dieser niedergeschlagenen, resignierten Stimme und der fröhlichen Stimme des Bandes war so frappant, daß ich einen Moment still blieb. Dann fragte ich sie, was los war.
    »Nichts«, sagte sie und fing an zu weinen. »Alles. Ich habe meinen Job verloren. Lindy hat mich gefeuert.«
     
    Natürlich hatte Lindy es nicht feuern genannt. ›Etatknappheit‹, hatte sie es genannt, aber natürlich hatte sie feuern gemeint, und ich wußte, wenn ich mir die Finanzen der Four Lakes Consolidated Library ansehen würde, würde ich feststellen, daß über die Jahre einer der Hauptsponsoren ein gewisser Mr. Max Devore

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