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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Einbildung war. Versuchte jedenfalls, es mir einzureden. »Was hat er dazu gesagt, daß Sie Ihren Job auf diese Weise verloren haben?«
    »Dasselbe wie Sie. Aber bei ihm fühlte ich mich nicht sicher. Bei Ihnen schon. Ich weiß nicht, warum.« Ich wußte es. Ich war ein älterer Mann, und darin liegt die hauptsächliche Faszination, die wir auf junge Frauen ausüben: Bei uns fühlen sie
sich sicher. »Er kommt am Dienstag morgen wieder her. Ich sagte, daß ich mit ihm zu Mittag esse.«
    Aalglatt, ohne ein Beben oder Zögern in der Stimme, sagte ich: »Vielleicht könnte ich mich dazugesellen.«
    Matties Stimme wurde auf diesen Vorschlag hin wärmer; daß sie so bereitwillig darauf einging, weckte paradoxerweise Schuldgefühle in mir. »Das wäre toll! Soll ich ihn anrufen und vorschlagen, daß Sie beide hierherkommen? Ich könnte wieder grillen. Vielleicht schicke ich Ki nicht in die Bibelschule, so daß wir zu viert sind. Sie hofft, daß Sie ihr wieder eine Geschichte vorlesen. Das hat ihr gefallen.«
    »Hört sich prima an«, sagte ich und meinte es ernst. Durch Kyras Anwesenheit wirkte alles natürlicher, nicht so aufdringlich meinerseits. Und ihrerseits nicht so sehr wie ein Tête-àtête. John konnte man nicht beschuldigen, daß er ein übertriebenes Interesse an seiner Mandantin nähme. Am Ende wäre er mir wahrscheinlich dankbar. »Ich glaube, Ki könnte für ›Hänsel und Gretel‹ bereit sein. Wie geht es Ihnen, Mattie? Gut?«
    »Viel besser als vor Ihrem Anruf.«
    »Schön. Es wird alles gut werden.«
    »Versprechen Sie es mir.«
    »Das habe ich gerade.«
    Eine kurze Pause. »Geht es Ihnen gut, Mike? Sie klingen ein bißchen … ich weiß nicht … ein bißchen seltsam.«
    »Prima«, sagte ich, und das traf zu auf jemanden, der vor einer Stunde ziemlich sicher gewesen war, daß er ertrinken würde. »Kann ich Ihnen eine Frage stellen, bevor ich auflege? Weil sie mich wahnsinnig macht.«
    »Natürlich.«
    »An dem Abend, als wir zusammen gegessen haben, sagten Sie, Devore hätte Ihnen erzählt, daß sein Urgroßvater und meiner sich gekannt hätten. Ziemlich gut sogar, ihm zufolge.«
    »Er hat gesagt, daß sie in dieselbe Latrine geschissen haben. Ich hielt das für elegant formuliert.«
    »Hat er sonst noch etwas gesagt? Denken Sie genau nach.«
    Das tat sie, aber ihr fiel nichts ein. Ich bat sie, mich anzurufen, sollte ihr noch etwas zu der Unterhaltung einfallen, sollte sie sich einsam oder ängstlich fühlen oder über irgend etwas
Sorgen machen. Ich wollte ungern zuviel sagen, hatte aber bereits entschieden, daß ich mit John offen über mein jüngstes Abenteuer sprechen mußte. Es konnte angezeigt sein, den Privatdetektiv aus Lewiston - George Kennedy, wie der Schauspieler - einen oder zwei Mann ins TR schicken zu lassen, damit sie Mattie und Kyra im Auge behielten. Max Devore war verrückt, wie mein Hausmeister gesagt hatte. Damals hatte ich es nicht verstanden, jetzt schon. Und wenn mir Zweifel kamen, mußte ich nur meinen Hinterkopf berühren.
    Ich drehte mich zum Kühlschrank um und vergaß wieder, ihn zu öffnen. Statt dessen streckte ich die Hände nach den Magneten aus, schob sie herum und verfolgte, wie sich Worte bildeten, zerfielen, entwickelten. Es war eine seltsame Art zu schreiben … aber es war Schreiben. Ich merkte es an der Art, wie ich fast in Trance fiel.
    Dieser halb hypnotisierte Zustand ist etwas, das man kultiviert, bis man es per Willenskraft an- und abschalten kann … wenigstens dann, wenn alles gut läuft. Der intuitive Teil des Verstands koppelt sich ab, wenn man zu arbeiten anfängt, und steigt auf eine Höhe von etwa zwei Metern (vielleicht drei, an guten Tagen). Dort angekommen, bleibt er einfach in der Schwebe und sendet Botschaften schwarzer Magie und bunte Bilder. An normalen Tagen ist dieser Teil an den Rest der Maschine angekoppelt und weitgehend vergessen … bis auf die gewissen Anlässe, wenn er sich aus eigenen Stücken befreit, man unerwartet in Trance verfällt und der Verstand Assoziationen beschwört, die nichts mit rationalem Denken zu tun haben und in unerwarteten Bildern erstrahlen. In gewisser Weise ist das der seltsamste Teil des kreativen Prozesses. Die Musen sind Geister, und manchmal erscheinen sie ungebeten.
    In meinem Haus spukt es.
    In Sara Lacht hat’s immer gespukt … Sie haben die Geister aufgeschreckt.
    aufgeschreckt , schrieb ich auf dem Kühlschrank. Aber es sah nicht richtig aus, daher machte ich einen Kreis aus Obst- und Gemüsemagneten

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